Eugen Onegin: Kapitel eins, erste Strophe

Er lebte eilig und fühlte hastig.
Fürst Wjasemski

„Mein Onkel, als man ihn gesalbt,
Rief zu sich seinen einzigen Neffen,
Zwang sich zur Achtung seiner selbst
Und konnte es nicht besser treffen.
Sein Tod gilt andern als gelungen;
Aber mein Gott! für diesen Jungen –
Welch eine Ödnis, Tag & Nacht
Hat er am Sterbebett verbracht.
Niemand entgeht dann solcher Tücke:
Man muntert sieches Leben auf,
Hilft ihm in seinen Kissen auf,
Und zwischen Pillenbar & Krücken
Seufzt jemand still & denkt verstohlen:
Wann kommt dich wohl der Teufel holen!“

Herr Klopsig und Frau Edelsüß (3)

Der Großschriftsteller

Frau Edelsüß führte wirklich ein abwechslungsreiches Le­ben. Der fehlende Zwang, sich einer Erwerbstätigkeit zu­zu­wen­den, verleitete sie zu einer professionellen Sprung­haf­tigkeit, die in früheren Zeiten Universal­ge­lehrt­heit genannt wurde. Jetzt er­blickte man in einer solchen Vielseitigkeit das si­chere An­zei­chen für Dilletantismus. Frau Edelsüß – sich ihrer vor­nehmen Herkunft bewußt – zeigte sich gegen derartige niedere Sei­ten­­hiebe erhaben. Die Künstler, Komponisten und Schrift­stel­ler aller Sparten schätzten sie als Ge­sprächs­partnerin, Be­ra­terin, Coach und hätten sie gern auch als Couch benutzt. Letzteres wußte Frau Edelsüß geschickt zu verhindern.

Diesmal hatte sie ein berühmter Großschriftsteller in seine Klause eingeladen. Frau Edelsüß behauptete, daß es die Ge­rad­linigkeit sei, die zum Schreiben verhelfe, die Gerad­linig­­keit, die sie verlasse, wenn sie mit Gott spreche, ins­geheim, zu der sie zurückkehre, indem sie schreibe.

„Sie schreiben selbst?“ staunte der berühmte Groß­schrift­steller. Dem aufmerksamen Leser sind die historischen Parvenüs von Frau Edelsüß bereits bekannt.

„Nicht der Exzeß motivert mich“, setzte Frau Edelsüß ihren Bericht fort, „sondern die tägliche Disziplin.“ Diesen Satz meinte Frau Edelsüß gewiß nicht wörtlich. Er war eine Provo­kation, auf die der berühmte Großschriftsteller sog­leich ansprang.

„Meine liebe junge Freundin“, sprach er großväterlich, „Sie reden, als wären Sie ein alter Mensch.“

Daraufhin zog der berühmte Großschriftsteller ein Buch aus dem Regal.

„Kennen Sie Weigand, Dramatiker aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts?“ fragte er Frau Edelsüß. Sie schüttelte vage den Kopf.

„Natürlich habe ich den Namen schon einmal gehört, aber nichts von ihm gelesen.“

Das Übliche. Es war kein Wunder, denn Weigand stammte aus Tauberfranken, einer Provinz, die mit der Sint­flut rettungslos untergegangen war.

„Weigand“, belehrte der berühmte Großschriftsteller seine liebe junge Freundin weiter, „Weigand hat wie kein anderer den Alltag geschildert, durchdrungen, ihm mit einer Lust Leben eingehaucht, daß man glaubt, im Alltäglichen der kleinen Leute das eigentliche Drama wiederzuerkennen, das Drama der menschlichen Existenz überhaupt wie das Drama der eigenen Existenz. Wovon die Zeitungen schwei­gen.“

Soweit der berühmte Großschriftsteller. Frau Edelsüß dank­­­te und verabschiedete sich. Zu Hause eingetroffen, spür­­­te sie eine unbändige Neugier, ihre Bildungslücke auf­zu­­füllen und etwas zu lesen. Eine solche Schlappe sollte ihr so rasch nicht widerfahren.

Beim nächsten Besuch des Großschriftstellers bat Frau Edelsüß Herrn Klopsig, sie zu begleiten. Denn der Groß­schrift­steller empfing sie zum Dinner in seinem Strandhaus weit vor der Stadt. Die dreißig Jahre jüngere Frau des Großschriftstellers trug glatte, lange, schwarze Haare. Auf wun­­dersame Weise strahlte ihre Schönheit aus und ver­schö­nerte ohne weiteres Zutun auch die Gäste, das heißt Herrn Klop­sig, denn Frau Edelsüß bedurfte keiner Ver­schö­nerung… Man plauderte am Kamin ein wenig über Wei­gand, der der Leib- und Magenautor des Groß­schrift­stel­lers zu sein schien. Dann führte die junge Frau des Haus­herrn die Gäste zu ihren Betten.

