von den abschieden weiß ich

und vom schmerz in den blicken
bunte farbtupfer
die aus dem leben verblassen

und solche

die dich demütig beugen
hüter der vergangenheit
verpackt in seidenpapier

und dann noch

DEINER

Christa Issinger
geb. 1963 in Brixen (Südtirol), wohnhaft in Natz-Schabs, ein Sohn. Veröffentlichungen in versch. Anthologien und Literaturzeitschriften, 2014 und 2022 Preisträgerin des Hildesheimer Lyrikwettbewerbes, Autorin des Buches: Die Liebe ist nicht rot.

12 Kommentare

  1. Das wäre mein Vorschlag, ohne die Überschrift:

    der schmerz in den blicken
    bunte farbtupfer
    die verblassen
    die dich beugen
    hüter der vergangenheit
    verpackt in seidenpapier

  2. Ist kein Vorschlaghammer. Ist ein ganz ganz vorsichtiger Vorschlag zur Kürzung um die Dinge, die schon da sind, weil es ja klar ist, dass das Geschriebene um sich selbst weiß und es es auch klar ist, dass etwas, das verblasst, aus dem Leben verblasst. Verdichtung zum Neutronenstern. Soweit verdichten, dass der Ereignishorizont noch da ist. Zum Gedicht, das die Raum-Zeit krümmt, das Leben, dich und mich. Der Rest ist Wind, Sternenstaub.

  3. Das Vier-Seiten-Modell (auch Nachrichtenquadrat, Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell) von Friedemann Schulz von Thun ist ein Modell der Kommunikationspsychologie, mit dem eine Nachricht unter vier Aspekten oder Ebenen beschrieben wird: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Diese Ebenen werden auch als „vier Seiten einer Nachricht“ bezeichnet. Das Modell dient zur Beschreibung von Kommunikation, die durch Missverständnisse gestört ist.

    Mit dem Vier-Seiten-Modell kombiniert Schulz von Thun zwei psychologische und sprachtheoretische Analysen. Paul Watzlawick postulierte, dass jede Aussage unter einem Inhaltsaspekt und einem Beziehungsaspekt verstanden werden könne (zweites Axiom).[1] Der Sprachtheoretiker Karl Bühler beschrieb im Organon-Modell sprachliche Zeichen anhand dreier semantischer Funktionen: Ausdruck, Appell und Darstellung.[2] Solche Modelle sind in der Linguistik auch als Modelle der Sprachfunktionen geläufig.

    Die vier Seiten einer Nachricht

    Die vier Ohren des Empfängers[3]
    Das übergeordnete Ziel bei dieser Modellbildung besteht darin, zu beobachten, zu beschreiben und zu modellieren, wie zwei Menschen sich durch ihre Kommunikation zueinander in Beziehung setzen. Dabei wendet Schulz von Thun sich den Äußerungen (den „Nachrichten“) zu. Diese können aus vier unterschiedlichen Richtungen angesehen und unter vier unterschiedlichen Annahmen gedeutet werden – dies sind die vier Aspekte oder Ebenen, die Schulz von Thun als „Seiten einer Nachricht“ bezeichnet:[4]

    Auf die Sache bezogener Aspekt: die beschriebene Sache („Sachinhalt“, „Worüber ich informiere“)
    Auf den Sprecher bezogener Aspekt: dasjenige, was anhand der Nachricht über den Sprecher deutlich wird („Selbstoffenbarung“, „Was ich von mir selbst kundgebe“)
    Auf die Beziehung bezogener Aspekt: was an der Art der Nachricht über die Beziehung offenbart wird („Beziehung“, „Was ich von dir halte oder wie wir zueinander stehen“)[A 1]
    Auf die beabsichtigte Wirkung bezogener Aspekt: dasjenige, zu dem der Empfänger veranlasst werden soll („Appell“, „Wozu ich dich veranlassen möchte“)
    Auf diese Weise kann die „Nachricht als Gegenstand der Kommunikationsdiagnose“ verwendet werden.[5] Störungen und Konflikte kommen zustande, wenn Sender und Empfänger die vier Ebenen unterschiedlich deuten und gewichten. Das führt zu Missverständnissen und in der Folge zu Konflikten.

    Ein bekanntes, von Schulz von Thun in seinem Hauptwerk Miteinander Reden zuerst verwendetes Beispiel ist ein Paar im Auto vor der Ampel. Die Frau sitzt am Steuer, und der Mann sagt „Du, die Ampel ist grün!“ Die Frau antwortet: „Fährst du oder fahre ich?“.[6]

    Die Äußerung kann in dieser Situation auf den vier Ebenen folgendermaßen verstanden werden: als Hinweis auf die Ampel, die gerade auf Grün geschaltet hat (Sachebene); als Aufforderung, loszufahren (Appell-Ebene), als Absicht des Beifahrers, der Frau am Steuer zu helfen, oder auch als Demonstration der Überlegenheit des Beifahrers über die Frau (Beziehungsebene); als Hinweis darauf, dass der Beifahrer es eilig hat und ungeduldig ist (Selbstoffenbarung). So kann der Beifahrer das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben. Die Fahrerin könnte die Aussage des Beifahrers dagegen als Herabsetzung oder Bevormundung auffassen.

