Jesus, deine Höflichkeit

Wer einst die Höflichkeit erfunden hat,
war Jesus, steht doch in der Bibel drin:
„Haust du mir auf die Backe, halt ich glatt
dir auch noch gleich die andre Backe hin!“

Vergiss die Höflichkeit dabei nicht gleich,
sag: „Bitte sehr! Bediene dich, mein Bester!“
Verbuchst du als dein Plus fürs Himmelreich.
Der andre haut dann auch ein bisschen fester.

An diesem Beispiel kann man gut studieren,
wie vorteilhaft die Höflichkeit doch ist.
Wohl keiner braucht sich deshalb zu genieren.
Und notfalls wird er eben Masochist.

Antigone
Weder gewesene Pionierleiterin, Mitglied des Politbüros oder gar Geliebte des Staatsratsvorsitzenden (wie hier vermutet), sondern schlichte DDR-Bürgerin, nunmehr für 18 Milliarden DM zusammen mit 17 Millionen DDR-Bürgern zwangsweise verkaufte Bürgerin des Staates BRD. Hanna Fleiss: geb. 1941, wohnhaft in Berlin, Veröffentlichungen: zwei Gedichtbände "Nachts singt die Amsel nicht" und "Zwischen Frühstück und Melancholie" sowie in zahlreichen Anthologien und im Internet.

43 Kommentare

  1. Nicht die Höflichkeit ist mit dem Ausspruch in Matthäus 5,39 gemeint. Vielmehr wollte Jesus damit provozieren, was ehrlich gesagt auch unschwer zu erkennen ist: „Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halt ihm auch noch die andere hin“.
    Darf ich Ihnen als gute Katholikin (und das standhaft in der Tätärätätä…) Nachhilfe geben:
    Als Jesus nach seiner Verhaftung im Hohen Rat verhört werden sollte, gab ihm der Gerichtsdiener mir nichts dir nichts eine Ohrfeige. Jesus duckt sich nicht, er schlägt nicht zurück, er fragt: „Habe ich dir Unrecht getan? Dann beweise es mir. Habe ich aber Recht, warum schlägst du mich dann?“. Nachzulesen in Johannes. Rachegelüste sind schlechter Berater, Bewußtsein und ein klarer Geist aber würden viele Missverständnisse vermeiden. Somit versucht Jesus mit seiner Frage dem Gerichtsdiener dessen Tun bewußt zu machen. Er nutzt das rhetorische Element der Überhöhung: Schlägst du mir die eine Seite, so halte ich dir auch die andere hin.
    Übrigens erfährt der Ausspruch mit der Wange seine Vollendung in Lukas: „Vater, vergib ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.“
    Fazit:
    Der Ausspruch zeigt keine moralische Größe und hat auch nix mit Höflichkeit zu tun, sondern vielmehr mit Respekt vor dem Bewußtsein. Jede andere Deutung ist die kurz gedachte Deutung von Moralaposteln… und Moral wiederum ist nichts anderes als eine dressurhafte Zwangshandlung. Ihr handwerklich nicht unbedingt gelungenes Gedicht, liebe Antigone, greift zu kurz und verhöhnt (mehr schlecht als recht) aus Unwissenheit eine Religion. Und juristisch (aber völlig unchristlich) gesehen gilt der Grundsatz: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

    Was machen wir denn da nun? Ich schlage vor, die andere Seite hinzuhalten.

  2. Aha, es ging Jesus also nicht um die Höflichkeit? Da bin ich aber platt! Ja, das muss man doch einer Heidin wie mir genauestens erklären! Und das tun Sie ja auch. Wenn Sie das Gedicht auch nicht verstanden haben, aber das macht nichts, das ist ja nicht neu für mich. Sie leiden offensichtlich unter einer Erklärungssucht, verehrte Rapunzel?

  3. Der Text ist ein möglicherweise ein aus dem lateinischen transkribiertes Hohn- und Spottgedicht aus dem 16.-18. Jahrhundert. Verfasser: unbekannt.

  4. Ich freue mich, Ihnen Nachhilfe u können. Auch wenn man die Bibel breit auslegen kann, so sind gewissen Dinge eben doch festgeschrieben. So fest wie das Amen.
    Ich grüße zur Vorweihnachtszeit.

  5. Der Begriff Satire ist Ihnen nicht geläufig, Rapunzel? Ich verstehe, einer frömmelnden Betschwester ist alles Häresie, was nicht bierernst rüberkommt.
    Was sagt man da als Satiriker? Vielleicht: Amen?