Herr Klopsig traute seinen Augen nicht: Sie entkleidete sich vor ihnen. Schamvoll preßte Herr Klopsig den Kopf ins Kissen. Es gelang ihm, einen kurzen Blick auf die Rundung ihres Hinterns zu erhaschen, unbemerkt von Frau Edelsüß, die die Gastgeberin und Herrn Klopsig im Auge behielt. Der heimlich erspähte Hintern spukte im Kopf von Herrn Klopsig umher und entwickelte sich zu einem bemerkenswerten Kinoerlebnis.

Um sich abzulenken, griff Herr Klopsig nach einem Buch. Es handelte sich um ein Frühwerk des Großschriftstellers. Auf den ersten Seiten war der Autor im Gespräch mit dem Verleger abgebildet: fett, auf­gedunsen, den Kopf von einer lockigen, weißen Mat­te bedeckt wie im Ba­rockzeitalter. Herr Klopsig zeigte Frau Edel­süß das Foto.

„Der hat sich aber verbessert“, sagte Frau Edelsüß und lach­te herzhaft.

Mein Gott, Gottfried…

Trage die Reime durch Raum & Zeit,
Schütte die Seime aus Vorvergangenheit
Nun ruhig ins Wasser, Grashalm blüht,
Solange das Verslein im Hirnstamm glüht.

Zertreten die Trauben fließend vor Lust –
So erzittert die Zeile neu in der Brust,
Wo Reime, Seime & Vorvergangenheit
Sich neu kombinieren in Raum & Zeit.

Die Neuheit, das Neue – als Syntax kam
& nahm die Klänge fest in den Arm,
Da wurde Sinn aus Singsang:  Neu
_ _ _ . .  ,  _ _ . . _  .

Du ruhst nun, Wasser aus Himmeln
Bricht – alle Messen gesungen, dich
Juckt es nicht:  Trage die Reime durch
Raum & Zeit bis in all ihre Seime:

/2 Strophen undeutlich/

Die Gleichklänge kranken – alles einerlei!
Auch dieses Murmeln: Vorvergangenheit.
Böse blicken die Blumen zum Auge herein –
„Nimm schon diesen Duft & wickle ihn ein.“

Muggel

Ach Harry, diese Muggel. Die Menschen ohne magische Begabung. Wie schwer es ist, mit ihnen umzugehn. Sie zu umgehn ist besser. Welcher G – Schlüssel hat mich geritten, in dieses Torhaus zu fahren. Die Hoffnung auf eine gute Narretei ? Der Wunsch nach einem magischen Moment an einem tristen Sonntagnachmittag ? ( Das wärs. Doch weit gefehlt. ) Was also trieb mich hin ? In ein Konzert, das ich bei klarer Scheibe von vornherein gemieden hätte. Die Liebe. Die Liebe zu einer alten Dame und zur Musik ganz allgemein und unerschütterbar. Ich liebe Bach. Und Beethoven ist in Ordnung. Mozart – eine Köstlichkeit und Händel könnte schön sein. Und ich liebe Jazz.

Das stereotype Verwandeln genialer musikalischer Einfälle der Altmeister in endloses Jazzgedudel ist allerdings so mit das erste, was ich im Radio abdrehen würde. ( Wo ist der Knopf. Oh Harry hilf. ) Sehr kühn auch Improvisation benannt. Oder heißt das Adaption in diesem Fall ? Keine Ahnung. Jedenfalls Fingerarbeit. Im Akkord. Soweit Klavier, Respekt. Doch die Mechanik nicht zu überhören. Die Mugge nicht zu übersehn. ( So heißt es , das Gelegenheitsgeschäft. )

Und der Posaunenengel erst. Besser gesagt – der Saxophonist – mit dem Antlitz eines Posaunenengels. Rehblick, sanft und helles Blau. Ein Lächeln nach vollbrachtem Ton, das man in der Schale des Zorns ersäufen möchte, auf daß ihm Flügel wachsen, in der Lunge. Als dann der Knabe noch zur Flöte greift, richte ich verstohlen meinen Kugelschreiber auf ihn und flüstere entschlossen : Expelliamus ! Aber nichts geschieht. Ich bin wohl doch ein Squib. Und dies ist keine zauberhafte Stunde.

Bei Titel 3 das leichte Kribbeln im Gebälk. Mit Titel 6 der Schweißausbruch. Die Denkschleife rudimentär : reductio, reductio…Nach Titel 9 – der Herr in Deckung schläft bereits – das völlig außer Kontrolle geratende Bedürfnis nach Dehnung, nicht nur des Rachenraums. Die Eselsohren der überdimensionalen Eintrittskarte in den Händen meiner Stuhlnachbarin sind inzwischen so weit durchgeknetet, daß sie schlapp herunterhängen, konsequent eingefaltet, Verweigerung total. Eine Handtasche gleitet zu Boden. Hörsturz. Stupor, röchele ich, stupor. Und endlich ist der Gegner außer Gefecht.

