Deine Worte werfen keinen Schatten

Sie zwängten mein Leben
in sechsundzwanzig Buchstaben.
In den Leerzeichen
klangen die Töne
lauter
und widersprachen
dem Gesang der Lerchen.

Ich pflückte weiße Worte
von den Lippen
und legte sie in Zwischenräume.

Ohne Schatten hallten sie
durch meinen Tag.

Sigune
1981 in Filderstadt geboren; Diplom-Studiengang Literaturübersetzen in Düsseldorf; Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; unter den Preisträgern beim 5. Brüggener Literaturherbst (2014), beim Kempener Literaturwettbewerb und beim Badener Lyrikbewerb zeilen.lauf (2015).

5 Kommentare

  1. Wenn man das Worte „weiße“ nicht richtig ausspricht, oder der Zuhörer nicht genau hinhört, dann hat das Gedicht gleich eine andere Bedeutung. Oder soll hier mit dem Unterschied zwischen Schrift und Stimme gearbeitet werden, und die Stimme ist doppeldeutig?

    Und Leerzeichen gibt es nur in der Schrift, oder?

  2. Ja, dann sind sie auf einmal lesbar, die weißen Worte in weißen Zwischenräumen. Weniger der Kontrast; vielmehr reichen weder Schrift noch Wort aus, um die Welt zu erfassen. Denn das Eigentliche ist dann doch wieder ganz anders.

  3. Und das Interessanteste sind dann doch die Schatten, die auch von Zwischenräume geworfen werden… man sieht sie nicht mit dem bloßen Augen.

  4. Ein Gedicht, aus Worten gemacht.
    Wo kommen die Worte her?
    Aus den Fugen wie Asseln,
    Aus dem Maistrauch wie Blüten,
    Aus dem Feuer wie Pfiffe,
    Was mir zufällt, nehm ich,

  5. Jetzt verstehe ich es. Wie so oft habe ich die Überschrift nicht mitgelesen und mit „sie“ nicht die Worte verbunden. Mein Fehler. Ich mag das ganze Gedicht, und ohne die anderen Verse zurücksetzen zu wollen, besonders mag ich die Zeile: „Ohne Schatten hallten sie“.

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