  6. „Frömmelnde Betschwester“: Sagen Sie, können Sie mit dieser Einstellung ein zufriedenes Osterfest, Pfingsten bzw. Weihnachtsfest haben?
    Ich stell es mir vor: Der Christbaum bestückt mit Jahresendflügelpuppen, dazu ein Festmahl aus Gift und Galle. Stille Nacht wird noch mitgesummt, die Kinderlein aber bleiben bitte vor Bethlehems Stall. Was für eine Doppelmoral…

  7. Selbstverständlich kann ich mit dieser Einstellung ein zufriedenes Ostern, Pfingsten und Weihnachten haben. Ich bin ja auch keine frömmelnde Betschwester.
    Und Sie, können Sie noch ruhig schlafen, nachdem die Schweinereien der Pfaffen an Kindern ans Licht gekommen sind und die Kirche sich in aller Frechheit hinstellt und Mea culpa fordert? Sie haben allen Grund, von Doppelmoral zu reden! Lassen Sie es lieber, um nicht noch den letzten Rest von menschlichem Anstand zu verlieren.

    Lassen Sie sich mal folgenden Satz durch den Kopf gehen:
    „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“

  8. Ich bin für Kohl, der Mann ist gut, weil er für Deutschland Gutes tut.
    Ich für für Kohl, ich bin für Strauß, sonst geh’n bei uns die Lichter aus.

  9. Der Konformist

    Lieb sitzt du da und gänzlich ohne Fragen.
    Und alles ist dir gleich, egal und schnuppe.
    Pass auf, die Motten werden an dir nagen!
    Du kommst mir vor wie eine Kleiderpuppe.

    Denn dir kann keiner. Du gehst doch konform.
    Du denkst nicht. Höchstens, was du denken musst,
    du liegst total in der gewünschten Norm.
    Muss so das Leben sein, ist es so Lust?

    Gewidmet all meinen lieben Mitstreitern, auch denen, die glauben, sie hätten da gar keine Meinung und könnten wie die Bienchen friedlich auf dem Mond leben.

  10. Bäh, mir wird übel von dieser Selbstgerechtigkeit und -gefälligkeit. Welches Hormon fehlt dir eigentlich gerade? Geh und tümmle dich woanders. Hier ist besetzt!

  11. überall breit gelatschte haufen, auf einmal fä#ngst an zu muffeln und oich wunder mich wos herkam da sa ich ich da diefgarasche den hundebesizer

  12. Beweisen muss mir niemand hier seine intellektuelle Tieflage, ich kannte sie doch schon vorher, sonst hätte ich das Gedicht ja nicht schreiben können. Aber Dankeschön, doppelt hält besser.

      1. PS.: Als im Grunde höflicher Mensch möchte ich das aber auch begründen:
        1. Der Rhythmus: Man hat das Gefühl, sich beim Lesen auf einem absteigenden Ast zu bewegen und im Schlauch einer fleischfressenden Pflanze zu landen, und das, auch ohne ein Insekt zu sein.
        2. Als Turnübung für die Stimmbänder taugt das „Gedicht“ ebenfalls nicht, im Gegenteil: Die Stimme fühlt sich danach nicht gestärkt, sondern ausgelaugt, ermattet, ohne etwas geschafft zu haben. Das Resultat ist niederschmetternd für den Rest des Tages.
        3. Die Sprache: Schon beim ersten Lesen stolpert man über die vielen (scheinbar notwendigen?) Füllwörter. Anmerkung: Kunst hat mit Notwendigkeit soviel zu tun wie eine Tasse Kaffee mit einem Tiefseerochen. Kunst hingegen wäre es, eine Verbindung zwischen beidem herzustellen.
        4. Der Inhalt: Hier ist das Glas nicht mehr nur halbvoll, sondern gleich ganz leer. Jesus hätte sicher Mitleid mit dem Schreiber des Gedichts gehabt, aber nur aus Höflichkeit. Insofern ist hier noch ein Fünkchen Wahrheit vorhanden, das aber nicht mehr ausgesprochen werden muss. Wenn die Sprache nichts mehr zu sagen hat, sollte man über deren Inhalt schweigen.

  13. Zauberberg! Ich sag nur ZAUBERBERG. Weißt du noch? Wir in der Vorlesung? Und der Daniel erst! HERRLICH! Was waren das für Zeiten. Come on Baby light my fire. Schreib es dir in deine Kladde: In 2017 geht’s zur Lahn! Und Kaffee im Roten Stern. Oder am besten gleich hoch auf dem Zauberberg. Café Vetter…
    Ganz liebe Grüße an die Kolleschen!