Applaus Applaus. Ich will nachhaus. Wenn Mugger muggen, dann ist das wohl in Ordnung. Aber wenn Muggel muggen, dann halt ich das nicht aus. Zuviel Gemuggel aller Art, in Wort und Bild und Ton und Tat, zu wenig magische Begabung.

Tussing

Sie nörgelt. Den ganzen Tag nörgelt sie. Egal ob es zum Frühstück Brötchen oder Brot gibt, ob der Eierlöffel angelaufen ist, oder das karierte Deckchen die grüne Farbe hat. Noch am Nachmittag nörgelt sie. Wir sind zu siebt. Wir arbeiten dagegen, dafür ist nicht dagegen, wir schaffen es nicht. Am Abend gurken wir in die Hügel- und Waldlandschaft hinaus. Irgendwo gibt es ein Amtsgericht. Immerzu will sie aus dem Auto aussteigen. Wir verordnen Kindersicherung. Wir bieten Bäckerei und Kuchen an, Ruhigsteller, die nicht mehr funktionieren. In der Dunkelheit kommen wir im Dorf an. Die Lichter sind schon gedimmt. Ihr Nörgeln hat sich in ein harmloses Jammern verwandelt. Wir sollten sie nicht mit Gewalt aus dem Auto zerren, jetzt, da sie nur noch schwach Jammert und kaum noch boxt. Onkel W. parkt am Straßenrand. Wir sitzen hinten und und quetschen uns aneinander, wie Tiere. Wie Kaninchen in der Höhle. Draußen knallt es, einige Male laut. Ein Sektkorken fliegt an die Scheibe. Onkel W. hat angefangen. Es regnet und wir verlassen ohne Schirm das Auto.

Mr. Klopsig und Mrs. Edelsüß, Wonderbra-Teil 31

Frau Klöpser beim Einsatz

Eigentlich mag ich keine Klopse, Königsberger schon gar nicht. Wenn es zu Hause was mit Kapern gab, stand ich demonstrativ vom Tisch auf, die empfangenen Ohrfeigen konnten mich nicht beeindrucken. Lieber zwei Watschen im Gesicht als eine Kaper mit Klops zwischen den Zähnen und deren Geschmack auf der Zunge.  Was ich noch nicht mag, sind Popstars. Wenn ich einen sehe, stehe ich abermals demonstrativ vom Tisch auf. Lieber ein Tag auf dem Arbeitsamt und ein anschließender Arbeitseinsatz in den ortsnahen Parkanlagen, als einer verbracht vor Youtube, mit dem Popstar, dem Prinzen, den man einst geliebt hat. Betonung auf „einst geliebt“. Der Herr hat wiederum einen Anzug angelegt, mit Weste und Kravatte, die Poppertolle schleimig in der Stirn. Jetzt lieber Jacke anziehen, Tür hinter sich zuschließen und ab zum Arbeitsamt. Da lungern andere Gestalten herum. Knittrige Plastetüten beherbergen rudimentär ausgefüllte Unterlagen, die Beraterin sagt achselzuckend: Sie sind schwer vermittelbar. Welch ein Brechmittel! Doch lieber jetzt das aushalten, als noch einmal Mr. Vanill sehen. Mr. Vanill! Welch ein Name. Steht man auf dem Arbeitsamt, kurz vor Kurt und der Arbeitsvermittlung, den dickbäuchigen Effsieben-Raucher vor sich in der Schlange, taugt dieser Klang V-a-n-i-l-l schon wieder zur Lebensverschönerung. „Frau Klöpser, bitte!“ Ich bin dran. „Ich möchte einen Job an der Theke.“ „Haben wir nicht. Gehen Sie doch ins Call-Center. Da haben Sie doch Berufserfahrung. Was sitzen Sie zu Hause herum, na? Sind Sie etwa internetsüchtig? Was kucken Sie da bei Youtube herum, Sie? Was gibt es da zu starren? Na? Lust auf Call-Center? Sind doch redegewand, Sie. Aber den Doktor, den lassen Sie mal weg. Wie heißt ihr Avatar? Miss Edelsüß? Meine Freundin nennt sich Piggy. Mr. Vanill – was für ein Name. Frau Klöpser, man müsste nochmal 16 sein, nicht wahr? Und schwärmen dürfen, schwärmen… Nun, die Stellenangebote. Da hätte ich was bei standing ovations für Sie. Eizellen eintüten. Im Gefrierzentrum. Da müssen Sie auch nicht… Drei Euro die Stunde… Frau Klöpser?“ Miss Edelsüß hat das Zimmer der Beraterin verlassen. Ich heiße nicht Klöpser. Ich mach das für Vanill. V-a-n-i-l-l. Hinter der schmierigen Glastür stelle ich mich zu Fräulein Hartz und zünde mir geschwisterlich eine Effsieben an. „Bitte, haben Sie eine Zigarette für mich?“ Mein Konto ist in den Miesen, so wie Ihrs. Aber eine Effsieben, die sollte man sich teilen.“ Ich habe Erfolg bei Fräulein Hartz. Glücklich ziehe ich an der Fluppe und inhaliere den Qualm. Meine Stärken sind unbestreitbar Durchsetzungsvermögen, Charme & rhetorisches Geschick. Danke, lieber Vanill!

