…und etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig als zu erzählen und zu akzeptieren, es ist doch viel einfacher die Welt zu akzeptieren, wenn wir zu ihr „Es werde Licht“ sagen. (Wassili Busskläff)
Diese Woche: Bei Poco
Diese Woche ist es bei mir erstmal richtig hell geworden: Ich war bei Poco! Bei Poco Domäne, direkt auf dem Gelände an der Gießer Straße. Das ist schon ne tolle Gegend. Kaputtes Straßenpflaster, abbruchreife Häuser, viel Autonomie und breite Bürgersteige, für die man dicke Schuhsohlen braucht. Ansonsten ist die Sehnenzerrung vorprogrammiert. Ich also durch den Schutt durch zu Poco. Ich brauchte nämlich einen Schuhschrank. Und weiße Farbe. Ich dachte mir, man könnte zur Abwechslung auch mal was über das hell werden schreiben, und das geht am besten, in dem man bei sich selbst beginnt. Ich also rein zu Poco. Weiße Farbe ist doch nun wirklich etwas, das sich jeder hier leisten kann. Und ich kann das auch. Ich also rein. Hab mir gleich die für neunneununneunzig geholt. Werkzeug günstig daneben. Ich dachte an weiß und an grün und an die vielen Gartenkneipen, die jetzt in Leipzig wieder auf machen und mit Schnitzel locken. Oh nein, aber nicht mit mir! Bei mir gibt es heute Ruccola Salat. Weil da viel Sand dran ist, muss man den waschen – aber das macht die Zähne hart. Ach, naja, und die Farbe von Poco. Und der Schuhschrank. Leider kaufte ich am Ende doch nur die Farbe. Warum ich das mache? Mir zur Feier. Der kreative Schutt, die Gladiolen, das Gras. Weiß und Grün. Als ob du’s nicht hast kommen hören!
Also wenn du Grottenolme hast, dann solltest du lieber nicht weißen, weißt du, weil die sind ja selbst weiß, und ziemlich alt werden die auch, ja, also wenn du jetzt einen alten weisen Grottenolm hast, ja, den findest du nie wieder, ja. Den kannste bloß hören, wenn du die Luft anhältst und er über die Tapete trapst, ja. Weil, wenn du Licht sehen willst, da ist ja besser, wenn’s dunkel ist. Darum leben die Grottenolme ja eigentlich in Höhlen, also da wo es dunkel ist. Aber jetzt habe ich mich vom Thema fast wegerzählt. Also, wenn du so einen alten Olm hast, dann kannste ihn das fragen, wenn du mal ein richtiges Problem hast. Also ich mein‘ jetzt so ein echtes, ja: „Meister Olm, was hat das eine Ende des Universums mit dem anderen Ende zu tun?“ Dann kriegst du auch ’ne Antwort, ja, die ist dann richtig, aber die verstehst du dann nicht. Weil der Olm will, dass du von selbst darauf kommst. Also einfach Farbe und Poco und Schuhschrank, so einfach ist das nicht. Weil, dann denkst du vielleicht, das ist der weise Meister Olm, der dir gerade antwortet. Aber dann ist das bloß die Raufasertapete. Also das wollte ich jetzt erzählen.
Kleist! Wegen verlangt den Genitiv… we-GEN des!
Sechs, setzen!
PS: Das lass ich auch nicht als prolliges Stilmittel durchgehen. Ich nicht. Bei „wegen dem“ muss ich spucken. Regelmäßig.
Den Genitiv zu retten, wird also schwierig. Daher werde ich es scheibchenweise versuchen. Heute kämpfe ich erst einmal nur gegen das lästige „wegen dem“.
Lieber Deutschleistungskurs, ich habe das hier zufällig gefunden. Ich brauche etwas Hilfe, wegen meines C&P-Masterarbeit:
a) Wegen des Weiß?
b) Wegen des Weiß‘?
c) Wegen des Weiß’s?
d) Wegen des Weißes?
Das ist mir jetzt zu verwegen.
Kreativer Schutt. Das war besser. Punkt.
Perfekt!
Danke! Wegens des Weißens, da nehm ich. Supi frau kleist!
Lieber Student, die Variante steht noch in der Revision. Ich stelle Sie Ihnen gern für Ihre wissenschaftliche Übungsarbeit zur Verfügung.
wenn in einem text über poco und schuhschrank, das könnte man doch alles noch plastischer darstellen, die menschen, erst der geruch!, plötzlich rilke vorkommt, muss man sich nicht wundern, wenn bei mcgeiz eine taschenbuchausgabe von die blumen des bösen im grabbeltisch liegt.
Leute kuckt euch mal die uhrzeiten an, das ist echt witzig:
Erstellt um 19:19
comment 1 von frau kleist: 21:55
1. kommentar von frau stein, eleadora: 22:11
letzter kommentar von frau kleist: 22:22!
Also die Variante frau kleist, die Variante mit der Klammer, die war großartig. Warum jetzt an einer Grammatik hängen bleiben? Die selbe Sache in zwei Grammatiken erzählen, das hat doch was. Darum geht es doch. Nicht immmer alles in einer Grammatik erzählen.
Ist ja lustig. Meinen Kleiderschrank, den hatte ich auch bei Poco Domäne gekauft, direkt auf dem Gelände an der Gießer Straße. Damals, als ich noch in Leipzig studierte. 1998. Als Bausatz, sozusagen. Den hat dann der Roland, der hatte Veterinärmedizin studiert, mit seinem rostigen, orangenen VW-Bus zu mir in die WG gefahren. Mit dem Bus fuhr er sonst einmal im Monat oder so Spenden nach Rumänien, ins Waisenhaus. Da sehen sie mal, frau kleist, wie die Erzählungen verbunden sind, ihr Ruccola mit dem Waisenhaus in Siebenbürgen mit der Schnapszahl.
Jetzt stehe ich hier unten. Vor ihrer Tür, frau kleist. Ich würde ihnen gern helfen, beim Streichen. Ja, ich bin es. Ich habe auch schon mal mein Zimmer gestrichen. Habe auch eine Flasche Cidre mitgebracht. Bei der Hitze. Oliven und Käse. Für danach. Ihnen zur Feier. Und eine schöne Blumenvase. Für ihre Küche. Die ist aber echt schön. Dann könnten wir uns auch alles erzählen. Mal wieder so richtig quatschen. So einfach so. Bitte nicht immmer irgendwo wegrennen und irgendwo wieder was basteln. Der ist gut der Cidre, schön trocken.
Nenn es: Leipzig, hell.
(Und das Farbenspiel geht weiter und wird so den einen oder die andere hervorlocken, es gleich zu tun…)