ambrosia

kannst du theatralisch träumen gustinus zerrann in

welt und lorbeer weisslicher mädchenstaub aus

deinem demiurgenhals schöne seele brennt tonloses

gezwitscher unter pracht gefallener marmorblüten

die sprache der beschämung vielleicht lieben wir

auch ohne herz

unica
Petra Schröck: geb. 1965 in Berlin, Studium Modedesign und Kunstgeschichte, als Autorin und Kuratorin tätig. Künstlerische Leiterin der BrotfabrikGalerie. Seit 2005 Rückkehr in und Experimente mit Sprache. 2010 Erika Mitterer Lyrikpreis (10. Platz), 1. Preis Opennet, Solothurner Literaturtage 2010. Veröffentlichungen in artmagazine, Kunstforum International, Belvedere, Parnass, Eikon, Filmdienst, Lyrik der Gegenwart, Edition Art&Science, 2011, Die Rampe. Hefte für Literatur, 4/2011 u.a.

3 Kommentare

  1. Sonntagsrätsel eines achtjährigen Menschen am Frühstückstische zu seinem Geschwister:
    Du musst dir deine Vokabel teilen, sagt das Mädchen zum Jungen. Ich bin schon jetzt für mich allein und werde später in den nächsthöheren Rang erhoben, den auch du dir (zumindest vom Kang her) wiederum teilen musst.
    Was zerbrechen wir uns den Kopf über Anordnung von Wörtern? Nicht uns soll es gefallen, vielmehr wollen wir beeindrucken: Wir sind die Wortschöpfer, Demiurgen gleich schrauben und drechseln wir, polieren aus und stellen ein. Warten. Kein Kommentar? Gut! Dann wird sich wohl woanders der Kopf zerbrochen werden. Kommentar? Auch gut! Manische Reaktion auf Geistesblitz.
    Ich möcht ein Mädchen sein – unbefangen, unbedarft, von allem was nehmen, weglassen, was hindert und unverständlich erscheint, das einordnen, was aufhebenswert zu sein scheint. Die Einfachheit bewahren.
    Sich selbst beschämend, wer das beschämend findet.

  2. Um des Rätsels Lösung wurde ich gebeten. Da wurde mir peinlich bewußt, wie sehr ich mich im Worgewirr verfangen tat: Die Vokabel lautet:“jung“. Stolz trägt das Mädchen ihren Namen, sich der Alleinstellung bewußt. Spöttisch schaut sie auf den „Jung“-en, der sich selbst das „Man -n“ teilen muss. Wer ’s nicht glaubt, dass diese Gedanken aus dem blondgelockten Schopfe eines kleinen Mädchens kommen, der läßt es bleiben oder nimmt wahr, wie sich mit jedem Mond mehr seine Sicht auf unsere (Sprach-)welt verändert hat.

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