Im Innern gefrorener Schuhe [12]

und beim erwachen war er stets vor der lampe

und begriff sich als einen offensichtlich vorhandenen

selbsterlösenden garten

Gennadij Ajgi, Blumen von mir für mich

Aber was ist nun ein Vektorraum, was eine Ringstruktur … gibt es Idealteiler?

(Februar 1990)

Wir zelteten zwei Kilometer oberhalb der Sängerwiese, knapp neben der Burg. Und es war alles noch eine exakte Folge halbeinfacher Moduln, Pause, so klar wie im Auge – und du lachtest herzerfrischend – bereits merklich anschwellenden Windes.

Für dich, Brüderchen – für immer.

Träumen [11]

Nun waren wir also im Wald. Nebenan jenes Zimmer, in welchem du mir dein Leben erzählt hattest, das mich schweigend angeblickt und stumm gefragt hatte, ob … – weiter hinten der Bahnhof, auf welchem wir uns begegnet waren wie zwei Schiffe auf hoher See. Unsere Mütter nun ganz in weiß gehüllt – eine Stille so laut, dass man vom mühsamen Knirschen der eigenen Beine getrost absehen konnte. Quietschendes Lachen, Tritte wie von Hufeisen in klingender Luft. Deine kalten Fingerspitzen zurückgezogen ins Innere der Faust, meine Füße ein eisiger Schrank in Bewegung – es könnte nur eine Frage der Zeit sein, bis ich sie wieder spüren würde – als das, was sie sind: Teil dieses Körpers. Die Schuhe waren zwar noch gefroren, aber wir beide waren endlich – unterwegs.

Temperatur steigend, Messfühler eisfrei.

Wir kamen auf den Vektorraum zu sprechen, diesen Anfang unseres Romans. Dein Vater, sagtest du, hätte dir einmal erklärt, wie die Erde entstanden ist. Da warst du fünf, sagtest du. Und hattest ihn danach gefragt. Ich erzählte, meine Mutter hätte immer einen Mann heiraten wollen, schon als Kind hätte sie davon geträumt. Und jetzt hatte sie einen Sohn. Er hätte aber gesagt, dass es niemand sicher wissen kann, sagtest du, und die denkenden Menschen erzählten sich folgende zwei Geschichten. In der einen sei von der Sonne ein Stück abgefallen. Weil sich die Sonne aber drehte, so wie die Erde auch, wäre dieses Stück fortgeschleudert worden – eine kleine Sonne, die sich dann allmählich abkühlte. Die andere Geschichte klinge unwahrscheinlicher. Danach sei die Erde aus einem Nebel entstanden, einer riesigen Wolke Staubes, der sich aber nicht so abgesetzt hätte wie die Staubschicht im Bücherregal, sondern sich in sich zusammengezogen habe – so dicht, dass daraus eine Kugel wurde – die Erde. Seitdem bist du, sagtest du, in sie verliebt. Diesmal stimmte ich dir zu. Dein Vater, schobst du einige Zeit später nach, hätte viele Jahre lang beim Kulturbund gearbeitet. Als er rausgeschmissen wurde, warst du acht Jahre alt.

* * *

Auf einen Berg steigen & in Gedanken hinunterspringen : bis auf den Grund, ins Meer

Einen Stein in Bewegung setzen & zusehen, wie er hinunterrollt : in Gedanken weiterrollen, wenn er dann zur Ruhe kommt

Irgendwann hinabsteigen & sich gleichzeitig vorstellen, die Augen wären geschlossen : mit offenen Augen nach innen schauen, bis ins poröse Mark

Nicht mehr schauen & alles sehen, alles : die Bilder beerdigen

Immer weiter gehen, murmelnd gleiten, gleitend gehen : den Wind zum Gespräch auffordern

„Ich war ein großer Frauenjäger“

für Emil Cioran, den Meister der Launen

 

