Ich sehe mich im heimatlichen Wald.
Ruhe kehrt ein zur Nacht.
Dunkelheit umhüllt mich wie ein fest gewebter Mantel.
Die Kälte klirrt.
Das Licht weißer Sterne zuckt durch die Zweige.
Mitten im Wald habe ich ein Feuer gemacht.
Knacken.
Jemand oder etwas bahnt sich den Weg durchs Gehölz; kommt näher und näher…
Die Geräusche, überhöht in der Dunkelheit, kippen jäh in Bilder und verwandeln sich. Sie sind meiner Phantasie ausgeliefert, freigegeben zur hemmungslosen Manipulation. Ein Wildschwein, ein Reh, ein Igel, ein Jäger… alles kann in der Dunkelheit zu mir kommen.
Plötzlich erleuchtet der Schein meines Feuers das Gesicht einer alten Frau.
Ich erkenne das Gesicht meiner Mutter. Es ist zerfurcht und zerschlagen.
„Was machst Du hier in meinem Wald?“, frage ich die alte Frau.
Jeder Laut wird von der Stille geschluckt.
Ach, lass…
Schnee kommt aus dem Himmel, aus der Nacht; leise, leise schwebt er herab.
Das dichte Gezweig über uns hält die Flocken davon ab, auf uns zu fallen.
Hier im innersten des Waldes sind wir geschützt und ausgeliefert.
Hierhin führen keine Spuren.
Hier ist der Wald so dicht wie das von einer verzweifelten Spinne gewebte Netz.
Ach Mutter, wie alt Du geworden bist!
Dein Gesicht zerfurcht, zerschlagen. Ich erkenne Muster; sie sprechen eine unbekannte Sprache.
Tau tau, ein Wort aus Tahiti, heißt schlagen: mit einem kleinen Beil schlagen, in den Körper, den Kopf, das Gesicht. Tinte unter die Haut tropfen, in das Blut hinein. Es darf nicht zu stark bluten, doch der Schlag muss tief genug sein. Die schwarze Tinte kommt aus den Kapseln der Gallwespe. Asche in die Wunde reiben, damit eine Narbe bleibt. Tau tau.
Die schwarzen Linien bleiben. Punkte, Flächen, das Moko auf der Stirn, am Kinn.
Auf meinem Körper beginnen Muster zu sprechen: Haifischzahn, Hase, Ratte, Eule, Farn und Angelhaken reden durcheinander. Dann höre ich sie einzeln, nacheinander, deutlich und klar wie das Sternfunkeln.
Mutter, wie kommt es, dass Du eine Maori-Tochter hast?
Tau tau, Schneeflocken tanzen und landen auf den Zweigen. Sie zeichnen die Oberseite der Zweige weiß. Und dort ist doch eine Flocke durchs Gehölz gekommen und glitzert und schmilzt auf Deinem Haar.
Rascheln, Knacksen. Ein Windstoß fährt in das Feuer lässt es flackern. Es raucht, eine schwarze Fahne steigt auf wie das Segel eines Piratenschiffs, das die Südsee kreuzt. Black Pearl, eine schwarze Perle aus meiner schwarzen Phantasie.
Ein Fluss fließt unter dem kalten Waldboden. Er strömt unter meinem Feuer vorbei.
Ich setze Dich auf einen Kahn, Mutter, und lasse den Fluss Dich mitnehmen.
Ich lege Dir ein Brot in den Schoß. Mit einem Beil habe ich meinen Namen in die Kruste geschlagen.
Tau tau, lebe wohl…
warum kann ich den Text hier nicht so formatieren wie ich will?
Mal 1,5 Zeilenabstand, mal 1. Mal so mal so.
Eben so…
es wird (weihnachts)zeit und somit auch zeit, dass endlich mal (wieder) der weihnachtsmadminn auf den plan tritt. es gibt pralinen, die gleich schwänen, nicht gegessen werden. und es gibt inskriptionen, die gelesen werden wollen. die mischung, meine damen und herren. also auf den pralinenkasten und rein mit der richtigen mischung. wer ahnung vom weihnachtsgeschäft hat, der handelt – jetzt.
…wir verstehen dich trotzdem, liebe evawal. das auge liest, das hirn denkt. na denn mal tau!
Ziehen sie die Gardinen auf und öffnen Sie die Pralineschachtel (erinnert möglicherweise an eine gewisse blaumeisenblaue Poesieschatulle hier im Blog). Vorm Fenster: grau und grau. In der Schatulle Kleinodien. Sahnehauben und Federschmuck. Schokostacheln. Hochprozentige Füllungen. Und oben auf der Schachtel die gelben Strahlenblumen.
Dann raus in die verschneite Landschaft mit Straßenschluchten zwischen hochgewachsenen Fassaden. Niemand zu sehen. Tote Fenster. Im Bauch die Kleinodien-Mischung, die hochprozentige Füllung, flüchtig, schwer. Schritte, Spuren… raus aus der Stadt!
Was für ein Text. In meiner Seele beginnen Muster zu sprechen.