Autor: jonfri
nachmittagsgrau im februar
das schneelicht fällt aus dem boden, imprägniert die augen mit kältebissen. füsse walzen den knarzenden grund ins schweigen der luft: fossile echos, die konsona...
skulptur am bau (neuchâtel)
als wir über dürrenmatts bauch tanzten und auf der aufgebrüsteten terrasse das seepanorama mit 180 grad wolken und sonnenschein zuknipsten, verknäulte diese hal...
fragment eines gedichts für oderausflügler
ruderboote massieren den fluß. biber basteln assemblagen aus sperrholz. angler üben das lippenpiercing für fische: sie stehen da und warten auf die letzte ziehu...
remember februar
eisgewitterfunken nesseln die haut. die böen ballen ihre fäuste, verrauschen im windfang des ohrs, in dem wir wie in einer höhle eingekauert sitzen und lauschen...
kleine stecklinge
die finger gabeln sich fort ins schweigen der haut, essen ihr milchiges licht, wurzeln im haar des vergessens. ihr tippspiel flink und flunkerleicht wie marione...
sonnenaufgang, sperlonga
auf fingerdistanz beugt sich die sonne ins windfenster unter dem giebel ist das doppelgesichtige bett morgen der unverborgenheit
verschiebungen
aus dem periskopischen hals wächst der vegetationskegel zweiäugig kragen nase und ohr in all die richtungen des windes
glandula glandula
warzenäugig, schwammhäutig: vom ich zum du sind die beiden dialogischen brustsprossen aufgesprungen bis zur milchwurzel
auf lichtfang
die flexionsformen der zweige haben neue endungen bekommen: ihr triebleben strahlt ins totholz der städte
aphorismus
der vers ist die produktlinie; das gedicht die systemlösung.
steinkorallen, hornkorallen
auf kontaminierten segmenten wuchert rachitisch das polyptoton der polypen, augenhändige, nesselfüßige fibrillenwälder tentakel-tektonik, gestische verwachsunge...
mikronesische karte
das meer schwingt in den küstengelenken, rippt den sand mit schwerewellen die wirbelsäulen der inselketten zeugen sich fort bis zum kalkigen hirn der korallen: ...
tagscheide
kriecht das ich in die mohnhaut: mendelt & mandelt sich fort in der hirnachse
sehrinde
das bild entsteht erst im umkehrschluß auf der netzhaut, auf dem äquator der schädeltangente, dem knochenpanzer aus fahrenden wänden, an dem sich der blutfluß d...
schädellagune
nachts denkt das auge farbig, atmet das ohr lautverschiebungen, ißt die stille die zunge. mit schwimmhäuten genabelt ans mark der sproßachse: zelluläre erosione...
nachtgewitter, sprachmoleküle
fugenlose vokalisierung des lichts das sich eingräbt im krausen auswurf des sandes sich fortmurmelt zwischen schaum und brandung
blendung
das schlagadernhelle streulicht auf der netzhaut des himmels sirrt in das plasma der augenkammern, tätowiert sie mit unschärfen und elektrisch zuckenden umkehrb...
der geruch von poesie/gallimard
ich bin eine kosmopolitische pflanze ein chromatischer fächer aus wind rücken an rücken sonde, bereit zu verschwinden in meerischer haut. mit meinem weißen schw...
vorfrühling für dendrologen
im proleptischen sprossenspalier ist die nacktheit des himmels aufgegabelt: antennenskelette empfangen den kundigen rundfunk des windes ungeflügelt der leichtes...
ohne Titel
ich pflanze meine zunge in die erde um zu vergessen um die zeit zu verwandeln in lebendige Hecken in die falten des alphabets in das asymmetrische spektrum des ...