Aus „Wahrenberger Stanzen“
in Windesstille plätschert das Meer
durch die Nacht und an festgemachten
Booten flüstert ein Liebespaar sich
Liebesschwüre durch Fischernetze
zu Hat an so einem Ort der Engel
Jakob die Hüfte ausgerenkt? wie
nicht untergehn im Kampf mit Ihm
der im Dunklen kämpft Wie eine
Buhne sich ins Wasser und ins
Festland Keilt dieser sich in eine
Brust … Hörst dem Plätschern des
Meeres zu … Das sich um Schiffe
Fische Steine um Liebesschwüre
mit Salz und Ferne legt Die Luft
wird schwerer Sprache wird Gehör
*
das Wasser zischt in der Heizung
(die Eismeere schmelzen und
Bangladesh und Sylt wird es bald
nicht mehr geben) während ich
darüber nachsinn warum sich
das Leben stets ins Tragische
wendet Für den Mann an der
Tankstelle bin ich halb Räuber
halb Kunde Er schickt mich
fort mit dem Beleg Nein ich
treibe nicht schiffbrüchig im
Indischen Ozean vor Sumatra
doch die Hohlheit der Worte ist
vielleicht grausamer Ich rufe
Ihn Der den Inhalt schenkt
*
mein ostfälisches Dorf betört
mich mit seinen Fachwerkhöfen
und kleinen Häusern atmend in
weiten Gärten Noch nicht verkauft
an den Willen des Markts Am
Zaun wartet ein Hund Den ich
mit Leckereien besteche Nachts
bleiben die Laternen dunkel und
die Bäume wiegen sich wie ein
schweres schwarzes Segel Und
die glänzenden Sterne sind keine
RTL 2-Oper Hier laufe ich Aber
sehe nicht hinter das Dunkel
das mich sieht Und bitte Tod
lösch mir diese Schönheit nicht
*
die Februartage künden die ersten
Frühlingsboten Leberblümchen und
Krokusgrün So treibt die Erde
aus Wie aber werden daraus keine
Ansprüchlichkeiten Wächst mit
Gewinn nicht der Verlust Maria
bewegt die Worte Die sie gehört
in ihrem Herzen während man in
England Qualzucht betreibt mit
menschlichen Embryonen
sag, warum können wir nicht
still sitzen Nur sanft die Hand
erheben derweil die Bäume
wogen in Mariens Arm rufen
Haltet ein ihr Gewalttätigen
*
die Katze sitzt auf der Mauer Sie
fürchtet sich nicht im Dunkel und
das Käuzchen ruft durch die Nacht
seine berühmte Melodie aus ganzer
und punktierter Note und Triller
der bis ans Ende der Welt rollt
und sagt Daß irgendwo jemand
keinen Menschen hat und vorm
Fernseher eingeschlafen ist
die warm leuchtenden Fenster
verraten nicht wie klein die
Wärme ist Von uns gegeben
und nie umsonst Noch immer
sitzt die Katze auf der Mauer
schaut im Dunkel die Farben
*
du möchtest nicht zu einem Volk
gehören Das jenseits seiner Grenzen
ausraubt brandschatzt Müll wegwirft Das
ohne Dank zu Tische sitzt Du möchtest
still im Regen gehen und vielleicht
von fern noch eine Säge hören Ver-
mischt mit dem Gesang von Schwänen
die übers Wasser streifen Möchtest
der Grasnarbe Geduld erspüren und
keinen Politiker wählen Nicht für
drei die Erde verbrauchen Sondern
die Freude wie dein Hund es kann
ins Herz einlassen Willst niemand
in Verzweiflung treiben Dem
andern nicht das Maß festhalten
September 2022
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