Sich nicht ablenken : ablenken

lassen : die Menschen sorgen überall

bienengleich für Brot & Kuchen

du kannst überall hingehen : ohne dich

 

zu sorgen : überall gibt es Bleibe

& Bequemlichkeiten für die Nacht : nimm Abschied

von der falschen Liebe : die du mit dir

herumgeschleppt hast : schwerer

 

als jedes Gepäck : von ihr hast du dich

schleppen lassen : sie klebte

an dir : du klebtest an ihr

hast dich nicht losgerissen : hast dich mit ihr

 

abgelenkt vom Einen : vom Eigentlichen

wer glaubt eigentlich noch : daß es das gibt

dir schien es von vorgestern : die existenziellen

Großväter : die immer unrasiert waren

 

glaubt man den Fotos & Lithographien : woran

glaubst du : das Heilige

ist die Genialität des Herzens in der Brust derer : die

keine Muße haben zum Lesen : keine Bedienungsanleitung

 

für ihren Denkapparat : leider hast du

als Kind schon Radios gebastelt & früh

an deinem Sendungsbewußtsein herumgelötet : jetzt

ist die Langeweile dein Antichrist & eigentlicher

 

Gott : du lenkst dich ab

das ist dein Leben : stürzt dich

in eine falsche Liebe nach der anderen : um die Zweifel

an deiner Existenz zu vergessen : reiner

 

Zufall wars : durch den du hinausgepreßt

wurdest : deine Mutter verriet es dir

als du acht warst : ihr Schmerz

hatte für sie keinen Wert : dabei macht er

 

die Existenz köstlich : nirgendwo

als im Schoß einer Frau : merkst du

daß du lebst : daher

seine Gravitationskraft : Erdschwere

 

du lenkst dich mit geistigen Wonnen ab : um

dich in deinen Schoßlieben nicht zu verlieren : in Schoßhündchen

verwandelst du die Objekte deine Begierde : die Liebe

selbst rettet sie vor dir & deiner

 

Unfähigkeit : dich von den Ablenkungen loszureißen

du gestehst es im letzten Satz vorm Tode

Bei Gudrun war immer alles dunkel

Kannst du jetzt erkennen, was das für eine Bude ist? Hohe Decken, große Fenster. Da mussten erstmal die Wände raus, da kannste von der Terassentür bis auf den Hof kucken. Nun gut, der Ausblick auf den Papiercontainer ist nicht schön. Aber da kommt ein Zaun hin. Ob die das gestört hat? Die hatten doch Vorhänge davor. Dicke Stores, bei denen war alles dunkel. Bei Gudrun war immer alles dunkel: die plüschige Sitzgarnitur, der Teppich, die mit Holz abgehängten Decken. Jahrzehnte wurde hier nicht rennoviert, eingesponnen im eigenen Mief haben sie da gesessen. Und gepennt. In der Speisekammer angebrochene Tiefkühlkost aus 30 Jahren, Eingekochtes von noch viel länger her. Blümchentapete. Das muss alles runter. Kuck dir nur das Bad an! Wie kann man das Klo neben der Badewanne aufstellen. Wenn da einer nen dicken Arsch hat, der passt da gar nicht drauf. Dieser schäbige 70er Jahre-Look. Die alten Fliesen in gelb und beige. Als ob da eine Schicht aus Schimmel und Fett drauf läge, Jahrzehnte alt. Das ist kein Bauland, wir sind hier nur geduldet. Aber danke für die Stummen Diener.

Versuchsreihe: Herr Klopsig und Frau Edelsüß (83. Folge)

Die Insulinspritze

Der Vormittag im Braunschweiger Cafe Wagner war immer etwas Besonderes. Herr Klopsig hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen, der seinen schwerfälligen Körper nicht zu unterstützen schien. „Hm“, dachte er, „da werde ich mich wohl noch an Frau Edelsüß‘ Oberschenkel festklammern müssen, um ein Umfallen meiner Person zu verhindern.“  Dickliche Wurstfinger krallten sich in Frau Edelsüß hinein. Sie stöhnte, aber nicht vor Freude. Wir wissen nicht, weshalb sie stöhnte. Seit Monaten arbeitete sie im Café Wagner als Konditorin, schnitt Torten entzwei, schmückte Kuchenstücke mit künstlich roten Kirschen, schenkte Kaffee und Tee aus, löffelte Eis in Waffeltüten. So hoffte sie, ihr Studium zu finanzieren. Doch Herr Klopsig ahnte nichts von den finanziellen Nöten einer angehenden Studentin und hielt Frau Edelsüß für eine verkappte Krankenschwester, da die Konditorhaube, die sie trug, sich bis auf das fehlende Rotkreuz auf der Frontseite nicht von einer Schwesternhaube unterschied. Er bestellte, während er sich noch in die halbseiden bestrumpften Beine von Frau Edelsüß klammerte, (dass sie ihn nicht wegen sexueller Belästigung verklagte, verdankte Herr Klopsig nur ihrer von Geburt edlen Gesinnung), ein Diabetiker-Eis. Er registrierte enttäuscht, dass Café Wagner eine solche Spezialität nicht führte. Frau Edelsüß klapste dem korpulenten Gast zärtlich auf die Finger und deutete auf den Diabetiker-Kuchen hinter der verglasten Theke, in der die Wespen nach stundenlanger Schleckerei bereits von beginnendem Alterszucker heimgesucht wurden. „Werter Herr Klopsig“, sinnierte Frau Edelsüß, die niemals vergaß, sich wie eine Lady zu benehmen, „halten Sie nur einen Augenblick inne und betrachten Sie das brummende Getier hinter Glas. Es ist einer solchen Süßigkeit auf Dauer nicht gewachsen. So bedarf es einer Insulinspritze, um den Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht zurückzuführen. Wir alle, Sie genau wie ich, wissen zu gut, dass zuviel Süßes auf Dauer nur schädlich sein kann. Doch ebenso wissen wir auch, dass die Medizin genügend Chemie bereit stellt, damit wir weiter sündigen können. Warum also Verzicht üben?“ Herr Klopsig räusperte sich und betrachtete die künstlichen Wimpern von Frau Edelsüß. Dann bestellte er beherzt ein großes Stück Donauwelle mit Vanilleeis.

