Novembermorgen

Ein Tag im November

Gestern Abend hat es geregnet,

alles ist feucht und frisch an diesem Novembermorgen.

Die Blätter der Bäume fallen.

Ich liebe die Herbstfarben,

rot, orange, gelb, braun mit etwas grün.

Die Farben der heruntergefallenen Blätter bringen eine Nostalgie mit sich.

Langsam öffnet der Markt mit Weihnachtsgeschenken.

Ich freue mich auf Weihnachten,

freue mich auf den Weihnachtsmarkt.

Ich schließe meine Augen und kann schon den angenehmen Geruch der frisch gebackenen Plätzchen riechen.

Ich höre Kinder lachen, wenn sie miteinander um das Lagerfeuer herum spielen.

Wichtelgeschenke werden zum Tausch verpackt.

Familie und Freunde treffen sich und genießen den heißen Glühwein unter den Weihnachtslichtern.

Thomi Chatzipanteli

Novembermorgen


Ich schlage die Augen auf. Es ist ziemlich dunkel in meinem Zimmer, obwohl ich die Rollläden mit Absicht nicht ganz geschlossen habe. Mein Körper fühlt sich schwer an und ich würde am liebsten in meinem warmen Bett bleiben. So geht es mir an den meisten Novembertagen, die sich anfühlen wie eine unendliche Aneinanderreihung verschiedener Nuancen von Grau, unterbrochen nur von der Dunkelheit, die bereits viel zu früh einsetzt.
Schließlich raffe ich mich auf und gehe langsam zum Fenster, um das spärliche Licht in mein Zimmer zu lassen. Schweigend blicke ich in den wolkenverhangenen Morgen hinaus. Der leichte Nebel und die Wolken, die die Sonne verdecken, lassen das Licht der Sonne milchig und alle Farben wie gedämpft erscheinen. Ab und an leuchten ein paar bunte Blätter durch den grauen Nebel.
Der Boden, die Häuser, die Bäume, alles ist noch nass vom Regen der letzten Nacht. Ich denke an den gestrigen Abend – der Regen, der gegen die Scheiben trommelte, der Wind, der die Blätter rauschen ließ. Ich, wie ich mit einer Tasse Tee in der Hand, eingekuschelt in eine Decke, auf meinem Sessel saß und las. Von Frieden erfüllt, geborgen, so, als wäre ich in diesem Moment genau am richtigen Ort. Auch so kann sich November anfühlen, erinnere ich mich. Und schon fällt mir der Start in den Tag etwas leichter.

Annika Fitsch

Ein grauer Mittwoch

Heute ist Mittwoch. Mittwoch, der 9. November. Graue Wolken und kalte Temperatur. Man kann sagen, dass es ein üblicher Tag in Deutschland ist. Aber nicht für mich. Nicht für einen Menschen, der während seines ganzen Lebens an sonnige Tage und fast immer an ideale Temperaturen gewöhnt ist. Aber am 9. November war die Situation ein bisschen anders. Am Anfang gab es nur hoffnungslose graue Wolken, die die Stimmung eines Menschen verschlechtern konnten. Deswegen hatte ich vielleicht so schlechte Laune. Aber nach einer Stunde passierte etwas sehr Schönes. Etwas Erstaunliches bemerkte ich vor dem Fenster. Diese schrecklichen Wolken waren nicht mehr da. Und ihr Platz wurde von der Sonne und einem klaren blauen Himmel eingenommen. Es war so etwas wie eine Botschaft. Eine Botschaft, dass sich jede schlechte Situation in etwas Besseres und Hoffnungsvolles verwandeln kann. In diesem Moment wollte ich nur eine Tasse Kaffee trinken, auf einer Bank sitzen und die Farbe des Himmels genießen. Das Bild, das ich vor mir hatte, brachte mich in die Vergangenheit zurück. Es war genau derselbe Himmel, als ich den Berg Psiloritis auf Kreta zum ersten Mal bestieg. Das Bergsteigen dauerte viele Stunden. Es war anstrengend. Es war nicht leicht, fast 2.500 Meter aufwärts zu steigen. Ich hatte aber die Gelegenheit, den Sonnenaufgang zu sehen und die zahlreichen Farben des Himmels während meines Aufstiegs zu bewundern. Von schwarz zu orange und von orange zu blau. Dass ich mitten in der Natur war, war vollkommen. Und gleichzeitig war da die Zufriedenheit, als ich am Gipfel lag und die Möglichkeit hatte, die endlose Landschaft von oben zu genießen, ein einzigartiges Gefühl. Aber jetzt kehrte ich in die Gegenwart zurück. Schließlich dachte ich. Es war doch kein so schlechter Mittwoch.

Petros Dramitinos

Novembertag

Schon am ersten Morgen macht der November seine Ankunft bemerkbar.

Wo am Tag zuvor noch das Licht der Sonne strahlte,

sind jetzt nur noch dunkle Wolken.

Die Sonne versteckt sich und die Kälte des Regens ersetzt ihre Wärme.

