Kategorie: Realitätsschatten
Die Fettnäpfchen des Lebens
Im Leben tritt der Mensch in manches rein, den Rosenzüchter- und den Sportverein – er will dabeisein, immer vorneweg, er kümmert sich partout um jeden Dre...
Der kleine Überfluss II
Als blasser Underdog hat man’s nicht leicht. Was Mitleid heißt, das hat die Welt vergessen und meint, dem Kerl ist das doch angemessen. Du hast bloß Pech,...
Das Aquarell
Das kleine Aquarell über meinem Schreibtisch ist von ihm, von Lucien. Ich kenne Lucien nicht, nur sein Bild. Und dass der Maler Lucien heißt, weiß ich nur, weil...
Zeitwall
Meine Sehnsucht schweigt sich alt. Die Zeit hat mir in dieser Nacht vom Haar genommen. Ich träumte schwarzen Sand, der fiel und fiel und an den Ufern Falten leg...
Am Spreekanal
Die Bäume nackt in sich zurückgezogen, und grau die Luft vorm nahen ersten Schnee. Geräuschlos fließt es unterm Brückenbogen, fast leer schräg gegenüber ein Caf...
Berlin am Morgen
Die Straße menschenleer in dieser Frühe, ein Laster donnert über den Asphalt. Die Stadt erschöpft von ihres Tages Mühe, was war, ist lang schon von ihr abgepral...
Ohne Lust und Liebe
Draußen zeigte sich wieder die Krankenschwester, kurzsichtig und neugierig nach ihnen spähend. Aber im ersten Stockwerk blieb Hans Castorp plötzlich stehen, fes...
Da ist kein Wort
Was ich hörte. Genug Geräusche des Tröstens. Uns blieben die Federn der Nachtvögel. Deine Hand auf meinem Haar. Sprich nicht, sagst du. Als gäb es Gründe nicht ...
Jesus, deine Höflichkeit
Wer einst die Höflichkeit erfunden hat, war Jesus, steht doch in der Bibel drin: „Haust du mir auf die Backe, halt ich glatt dir auch noch gleich die andre Back...
Endlich allein
Der Bahnsteig hatte sich geleert, vorn wurde gepfiffen, der Zug ruckte an und glitt hinaus in die Nacht. Ein Mann, nicht mehr jung, blickte ihm nach, bis die Sc...
Apropos, was ich sagen wollte
Der Mensch regt sich oft über gar nichts auf, braucht einfach einmal einen Kontrapunkt. Dann wird er keck; mit Verve und Geschnauf wirft er sich in die Schlacht...
Steckrübeneintopf II
Den Dichter kommt das holde Dichten an. Ein bissel dies und das, nur bissel dichten, mehr will der Dichter nicht, der brave Mann, will ernst sein ernstes Tagewe...
Paar Zeilen November
Nun ist es kühl, und vorerst wird’s nicht wärmer, die Welt wird grau, und grau wird’s im Gemüte. Der letzte Sommer ist kaum mehr als Mythe, und man bedauert sic...
Angebrochener Morgen
Wie traurig im Regal der Wecker tickt, das Ticken hat so was von Stetigkeit. Ist ja, so scheint es dir, beinah verrückt: Pro Tick ein Quäntchen deiner Lebenszei...
Der einsame Mann
Der Bahnsteig hatte sich geleert, vorn wurde gepfiffen, der Zug ruckte an und glitt hinaus in die Nacht. Ein Mann, nicht mehr jung, blickte ihm nach, bis die ro...
Fürstliche Verse
Das Fernsehn überrascht uns alle Tage. Zum Beispiel damit, was die Promis machen. Ob Royals oder Beatrix – ganz ohne Frage, das sind gewaltig relevante Sachen. ...
Glück
Flammen sprangen, deine Lippen auf meiner Haut. Gebannt ich, der Durst in deinem Blick. Nicht wissen, was geschah. Ich kam mir nah, nie war ich schöner, nie flo...
Ohne Zucker
Tage gibt es, da denke ich an dich, ganz ohne Anlass, ich sehe dich noch sitzen am Tisch, morgenmüde, die Zeitung im Blick. Du warst mein ganzes Zuhause, nicht ...
Für diesen Blick
Für diesen Blick: von Meersburg übern See, ein fließend Blau, von Rebengrün umhangen, der Säntis wie ein Felsgewölk, von Schnee zart übersilbert, – welch ...
Auf dem See
Und frische Nahrung, neues Blut Saug ich aus freier Welt; Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinau...
Der See, er schwieg
Der kleine See lag still, als ob er schliefe, kein Vogellaut, der sich aus Lüften schwang. Vom fernen Dorf ein leiser Glockenklang, es war, als ob mich eine Sti...
an der halte:schwelle
Wenn ich gedichte schreibe, schriebe nicht ich, sondern die sprache selber, die sich über:schlägt … an der halte:schwelle abfahrt richtung alltäglichkeit ...
Nachricht aus der Provinz
Nichts wissen wir, ein schwaches Ahnen nur, was sein kann, wohin die Dinge uns treiben, was feststand, ist nicht mehr sicher, nicht in dieser lauten Zeit. Verbl...
Kapitänin Ahaba und der weiße Wal (Flucht und Widerkehr XII)
November. Es schneit. Fast könnte man meinen, es seien gefrorene Tränen. Freudentränen? Eisige Freude also – Sarkasmus und Zynismus entfalten eine eigene ...
Déjà-vu
Frau Reimann hatte ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Smichov bestellt, telefonisch.Von Smichov aus konnte man auf ganz Prag hinuntersehen, wie auf einem Tabl...
Schmerz, Steine, Sand
Tritt, Braungesichtiger, Unter die Laterne, aus dem Dunkel, Dass ich das Schwarz deiner Augen erblicke, Die gleißenden Saharasonnen, Den Trug der Wasser des Mee...
Danke
Danke, Rapunzel. Haben Sie die alle gekriegt? Das macht mir schon Angst. Ich war mal im Zirkel Schreibende Arbeiter. Naja, ist schon lange her. Aber es hat mir ...
Irritation, Indignation und Inspiration (Flucht und Widerkehr XI)
Heute ist wieder mieses Wetter. Trotzdem fühle ich mich so lala, vielleicht ein wenig verkaufsoffen, wie man im real existierenden Kapitalismus liturgisieren k...