Der Himmel Anfang September

Gegenglück auf der Umlaufbahn, Trinker

Starren nach oben. Knirschen, Geschiebe.

Es quietschen die Achsen des Astrolabs –

Kunstblume an vergangene Zukunft: „Ich

Ich, der Astronom … “ Hinterm Rücken

Gescharre zwischen Möhrchen & Rübchen,

Schnabelkehlen rufen den Abend herbei.

Was Rhythmus sei? Antireim

Im Kurztraumgedächtnis, die Nullen

Addieren sich zum Nichts: … , Vorhang.

Die Maschine

Als ich die Maschine vollendet hatte, wusste ich nicht mehr, welche Aufgaben sie erledigen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie man sie bediente, verstand nicht, wo und wie man etwas auf-, unter- oder hineinlegen konnte. Ich wäre schon froh gewesen, wenn ich gewusst hätte, was die Maschine verarbeiten konnte.

Eigentlich wollte ich eine der in der Halle stehenden Maschinen verbessern. Irgendwann hatte ich begonnen, mich nicht mehr an die Konstruktionspläne zu halten. Warum, weiß ich nicht, es war wohl keine bewusste Entscheidung. Es hat sich wahrscheinlich in der Arbeit ergeben, dass ich eine Schraube etwas anders setzte als geplant, dann folgte ein anders verdrahteter Kontakt, und so ging es weiter.

Ich habe versucht, die Maschine mit allem zu füttern, was ich in meiner Werkstatt finden konnte, mit Holz, mit Elektronen, selbst mit einigen Informationen. Ich beschädigte lediglich einige Organe der Maschine, ich habe sie ausgewechselt.

Dennoch, eine Maschine ist sie ohne jeden Zweifel. Ich weiß es, ich habe sie gebaut. Sie ist eine vollkommene Maschine, es gibt nichts, was an ihr verbessert werden könnte. Sie arbeitet leise, sie erzeugt weder Staub noch giftige Strahlen. Ich habe einen Summer eingebaut, der bei jedem Fehler schmerzhaft krächzen würde. Bisher blieb die Maschine stumm.

In einer schlaflosen Nacht habe ich es erkannt. Die Maschine gehört zu einer möglichen Zukunft. Dann wird man den Sinn der Maschine verstehen. Es ist möglich, dass die passende Zeit eintritt, weil ich die Maschine gebaut habe. Ich frage mich, wie ich die Maschine bauen konnte, ich, der in einer zu fernen Vergangenheit lebte. Vielleicht, weil die zukünftige Existenz der Maschine die Gegenwart verändert hatte.

Steißvogel (2)

Gut gekräht – Hähnchen. Und nun ? Herunterkommen zum Hofgetier ?

Hier sein. Beim Gras sein. Beim niederen Kraut. Nicht im wirren schwirrenden Flug hirngespinstfeiner Fäden verheddert im Netz im Nu – wie der fette Brummer ( wieso heißt der F l i e g e – und dann noch d i e ? ) – grad noch gesessen – gestanden hat sie – oder er – und wohlig gestampft den dampfenden Mist – schon aus und vorbei – so ein Höhenflug ist – kurz – das Gesummse – die Zeit – was hilft es daß sie nun zappelnd schreit :  ich hätte nicht fliegen wollen sollen ( seltsame Reue geflügelten Tiers – als ob man sichs aussuchen könnte – ihrs oder seins oder ich oder wir ) – dabei wollt ich doch nur – so glaubt es mir – bis zum nächsten Haufen – ( das war der Sinn ) – flüsterts und knisterts – und ist dahin.

Also :    Fliege besser nicht. Spinne dann schon lieber.