Die Farben der Blätter erlöschen und die Natur schläft langsam ein.

Bunt wird zu trüb.

Dann wird trüb langsam zu weiß.

Ein Weiß, das heller strahlt als das Licht von tausend Sternen.

Ein Weiß, das zunächst so kalt erscheint, doch eine unbeschreibliche Wärme im Menschen auslöst.

Ein Weiß, das die Erinnerung und Vorfreude auf das Fest erweckt.

Und dann wird das Weiß bald bunt.

Grüne, rote und gelbe Lichter lassen die Kälte des Winters bald erstrahlen.

Die Wärme der Liebe lässt das Eis erschmelzen.

Anis, Muskat, Vanille und Zimt schmücken allmählich die kühle Novemberluft.

Die Weihnachtszeit ist spürbar, aber noch nicht ganz da.

Bevor der Beginn der Winterzeit erfreulich werden kann, muss das Ende der Sommergefühle betrauert werden.

Im November vermischen sich Trübsal und Freude.

Er ist ein Ende und zugleich ein Anfang.

Anna Kandyli

Hügel in der Dunkelheit


Nicht das sanfte Morgenlicht weckt mich an diesem ersten Novembermorgen, sondern das schrille Klingeln meines Weckers.

In meinem Schlafzimmer ist es kalt und draußen vor den Fenstern ist noch schwarze Nacht. Ich fühle mich fast noch müder als am Abend zuvor und seufzte: Jetzt beginnt die dunkle Jahreszeit.

Schlaftrunken taste ich zu meiner Rechten nach dem kleinen, warmen Hügel, der die ganze Nacht lang an meinem Bauch gelegen hat. Leicht hebe ich die Decke an und streichle über den Hügel, um wenigstens ihm einen sanfteren Start in den Tag zu ermöglichen. Doch der Hügel zeigt keinerlei Begeisterung dafür, dass die Nacht, zumindest für uns, schon vorbei sein soll. Demonstrativ versteckt er den langen Kopf zwischen den noch längeren Beinchen und wirft mir aus dem Augenwinkel einen vorwurfsvollen Blick zu. Jetzt aber los.

Ich schäle mich aus der warmen Decke, schlüpfe in meinen dicken, weißen Pullover aus Fleece. Ich werfe einen Blick auf mein Bett, der Hügel bewegt sich nicht. Jetzt aber los. Ich hebe die Decke an und ernte einen weiteren vorwurfsvollen Blick. Ich kann auch nichts dafür, das weiß der Hügel jedoch nicht oder er will es nicht wissen. Irgendjemand muss schuld sein. In dem Punkt sind wir uns ähnlich. Dem Hügel habe ich den Morgen verdorben, meine schlechte Laune schiebe ich auf den kalten Wind, der uns ins Gesicht schlägt, als wir endlich die Haustür öffnen. „Wenigstens regnet es nicht“, denke ich und verlasse die sichere Insel, die unsere beleuchtete Haustür im Meer der unendlichen Dunkelheit ist. Wir treten unter dem Vordach hervor und würden am liebsten direkt wieder umkehren. Es regnet doch. Vorwurfsvolle Blicke. Ich kann auch nichts dafür, das weiß der Hügel jedoch nicht. Jetzt aber los.

Ich schalte meine kleine Taschenlampe ein, mehr emotionale Unterstützung als tatsächliche Orientierungshilfe, denn die Dunkelheit schluckt das fahle Licht der Lampe, so wie auch das Licht der sicheren Insel schnell außer Sicht gerät.

Unmotiviert und inzwischen durchnässt stapfen wir durch den Matsch des spärlich beleuchteten Parks. In der uns umgebenden Dunkelheit verschmelzen die Bäume zu bedrohlichen Schatten und eine einsame Gestalt, die ruhig, zu ruhig für meinen Geschmack, an einer Häuserecke steht, macht mich nervös. Ich treibe den Hügel zur Eile an. Vorwurfsvolle Blicke. Ich kann auch nichts dafür, das weiß der Hügel jedoch nicht. Jetzt aber los.

Wir drehen unsere Runde und zwischen Regen, Wind, Dunkelheit und vorwurfsvollen Blicken sind wir beide erleichtert, als unsere sichere Insel wieder am Horizont auftaucht. Der Hügel verschwindet wieder unter der Bettdecke und ich bin mir sicher, dass es dort drunter wieder warm und gemütlich ist. Ich jedoch schäle mich aus meinem dicken, weißen Pullover aus Fleece und schlüpfe in meine Alltagskleidung. Im Flur treffe ich auf meinen schlaftrunkenen Mitbewohner, im Schlafanzug, mit verwuscheltem Haar und vom Schlafen geröteten Wangen ist er auf dem Weg in die Küche. Vorwurfsvolle Blicke. Er kann auch nichts dafür, das weiß ich und will es nicht wissen. Noch 88 kalte, dunkle Morgen, dann ist es wieder warm und hell. Jetzt aber los.

Anne-Sophie Preuß

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