Brennt die Zeitung an!

dein vater ist bekloppt. erst entkalkt er die kaffeemaschine und lässt die tablette drin. dann brennt er die zeitung an. das kleinkind kommt in den laufstall. die hunde von oma haben nicht gehorcht, weder der eddie, noch der purzel oder der lumpi. weil die oma immer diktieren wollte. das haben die sich nicht gefallen lassen. die waren so stur wie ihr frauchen. zur belohnung darfst du den hund ausführen, sagte oma, nachdem wir die botengänge für sie erledigt hatten. und immer war es windig. nachdem die hecke geschnitten war. der kirschbaum, die birken, alles flog im sommersturm zur seite. und dann hatte sie keinen vater mehr. der pflaumenbaum war innen hohl und brach in der mitte durch. am anderen tag sahen wir an den ästen ganze pakete von unreifen pflaumen. kommst du jetzt mit in den laufstall? ein feuerzeug und eine zeitung brauchen wir zum spielen. zum dein vater ist bekloppt spielen. hast du den teller leer gegessen. ich habe deiner oma kostgeld gegeben. für die innereien, die sie meinen jungs serviert hat. bei der oma essen wir nicht mehr. dein onkel sollte gärtner werden. für fünfzig pfennig mussten wir rüben hacken, der junge lag neben mir im kinderwagen. abends, wenn wir fernsahen, kam dein vater immer zu uns im grauen kittel aus der werkstatt. da kuckte der junge hinter dem vorhang. und du hast im auto gesagt, max und moritz wixen auf dem tonberg, ich saß vorne und du mit deiner mutter hinten. und du sorgst für mich. das hat sie mir hoch angerechnet, die mutter blume. deine mutter dagegen hat nicht locker gelassen. ihr dünkel, ihre arroganz, ihr schwarzes haar.

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6 Kommentare

  1. das waren noch bessere zeiten: in erinnerung an vater, nah dran an der geschichte, auch emotional, noch irgendwie ein stück zu hause. heute weht ein deutlich anderer wind. wir sind unbehaust. warum?

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