Traum [10]

Ich versuchte fieberhaft, einen Reißverschluss zu öffnen, der sich verklemmt hatte. Je mehr ich mich anstrengte, diese eine Naht aufzutrennen, mit der sich zwei offenbar gut zueinander passende Hälften aneinander gefügt hatten, umso schwieriger wurde es, überhaupt einen Fortschritt im eigenen Tun zu erkennen. Irgendwo in meinem Leben – gewaltige Gefahr – drückte es mit einer Kraft von tausend Pferden, die man auf enger Weide versammelt hatte und die nun versuchten, auseinander zu stieben. Die Luft war gesäuert von einer knisternden Elektrizität, und irgendwo in diesem Leib musste es einen Ort geben, an dem ein wildgewordener Zwerg ruckend und zuckend um ein qualmendes Feuer herumtanzte und jeden Versuch, ihn auf vernünftige Weise anzusprechen, mit einem schnarrenden Nein! beantwortete.

Wir lagen gemeinsam im Backofen – zwei Brote, deren Wohl und Wehe ganz vom Feuer bestimmt war, mit dem das Leben ihnen einheizte. Eben noch waren unsere Körper zwei labberige Stücken Teig, abhängig in ihrer Chemie vom Wohlwollen aller Dinge, die mit mehr oder minder hektischer Bewegung diesen ewigen Zustand der Welt ausmachen, den sie heute Temperatur nennen, und schon drohte unsere Kruste zu zerspringen – trockene Haut der Erde nach langer Dürre. Es zuckte und zitterte. Ich spürte, wie sich das Magma tief im Inneren einen Weg bahnte, und auf der anderen Seite der Welt heulte der Wind mit kindlicher Katzenstimme I’ve been to Hollywood I’ve been to Redwood.

Ich wachte auf und bemerkte, dass ich mörderisch fror. Zeit aufzustehen, der gestrige Tag begann schon mit seiner ganzen Ungewissheit im Gedächtnis aufzutauchen. Wo nur waren wir hingeraten? Höhen und Senken, Bäume verschiedener Gestalt, Äste und Zweige, feuchter Rauch in den Augen und das endgültige Verglimmen der Hoffnung auf Wärme und Licht. Ich steckte den Kopf aus dem Zelt und erblindete. Diesen Ort hier hatten meine Augen noch nie gesehen. Nichts Gestriges war mir bekannt. Es war still. Wenn man Stille sehen könnte, so sicher, wie ich jetzt sicher bin, dass du hier neben mir liegst, dann wäre auch wahrzunehmen, wie blitzartig aller Lärm aus der Welt verschwindet und die Farbe der Abwesenheit, die Stille des Auges von einem Moment auf den nächsten Besitz von ihr ergreift.

Herr Klopsig und Frau Edelsüß (2)

Die aristokratische Prüfung

Bereits in der bürgerlichen Gesellschaft gehörten Herr Klopsig und Frau Edelsüß einer Minderheit an: dem ehemaligen Adel. Doch während Herr Klopsig – mütterlicherseits – dem verarmten Landadel zugerechnet wurde (die Herkunft väterlicherseits war eine andere Geschichte), wurde Frau Edelsüß in ein Geschlecht hineingeboren, dem die europäische Hochkultur einige ihrer schönsten Blüten verdankte. Nach Ausrufung der liberalen Diktatur gelangte der Adel wieder zu alten Würden, doch dies geschah nicht automatisch. Die Vertreter, die behaupteten, der Aristokratie anzugehören, mußten sich einer Prüfung unterziehen. Herr Klopsig verzichtete freiwillig auf diese unnötige Strapaze. Frau Edelsüß war an ihrer Reputation dagegen einiges gelegen.

Sie lief zum Prüfungssaal in der Akademie der Künste (Ost – denn die Akademie der Künste West stand unter Wasser) einen endlos scheinenden Galeriegang entlang. Es war ein Gründerzeitgebäude, dessen Dach von verspielt wirkenden Atlasfiguren statt Säulen getragen wurde. Von Nahem sahen die Gesichter der Atlasfiguren martialisch aus wie antike Sklavenmasken, mit grob gekräuselten Bärten. Eine junge Studentin, die ihr Haar züchtig hochgesteckt und zu einem Zopfkranz gewunden hatte, geleitete Frau Edelsüß zum Tribunal. Auch sie war einst Prüfungskandidatin, bevor sie ihre Frisur änderte und es ihr auf Anhieb gelang, in literarische Kreise aufzusteigen.

„Wozu ist diese Prüfung nötig?“, fragte Frau Edelsüß, „wir haben längst unser Abitur.“ Die Studentin schwieg beflissen. Ihrem Gesicht war abzulesen, für wie naiv sie Frau Edelsüß hielt. ‘Arme Kleine, hat es noch nicht begriffen, worauf es in der literarischen Klassengesellschaft ankommt’, erwiderte die Studentin Frau Edelsüß im Stillen. Die obere Kaste der liberalen Diktatur schrumpfte. Sie dachte weder an Nachwuchs noch an Demokratisierung. Die Literatur war ihre letzte aristokratische Bastion und sie war die erste Adresse, wenn es galt, feine Unterschiede hervorzukehren.

