Flucht und Wiederkehr VIII

Obschon der Belagerungsring der alevitisch-schiitischen Allianz gestern nach dreiwöchiger Unterbrechung wieder geschlossen wurde, hat eine Sunnitenmiliz in Aleppo angeblich achtzig Prozent eines loyalistischen Stadtviertels (Al-Amiriyah) eingenommen.

Währenddessen ich die Ruinen des einst eintausendfünfhundertzimmrigen Palastes von Knossos besichtigt habe, sind junge, angeberische Engländer auf Quad-Bikes die Partymeile von Malia, an der mein Bed-and-Breakfast liegt, hoch- und runtergesaust – um diverse Gruppen fish-and-chips-geschwängerter, abschleppbereiter albionischer Landfrauen, umhüllt von Wolken billig gefälschten Markenparfüms, das in hiesigen Souvenier-Shops ab drei Euro erhältlich ist, laut ratternd zu beeindrucken.

Da ich diese Zeilen schreibe, zieht aus dem Erdgeschoss Zigarettenrauch in den ersten Stock, und übertüncht den Jasminduft der Hotel-Hecke: unter meinem Balkon sitzt eine Gruppe männlicher Deutscher, Anfang zwanzig, jammert in Bezug auf dreißig Stunden Arbeit am Stück, räsoniert darüber, was sie auf dem Rechner haben. Die Nächte in Kreta sind stets lau. Es ist der Todestag des Vaters meiner Frau und sie zieht sich zurück. Ich tippe auf meinem Handy herum.

Die Deutschen lachen angetrunken, Elektro-Handymusik schallt nach oben, wird übertönt von dem einsetzenden Sound der Clubs und dem Hupen, Rufen und der vibrierenden nächtlichen Luft, die Anfang-zwanzigjährige stets vor Mitte-dreizigjährigen selbstbewußt zu beanspruchen wissen.

M-V hat AfD gewählt lese ich, Usedom zu 52,4% AfD+NPD. So what? Alles so fern, was mich früher extrem gestört hätte, ist ein Fliegenschiss der Zeitgeschichte – heute habe ich den Diskos von Phaistos, die Kykladenidole und die Schlangenpriesterin im Museum von Heraklion live! gesehen.

Ist dumm. Genau der. Schallt es von unten. Hoch zieht, einmal mehr, Zigarettengestank. Ausm Arsch. Vom angrenzenden Lokal der Rauch gebratener Sardellen. Göttlich. Es ist, als hätten die kargen Gebirgszüge, an denen sich die seichten Buchten gesundstoßen, gesprochen.

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

2 Kommentare

  1. Schwarzer Gießkannenschimmel oder kurz Schwarzschimmel ist ein Schimmelpilz aus der Familie Trichocomaceae und der Dandy der Schimmelpilze. Sein Trivialname leitet sich von den dunklen, fast schwarzen Sporen ab. Der Schwarze Gießkannenschimmel kommt weltweit im Erdboden vor und ist ein häufiger Schimmel auf verdorbenen Lebensmitteln im Haushalt. In der Natur befällt der Pilz verschiedenes Obst und Gemüse wie z. B. Weinbeeren, Zwiebeln oder Erdnüsse, aber auch in Form von Flecken auf Mauern bzw. Verputz (flächiger Grauschleier auf Wänden) wird aber üblicherweise auf andere Ursachen zurückgeführt.

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