Chorin (2)

Selbstvergewisserung

Wer baute die ersten Tempel,
Stonehenge- & Carnac-
Ensembles,
Erfahrungen des Himmels
auf Erden?

Wer konstruierte das erste
Fünfeck, Gehäuse
der Welten
harmonie wie des Fluchs
aller Ausnahmen?

Gehäuse des Menschen
wie der harten Steine, eisige
Kontur der im Innern
des Vergänglichen wirk
enden Form?

Prinzip der Erzeugung
des Mannigfaltigen
aus dem Gleichen, des Einen
aus dem Verschiedenartigen
gleichermaßen?

Gleichermaßen? Gleicherweise?
Ungewissheiten der
Formulierung, Ur
bild aller Sag
bar
keiten, un
möglich auf den Begriff
zu Bringendes?

Wer erfand die Idee
des Wunders, in dessen Ge
häuse des Menschen
Wohnstatt
sei – Seele
im Geist, Er
kenntnis der einen Be
weg
ung, die wir sind?

Wer baute mit den Händen
seinen Tempel, in
dessen Grund wie
ein Grab die Klarheit end
losen Übergehens ein
gebettet liegt?

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

2 Kommentare

  1. Tja. Und wer baute das siebentorige Theben? Seltsame Zeilenbrüche fallen dir da ein, zum Beispiel Be – weg – ung. Treib die Modernismen nicht auf die Spitze.

    Gruß, Antigone

  2. Weiter so, gleichermaßen und in gleicher Weise! Hier hat jemand seinen unverkennbaren Stil gefunden: kreativ, eigenwillig, dynamisch. Das ist gut, das ist neu (wenn auch nicht mehr hier im Blogg) , das ist verschroben und eckt an. Und genau das will Kunst! Alles andere ist altbackener Mist, im schlimmsten Fall noch larmoyante Realkacke a lá „schmale Rente, lahme Ente“….

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