Featuring : Heinz-Joachim Heydorn : Gedichtzyklus aus dem Nachlaß

Yang-Kuei-Fei

Flötenspiel
und verhallender
Trommelschlag

Lärmende Feste
ersterben in der Nacht –

Du aber hast sie verlassen –
Tschangans nächtliche Gassen
und der Paläste
lichtüberflutete
Drachensäle

Und die Stille
der Gärten
umfängt Dich

Noch hörst Du die Stimme
das heisere Rufen
des trunkenen Kaisers –
Taumel und Schrei

(Wie ihn Dein lüsterndes
Lächeln verwundet)

Rabenkrächzen
zerreißt
die Nacht

Zu Deinen Füßen
verflammende
Blüten

Bald
wird es
Winter sein –

Hinter träumenden Lidern
siehst Du den Tod –
den Erwartenden

Und Deine schmalen Augenbrauen
zittern

*

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

2 Kommentare

  1. Am Abend begraben wir
    den blassen Leichnam
    im Tal der gütigen Hirten,
    am Abhang der Sterne.

    Wie traurig ist Abschied…
    alles zerbricht in uns:
    Sommer und Süden,
    Flöte und Tanz.

    Kehren wir heim, stehst du am Tor,
    Göttin der Trauer…
    Ampel der Andacht
    strahlt Hellsein in uns.

    Palme und Ölzweig,
    Brunnen und Weinkrug,
    alles muß welken,
    alles versiegt.

    Aber die Liebe,
    Mutter der Güte,
    weinet Barmherzigkeit,
    segnet uns Kinder.

    Salbe das Haupt uns,
    streue uns Weihrauch,
    lächelnde Landschaft,
    Blume und Meer.

    O du Ewige
    unter den Sternen,
    sende Erlösung,
    wolkigen Schlaf.

  2. Mach doch mal ein Buch aus deinen ganzen Gedichten. Hier im Netz gehen sie ungelesen verloren. Wäre doch schade drum. Außerdem würde es sich dann lohnen, beim LLV mal wieder was zu bestellen oder in den Laden zu gehen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert