Feigling.

Sein Kleidchen zu wechseln, ist töricht. Sieh nur, wie es sich ausflieht. Nur ständig von der Vorstellung begleitet, also verfolgt, dass im Innern des Selbst (so ästelnd) sich schon immer ein Raum der Unterdrückung eingezeichnet und über dich hergemacht hat. Und wie du dich nun erhebst. Ausgeglückte vererbliche oder doch nur verderbliche Spur?

Wie hast du dich an deinen Text geheftet. Wie sollte einer verstehn, was du meinst. Warum wolltest du dich gerade da so zurücknehmen, reichte die Wirklichkeit nicht? Aber kein Vergessen.1

Wie die gewaltige Notwendigkeit, dass du dir nichts mehr vorschreiben lässt. Wie wenn du jetzt dein Ursprung selbst bist. Seit 30 Jahren also dein Gefühl, dein unter der Haut Wahrnehmen: für was war also dieses Aufopfern. Kleiner gelungener Feigling. Immer nur zwischen zwei Ausdrücklichkeiten. Wohl mehr Anspruch als Interesse, wortfleischliche Erinnerungs(ur)sprünge.

1 Wär’s „aber kein Vergessen“, so wär’s auch gut. Denn dann flöge ich mit meiner Lust in den Moment. So wie mit seiner Zungenspitze auf der eignen Nasenspitze tänzeln …

van hengel
Willi van Hengel: geb. 1963 in Oberbruch, hat Philosophie, Politik und Germanistik in Bonn studiert, Abschlußarbeit über Nietzsche und Derrida, anschließende Dissertation gescheitert, lebt in Berlin. Veröffentlichungen: Lucile (Roman, Berlin 2006), Morbus vitalis (Roman, Schweinfurt 2009), Wunderblöcke (Prosastücke, Schweinfur

4 Kommentare

  1. es ist gähnend langweilig, immer nur im selben kleidchen zu leben. der schnitt muss stimmen, das wohlfühl-gefühl, s‘ passt schoa. und wenn der anspruch über dem schnöden interesse steht, so ist die nächste stufe schon erklommen. das schönste kleid, der größte apfel und auch die dickste pflaume hängen immer ganz weit oben. („wie wenn (?!)“): als ob es eine laune der natur wär.

  2. was spricht dagegen? ist’s etwa der drang zum perkfekten? selbst die besten trickfilmer können das menschliche gesicht nicht detailgetreu in pixel setzen, es ist das unperfekte gesicht des menschen, was die perfektion der illusion letzlich verhindert. eine laune der natur durchkreuzt die träume.

  3. das ist schön: eine laune der natur durchkreuzt die träume …
    hiesse aber immer nicht, dass man sich der ersteren laune nicht hingeben könnte … traumhingebung ist also ein weisser schimmel …

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