schillernd im schnee

(schönheitsmutation, stibitzt)

wie im tätigen handeln wird auch
beim dichten der leichte sinn, das
angenehme talent, die fröhliche gutmüthigkeit
gern mit der schönheit der seele verwechselt

da sich der gemeine geschmack nie über das
angenehme erhebt, ist es derart niedlichen
geistern ein leichtes, jenen ruhm zu usurpieren,
der so schwer zu verdienen ist

doch es gibt eine untrügliche probe, vermittelst
derer man die leichtigkeit des naturells von der
leichtigkeit des intelligenten, so wie die laune des
temperaments von echter tiefe des charakters
unterscheiden kann, und diese ist, wenn beide
sich an einem schwierigen und großen gegenstand
versuchen

in einem solchen fall führt das niedliche
unfehlbar ins platte, wie launiges temperament
ins deftig materielle

schönheit geht ins erhabene
das unwillkürlich unser staunen
berührt

eisenhans
Martin Jankowski: geb. 1965 in Greifswald, lebt in Berlin. Songs, Gedichte, Essays, Erzählungen, Roman. Zuletzt göttliches vergnügen auf erden und kosmonautenwalzer (Lyrik, beide aphaia Verlag 2014).

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