gegenwartsdichter

sie misstrauen der sprache
sie spalten silben (wie atome)
sie brechen (regeln und formen)
und erfinden neue perspektiven

sie misstrauen der sprache
aber lieben die sprachen
sie spalten silben wie atome
aber hassen den müll

sie wollen nichts erklären
sie wollen nichts beweisen
sie wollen verunsichern
und bewundert werden

sie verknüpfen widersprüche
sie verflechten unzusammenhängendes
sie müssen täglich neues bieten
um nicht von gestern zu sein

eisenhans
Martin Jankowski: geb. 1965 in Greifswald, lebt in Berlin. Songs, Gedichte, Essays, Erzählungen, Roman. Zuletzt göttliches vergnügen auf erden und kosmonautenwalzer (Lyrik, beide aphaia Verlag 2014).

4 Kommentare

  1. „sie müssen täglich neues bieten“: wie halten sie diesen leistungsdruck aus(ständig auf der suche nach widersprüchen zu sein)? und wer fordert das denn? nee, da gehe ich überhaupt nicht mit.

  2. deutschlehrer (eine zerteilte replik)

    sie drücken die sprache
    durch die kartoffelpresse
    kommentierter ausgaben
    sie gehen nie tiefer
    als die erläuterung erlaubt
    das, was sie erklärten
    teilte unsere texte in streifen
    im schulhaus roch es noch
    nach guter deutscher schrift.

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