Handreichungen für die lyrische Hausapotheke
I
Es sind nur wenige, die vom Sonnensystem
auf ihr Sonnengeflecht schließen.
Viele beschreiten lieber den umgekehrten Weg.
Die mit dem Schöner Sterben Beschäftigten
nehmen den Mund voll und wissen ihr Ersticken
als ein Tüchlein mit Häkelkante zu verkaufen.
Was ist schon hineingestickt außer den eigenen Initialen?
II
Das Verdorren der Morelle im Garten blieb unbemerkt.
Es war ein von Heckenschützen gemiedenes Fleckchen.
Die Bienen summten in Zeitlupe
Akelei stand in Blüte, und der Löwenzahn
schickte besternte Schirmchen über die Wiese.
Hier saß einst Marsyas an seiner Flöte schnitzend
und Apoll mit seinem eitlen Gefolge gab sich siegesgewiß.
III
Die Bestecke klirren. Merkt es denn niemand?
Manchmal sieht ein Einäugiger aus dem Fenster.
Zusehends wird es kälter (vielleicht auch wärmer.)
Dann buchen sie Pilgerfahrten in Reisebüros
im kleinen Gepäck die mobilen Wünschelruten.
Einige züchten Sonnenflecke im Feuchtgebiet.
Mancher streift seine Haut ab wie ein tibetischer Fakir.
IV
An den Traumstränden hocken die Märchenerzähler.
Sie stimmen die Globetrotter pauschal melancholisch.
Die Smaragdeidechsen sind noch immer verwunschene Prinzen.
Fräulein Sappho hat ihr Paßwort auf den Steiß tätowiert.
Jedes Nabelgrübchen erweist sich als wahre Goldgrube.
Grüne Landschaften stellen sich ein auf das große Welken.
Verblühtes Fleisch halluziniert den Geschmack des Lichts.
Die Bäume und die Vögel
die haben nichts erfunden
sie stehen und wiegen sie fliegen
Runden Stunden sind nichts
als Ast und Nest und Wind und Wurm
und manchmal Melodie
Wir haben die Falle erfunden wir
fangen den Vogel fällen den Baum
entfachen das Feuer verwenden die Pfanne
verbrennen uns
die Finger wofür
Das ist die Frage
der Intelligenz
und manchmal denkst du beim Benutzen
von Hakle Feucht
auch an den Abwasch danach.
Heben auf den Latexhandschuh, können schon Papier zerreißen, Wünschelrouten um die Ohren schlagen, im Schatten der Morellen Sätze häkeln, Lippenblütler, die mit Hohlzahnglossen kämpfen.