  14. Aber im ersten Stockwerk blieb Hans Castorp plötzlich stehen, festgebannt von einem vollkommen grässlichen Geräusch […] Es war
    Husten, offenbar, – eines Mannes Husten; aber ein Husten, der keinem anderen ähnelte, den Hans Castorp jemals gehört hatte, ja mit dem
    verglichen jeder andere ihm bekannte Husten eine prächtige und gesunde Lebensäußerung gewesen war, – ein Husten ganz ohne Lust und
    Liebe, der nicht in richtigen Stößen geschah, sondern nur wie ein schauerlich kraftloses Wühlen im Brei organischer Auflösung klang.
    “Ja“, sagte Joachim, „da sieht es böse aus. Ein österreichischer Aristokrat, weißt Du, eleganter Mann. Und nun steht es so mit ihm.“

  15. wie kommt man von der höflichkeit eines christenmenschen auf den zauberberg? man muss sich trauen, hoch aufzusteigen und jeder angst vor lieflagen elegant auszuweichen verstehen…

  16. Katholische Kirche, Stinkende Kugelschreiber, Ausflüge auf allen Vieren, Hallenbad. Mittags Rolladen, Ananas aus der Dose mit Schlagsahne. Bilder der Familien und der heiligen Jungfrau. Abwesende Väter, treusorgende, gutverdienende Söhne. Söhne ohne Ausbildung, Töchter auf Abwegen.

  17. Insekten, die besuchen

    besuchen – – hin –
    zum Deckelrudiment, zum Dekkelrudiment — –
    – streben –
    stürzen in den Schlauch *
    selig sind solche, die ins Schlauch
    innere geführt
    werden
    Haare weisen
    abwärts, bewegen
    nur
    weiter
    abwärts.

  18. Unglaublich die dummen Kommentare von Scheck, nachdem sich Grütters als gläubige Katholikin geoutet hat. Nur weil dieses Dickerchen nicht den Mut aufbringen würde, dasselbe zu tun.?

  19. Lejafeld

    Es dampft von den gekippt. Ich bin um viertel sechs aufgestanden. Habe gepackt. Und die Sonne knallt. Ich kann gar nicht richtig sehen. R., gib mir mal die Sonnenbrille aus Auto. Aber lass die anderen Sachen drin. Ich muss erstmal schnaufen. Die plötzliche Hitze. Das Thermometer zu Hause ging ruckartig hoch. Ich hab . Schon . Oben im zweiten Stock wohnt sie. Da müssen wir rauf. Schwer schon mal was rausholen. Das ganze Papier muss da rauf. Wo sie nur bleibt. Ich klingle jetzt irgendwo. Da kommt jemand aus der Tür. Ein Lederkoffer, aber jünger als wir. Guten Tag, sind Sie Herr S.? Wir warten auf unsere Tochter. von Ihnen erzählt. Ihre Musik. Dass Sie Wagner mögen. Und ihn am Abend, nach elf, aufdrehen. Ja, sie hat gute Ohren und ein gesundes könnte sie, sage ich später zur ihr, dein Nachbar sieht ja aus wie Karl Lejafeld.

  20. Es bringt nicht, faule Zähne mit Kugelschreibern zu reinigen. Das gehört in die Hand des Zahnarztes. Stellen Sie sich nicht so an, Frau B., und nicken sie ruhig, die meisten Zahnärzte sind jung und gutaussehend.

  21. Meine Sinne schlagen Alarm: Ich erinnere mich noch sehr gut an dieses Gedicht und meine körperliche Reaktion hierauf. Wer aus der Inskriptionen-Gemeinde hat nun dieses Gedicht wieder aufgeschlagen? Leider bin ich so veranlagt, dass ich in so einem Fall, der mir auch noch schlechte Gefühle vermittelt, meinen Impuls nicht kontrollieren kann und den Finger schon am Klikk haben, frei nach dem Motto: Was mich nicht umbringt, macht mich härter. Fremdschämen ist etwas, das mich besonders be- und besonders hart trifft. Verhält sich jemand unangemessen, oder ich muss ein Schauspiel mit ansehen, das an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist. Hier wurde jemand vorgeführt oder es fand der Scherz auf Kosten eines anderen statt.

  22. Ich habe das gerade mal auf Band gesprochen, und bin zu dem Schluss gekommen: das ist der schlechteste Text, der hier jemals eingestellt wurde. Das war glatt ein Akt der Böswilligkeit.

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