    In Bezug auf den Hörer und seine Gewohnheiten erweitert Schulz von Thun das Vier-Seiten-Modell zu einem „Vier-Ohren-Modell“. Je ein Ohr steht für die Deutung einer der Aspekte: Das „Sach-Ohr“, das „Beziehungs-Ohr“, das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ und das „Appell-Ohr“

    Quelle: du weißt schon

  4. Liebe Christa Issinger, liebe Eleadora Stein, bitte entschuldigen Sie meine gestern auf die Schnelle eingestellte „Spiegelei“ (deren Länge mich aufgrund des kleinen Kommentarfensterchens hier selbst überrascht hat). Aber finden Sie nicht auch, Eleadora Stein, dass der „Sachcharakter“ unserer Comments 1 und 4 gleichermaßen unangemessen ist für ein Gedicht, in dem schon im Titel ein lyrisches Ich in Erscheinung tritt, das aus einem ebenso persönlichen wie schmerzlichen Erfahrungsraum heraus schreibt? Und dass ein ganz, ganz vorsichtiger Vorschlag etwas anderes ist, als den Titel eines Gedichtes im Genre „Trauersymmetrie“ und das darin sprechende lyrische Ich, ohne Begründung mit den Worten „Das wäre mein Vorschlag“, in einer eigenen Version zu „streichen“? Ihr Gedicht, Christa Issinger, berührt mich. Und zwar – hier bin ich derselben Ansicht wie Frau Stein – vor allem soweit es im Vertrauen auf sein eigenes Erleben, seine eigenen Bilder bleibt. Indem das lyrische Ich in den letzten beiden Zeilen des Gedichtes auf ein Außen verweist, gibt es aber den eigenen Erfahrungsraum und die Zartheit der vorherigen Zeilen ein Stück weit preis (noch verstärkt durch die Großbuchstaben am Ende). Ganz vorsichtig fände ich es deshalb auch überlegenswert, zwar nicht auf den Titel, aber vielleicht auf die letzten beiden Zeilen zu verzichten.

    Noch einen schönen Abend Ihnen beiden.

  5. Mal nicht so zimperlich, lieber Herr Rudolph! Sie stellen was ein. Sie stellen es als Kommentar ein. Wählen das mintgrüne Fensterchen als Rahmen für Ihren Erguss und freuen sich auf eine Menge schwarzer Schrift, die gleich erscheinen wird, sobald Sie „ok“ drücken. Sie feixen, Sie jublieren: Jetzt zeig‘ ich der Gemeinde was! Und schon ist es zu spät um noch etwas dagegen zu tun. Jede/r gönnt Ihnen dieses Glücksgefühl. Die Energie, die Sie dabei frei setzten, verpufft ins Universum. Gehört uns allen. Also: stehen Sie zu Ihrem Kommentar und lassen Sie’s gut sein. Er tut uns allen gut.

  6. Die Steinsche Version ist allerdings besser, weil zielgerichtet. Wir sind hier alle nicht zimperlich, Herr Rudolph. Wenn Frau Issinger verletzt wäre, würde sie sich melden. Ich gehe davon aus, dass sie über die Stein-Version nachdenkt. Und ich bin mir auch sicher, dass sie keinen Ritter Rudolph braucht…

  7. Wenn wir schon mal dabei sind: Es gibt auch vier verschiedene Arten, die Bibel richtig zu interpretieren. Die sind kanonisch. Da scher ich mich nicht drum. Da lese ich, was da steht. Und ich spreche es. Im Original. Das Neue Testament in Altgriechisch. Weil da vibriert die Sprache. Der Klang. Diese Ebene steht außer den vier Methoden.

    kai egeneto nephelê episkiazousa autois
    kai egeneto phônê ek tês nephelês

    Letzlich kann man nie miteinander reden. Weil man sich immer auf verschiedenen Ebenen befindet.

  8. Liebe Frau Kleist, ja, ja, das mintgrüne Fensterchen 🙂 … ist bei mir übrigens weiß. Jeder hat halt so seine eigene Wahrnehmung und sein Bild von den anderen Mitschreibern. Und da wir uns alle persönlich überhaupt nicht kennen, machen wir uns halt mithilfe unserer Phantasie unseren Reim. Finden Sie nicht auch, wir sollten bei der Bewertung der Menschen hinter dem hier Geschriebenen ein bisschen zurückhaltender sein? Also ob Sie’s glauben oder nicht, aber über die „Menge schwarzer Schrift“ habe ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht, mehr über den Inhalt (aus dem sich beim Lesen des Artikels die Menge ergab) . Schulz von Thun „sprang mich halt so an“, der Rest passierte, wie ja zum Glück so vieles hier im Blog, spontan. Das in eigenen und vielleicht kürzeren Worten auf den Punkt zu bringen, dafür fehlte mir gestern nicht nur die Zeit und „feixen und jubilieren“ hätten Sie hier auch niemanden gesehen. Meine Entschuldigung bedeutet im Übrigen nicht, dass ich nicht zum Sachinhalt meines Kommentares stünde und ich finde ihn als solchen (auch seiner Länge nach) weiterhin sehr instruktiv und hilfreich. Allerdings eben als Kommentar zu Eleadora Stein und Christa Issingers Abschiedsgedicht nur mit meiner nachträglichen Entschuldigung.

    Schlafen Sie gut, Frau Kleist.

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