an der halte:schwelle

Wenn ich gedichte schreibe, schriebe nicht ich, sondern die sprache selber, die sich über:schlägt …

an der halte:schwelle
abfahrt richtung alltäglichkeit
am bahnsteig drei b
sind wir zu lange zusammen:gezogen[e]
zug:ab-teil:ung von rücksicht[ab]nahme
zur teilnahmslosigkeit
höre wir nicht – auf gewohnheit
den beschissensten grund:los
schwebt man
in takt:[g]leise[n] hinweg
:was weiß denn ich wohin:
verliert man sich aus den augen:blick
zu:rück:spiegel:ung
alter tatsachen
die keinen re:wind kennt
nur rücken:wind – der vorantreibt
ergibt man sich dem hingeben
an der halte:stelle
drei b

Raoul Eisele
geb. 1991 in Eisenstadt, wohnhaft in Wien. Studium der Germanistik und Komparatistik. Lyrik-Debüt: morgen glätten wir träume (Edition Yara, 2017). Weitere Veröffentlichungen in Literaturmagazinen und Anthologien wie: Triëdere, etcetera, Poesiealbum neu, ]trash[pool, DUM.

18 Kommentare

  1. Wenn „sich die Sprache selber“ schriebe, würde sie sich bestimmt nicht zerhackstücken, wie sie das in deinem Gedicht tut, meinst du nicht auch? Natürlich ist die Sprache wichtig in einem Gedicht, aber noch wichtiger ist das, was das Gedicht sagt, also der Inhalt. Dein Herangehen an Gedichte hinkt also auf zwei Füßen, mein Bester.

  2. Gut, Crysantheme. Nur aufgrund des neuen Namens lasse ich es gelten (obwohl ich mich zu gern dem ersten Kommentar anschließen möchte…) und verbuche es unter Wwlpenschutz.
    Lieber Raoul Eisele, so arrogant kommen wir daher und überspielen damit unsere Unwissenheit und Unsicherheit. Klartext: Hä? Ich versteh‘ das nicht. Gib mir noch eine Kostprobe davon, vielleicht schmeckt es dann besser und wird verdaulich.

  3. Hallo!
    Ich habe einen eher avantgardistischen/expressionistischen Ansatz. Wörter zusammenzuziehen, ihnen Mehrdeutigkeit zu geben ist schon alt. Durch das Herausarbeiten, somit deutlich machen dieser soll es kein Zerhackstückeln sein, sondern ein Aufwerten. Man könnte es auch Sprachecperiment nennen, was auch Jandl schon tat (ohne mich mit ihm vergleichen zu wollen).

  4. Ja Jandl! Wenns so ist… ja danndl lassen wirs mal gelten.
    Ist ja auch sonst sehr selten
    hier im Blog ein zartes Welpen…
    Willkommen und bis bald
    und eh die neue Stimme verhallt
    sollten wir ihr zuhören…

  5. der schreiber ist kein unbeschriebenes blatt – ebensowenig, wie dieser blog. der zusammenhang ist unschwer erkennbar:

    Haltestelle B. Dieser Beitrag wurde von van hengel am 13. Oktober 2012 um 15:24 Uhr geschrieben.

  6. Ein unbeschriebenes Blatt – wer möchte und kann das schon gern von sich behaupten…?
    Nun warten wir doch mal den Neuanfang ab. Da gibt es ein Lied von Andreas Bourani (iiih, Mainstream….!): Wir müssen reifen, müssen wachsen, bis die alten Schalen platzen.
    So sehe ich das auch. Hier muss mal wieder was geschehen, geht ja nicht weiter so mit einer Handvoll.

  7. @chrysantheme: Danke für die Mühe, auf Haltestelle B zu verweisen. Habs grad gelesen und ein Schauer jagte mir überm Rücken. Jetzt ist mirs kalt, ich brauche Tee.

  8. Hallo Raoul,

    wusste nicht, dass du neu hier bist, dann herzlich willkommen. Du meinst, du willst ein bisschen herumjandln. Avantgarde ist ja ein Protest gegen gesellschaftliche Zustände, du aber scheinst gegen das richtige Schreiben von Wörtern zu protestieren. Der äußerliche Schnickschnack macht aber noch keine Avantgarde. Irgendwas hast du da sicher nicht richtig verstanden. Aber wenn es Spaß macht, warum nicht.

  9. @antigone: keine Sorge ich habs schon verstanden, aber es muss einem ja nicht alles gefallen und wenn ich deinen Geschmack nicht treffe, dann ist es halt so.

  10. Lieber Roul,

    eine Geschmacksfrage? Nein, ist es nicht. Ich bin ja völlig einverstanden, wenn man neue Wege sucht, seine Gedanken auszudrücken. Das Problem ist nur, dass die sogenannte Avantgarde, und ich habe sehr viele sogenannte Avantgarde-Gedichte gelesen, den Avantgardismus lediglich in der Form sieht, nicht aber im Inhalt. Der Avantgardismus ist inzwischen, entschuldige, so ausgelutscht, dass der Begriff, wie er verwendet wird, schon an Hochstapelei erinnert. Wenn du avantgardistisch schreiben willst, dann konzentriere dich auf einen neuen Inhalt. Die Lyrik, in dem Zustand, in dem sie sich derzeit befindet, hat ihn sehr nötig. Die Form ergibt sich durch den Inhalt – nicht umgekehrt, sonst landest du im Manierismus.

  11. Liebe Antigone,

    danke für deine Kritik. Trotzallem sehe ich es als Geschmacksfrage. Schau dir doch mal die Buchstabengedichte an, die ebenfalls in diese Kategorie fallen. Avandgarde/Expressionismus hat auch viel mit Abgrenzung zu tun, und ich sehe meine Lyrik schon als Abgrenzung an – als etwas Neues, dass nicht wie alle „normalen“ Formen oft in Wiederholungen ausufern. Was sich wiederfinden lässt ist zb. die Orientierungslosigkeit, die in meinem Gedicht eindeutig herauskommt. Gleichzeitig ist das Gedicht auch Gesprächsstoff es zeigt, dass meine Form unkonventionell ist und somit für Diskussion sorgt, also würde ich sagen, treffe ich ziemlich ins Schwarze.

  12. Lieber Raoul,

    das Problem ist nur: Avantgarde ist es nicht. Oder der Begriff Avantgarde hat sich in sein Gegenteil verwandelt. Ich sehe ja, was du machst: Du versuchst den ganz „normalen“ Inhalt in eine kaum lesbare Form zu pressen. Vergisst dabei aber, dass dies höchstens Gedichte für Lyriker sind, Leser lehnen so etwas im großen Durchschnitt ab. War auch alles schon mal da, also neu ist es nicht. Das zumindest wäre ja ein Grund, von Avantgarde zu sprechen, auch wenn er dicht danebenliegt. Wenn ich knallhart wäre, würde ich sagen, was du machst, ist bereits Manierismus. Hast du dich eigentlich schon mal mit dem lyrischen Handwerk beschäftigt? Das wäre nämlich die Grundlage dafür, andere Wege überhaupt suchen zu können, die Regeln zu sprengen. Nach meiner Erfahrung aber ist das im allgemeinen bei unseren Avantgardisten nicht der Fall.

  13. Naja, was ist schon niegelnagelneu und noch nie so dagewesen? Die Literatur lebt doch vom Tafelsilber der Vorgänger. Ich finde es nicht gut, jemanden als Laien zu bezeichnen, nur weil er das „richtige“ Handwerk nicht beherrsche. Auch Handwerk muss sich erneuern.

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