Die Kinder

Die Kinder schlafen noch. Am Abend war
der Kosmos voller Gangster: Mafiosi
im Freund-Feind-Land, sympathische
Dilettanten Kraft eigener Wassersuppe.

Die Kinder schlafen noch. Am Abend
bog sich die Zeit hinter der
Mattscheibe zu einer ewigen Ästhetik
lachender Gehirne zusammen.

Die Kinder schlafen noch. Am
Abend quillt wieder Alltag
aus den Suppenschüsseln dieser Welt,
werden Maßstäbe gesetzt für die Zukunft.

Die Kinder schlafen noch: der Rhythmus
ihrer Träume ist ein Muster im
Hochfrequenzbereich, noch sind die
Jamben & Trochäen nicht geschieden.

Die Kinder schlafen noch. Am
Morgen wispern die Neuronen
unbemerkt von allen Augen, was
Lippen demnächst zeigen werden.

Die Kinder schlafen noch. Am Morgen
eines neuen Tages, im Glockenspektrum
ganz gewöhnlichen Lichts wird die Sprache
urplötzlich ein Gesicht bekommen.

Die Kinder schlafen noch. Am Morgen wird
was einmal war aus den Fesseln seiner Form
steigen & mit der Freundlichkeit eines Lächelns
die abstrakte Schönheit endlich konkret werden lassen.

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

2 Kommentare

  1. Danke für die Wahrnehmung mit den Augen eines Freundes.

    Was nun tun, wenn der Schreibende aber – damals – genau das sagen wollte, was da steht?

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