Septemberfenster

Die Sonnendukate vegetierte seit Stunden auf der entgegengesetzten Seite. Der Blick ging aufs Fensterbrett und auf die Blöcke aus der Kaiserzeit gegenüber, fröhlich saniert oder sträflich vernachlässigt. Die Häuser reflektierten ein vorsichtiges Ziegel-Ocker-Orange, komplementär zum Ultramarin darüber. Eine Stubenfliege, einzeln, tauchte an der Fensterscheibe. Mit einem harmlosen Pusten beförderte ich sie, die gerade halb schwebend, halb krabbelnd – wie ein Mauszeiger, wie etwas, das man abschütteln möchte -, die Scheibe abzirkelte und entlangglitt, in die linke Ecke. Da merkte ich, dass sie lahm war. Ein kurzes, intervallartiges Brummen, gestoppt vom Fensterglas. September – Monat der lahmen Fliegen! Jahre blätterten sich durch das Hirn. Jahre, in denen der Altweibersommer mit auf dem Abstieg befindlichen Insekten nur so protzte. Als dieser Bilderstrom zum Halten kam, erkannte ich, dass in diesem Jahr kaum ein sterbender Flugkörper meine Räumlichkeiten besucht hatte. Voran es lag, vermochte ich nicht zu beantworten. Vielleicht weiß Paral darüber mehr. Auf dem Fensterbrett stand eine klotzig bemalte Vase.

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