Die säuberlich bezopfte Studentin warf überlegen den Kopf nach hinten und ließ Frau Edelsüß den Duft ihres seidig glänzenden Haares spüren. Frau Edelsüß erriet die Marke ihrer Spülung. Mit einem Mal fühlte sie sich selbstbewußt und sicher. ‘Mein Instinkt hat mich nicht verlassen’, dachte sie beruhigt.

Während des Gangs durch die Arkaden fiel der Blick von Frau Edelsüß nach unten ins Kellergeschoß: ein fensterloser Raum, wo zwei junge Männer in blauen Jacken mit Spitzhacke und Säge bewaffnet am Fundament des Gebäudes werkelten. Die literarische Klassengesellschaft.

„Wir haben gleich den Prüfungssaal erreicht“, erläuterte die Studentin. Sie hatte Frau Edelsüß’ neugierigen Blick ins Kellergeschoß bemerkt.

„Das sind die Versager“, klärte sie Frau Edelsüß auf, „wer durchfällt, bekommt einen Blaumann und darf sofort die Treppe nach unten nehmen.“

Frau Edelsüß warf einen letzten Blick in den Keller und identifizierte in den dunklen Ecken weitere ausgemergelte Gestalten, die vor sich hin schufteten. ‘Es sind ausschließlich Männer’, dachte Frau Edelsüß und schritt erhobenen Hauptes in den Prüfungssaal.

Steißvogel (1)

Heimgekehrt und aufgeklappt, Herz auf der Zunge und nicht Staub, doch siehe da, noch immer : Was für eine Trockensavanne. Da möchte man doch Steißvogel sein, auf dem Ast einer immergrünen Araukarie sitzen und krähen : Donnerfurz und Weltenei, Arsches Wunder ist vonnöten !

Herr Klopsig und Frau Edelsüß (1)

Geschwisterliebe

Frau Edelsüß war eine blonde Frau und etwas dunkelhäutig. Mitunter ärgerte sie sich über ihr natürliches Blond und färbte sich die Haare dunkel. Dann wirkte sie arabisch oder kaukasisch. Sie war jünger als Herr Klopsig und mit puber­tärer Lust ausgestattet. Die beiden flogen mit bloßen Armen durch die Lüfte, indem sie sich am Ellbogen einhakelten und mit der je freien Hand durch die Wolken paddelten. Wo sie landeten, be­fanden sich weit ausgestreckte Barockgärten mit Was­ser­spielen, Hecken, Labyrinthen. Doch sie hatten es nicht nötig, sich zu verstecken. Sie liebten sich auf offener Wiese. Ihnen war, als könnten sie viele andere einladen, sie zu begleiten und dennoch würden sie sich nicht verlieren. Wenn sie schlechte Laune hatten, nannten Herr Klopsig und Frau Edelsüß ihr Verhältnis „Liebe ohne Grenzen“, wenn sie gute Laune hatten nannten sie es „grenzenlose Liebe“.

Sonniger Strand

Im Hexenwäldchen sprangen die Jauchzer meterhoch in den schwelenden Himmel hinan. Der See kochte friedlich in seiner Schale, die menschlichen Krebse am Ufer rösteten in der Sonne. Plötzlich flog ein Sandklumpen. Irgendwann wechselte er die Richtung und flog zurück. Ein zweiter Sandklumpen entfloh den Händen seines Schöpfers, um bald schon in der Wildnis zu zerschellen. Kuhglocken läuteten den Nachmittag ein, es war zum Ausrasten: Der Tag schaltete in den Leerlauf, weiße Flocken tanzten vor den Augen, in der Nase tummelten sich glückliche Mistkäfer. Bald schon brach die Nacht herein und setzte dem Spuk ein Ende.

(Sommer mit Catull, 7/00)

Nacht in Czernowitz

Eine Nacht in Czernowitz : die archaische Hoffnung

auf Geistesübertragung : Jena ist nicht genug

die östliche Fruchtbarkeit : sie blüht in den Kneipen

in Spielautomaten betäuben mit Muskeln bepackte Arme

ihre Wut auf den Systemwechsel : der wievielte

ist es überhaupt : wer wünscht

die großväterliche k.u.k-Zeit zurück

als alles so märchenhaft geordnet war & die Züge

eine tägliche Verbindung nach Westen herstellten : während die Flüsse

nach Süden entlang der Grenzen liefen : wer

entgrenzt mich in dieser Nacht : in Czernowitz

das von allen guten Geistern verlassen ist : vertrieben

verfolgt : ich höre das Schweigen des Regens

er fällt unterschiedslos : zeitlos

& ohne Erbarmen für die Geschicke der Menschen : ich rutsche

aus auf dem basaltschwarzen Pflaster : ich rutsche nur aus