A day in the life (Liebe, Sommer, Diesseits)

Inmitten einer Wiese liegen zwei Körper. Das Gras ist tief und weich und sich darin zu betten gefällt beiden offensichtlich sehr. Hände und Füße räkeln sich, ahnen Halme, Blumenkränze, spüren Haut. Käfer, Ameisen und Mücken existieren heute für sie nicht, nicht an diesem Tag, da ihnen diese Wiese die Mitte des Universums ist. Um sie herum leuchten lila Rhododendren, roter Klatschmohn und gelbe Wasserlilien wie wohlwollende Freunde. Die den Körpern eigenen rosa-orange lächelnden Gesichter strahlen, in pastellene Ornamentik getüncht, bedingungslose Freude aus.

Sie sind sich sicher, nichts wollen sie, denn alles was sie brauchen, haben sie im Hier und Jetzt. So sehr lächeln sie ob der sie umfassenden Wunder der Natur, ihrer Liebe zum Moment, dass die jenes Überflußes ungeübten Gesichtsmuskeln leicht zu schmerzen beginnen – kann es ein süßeres Leid geben? Ein erfrischender, befreiender Schauer inbrünstigen Lachens hallt, getragen von der milden Wärme des ersten wahren Sommertages über das Land. Es ebbt in Glucksen ab und kehrt in jenem wissenden Lächeln, das alle Zeiten zu durchdringen vermag, wieder ein.

Zwischen dionysischer Lust am Wegfall aller Grenzen und der meditativen Einkehr in die Erkenntnis der Unveränderbarkeit des Seienden liegt nichts weiter als ein Wimpernschlag; die Körper auf der Wiese akzeptieren diesen Dualismus ohne Murren, denn es ist Sommer und ihre Hände liegen ineinander und ihre Gedanken flüstern sich das vernommene Versprechen von Ewigkeit zu.

Eins mit der Erde werdend, den durch eine tiefstehende Sonne von Farben gefluteten Abendhimmel bestaunend, faserige Nuancen darin zu erahnen, geheimnisvolle Muster zu erhaschen, raunen die Körper – siehst auch du? Ja, auch ich sehe.
Haar schmiegt sich an Haar, neugierige Blicke saugen Milliarden Jahre altes Licht ein und Gedanken schweifen zum Ursprung von Raum und Zeit. Das Teichgras, Halm an Halm, durchtränkt vom letzten, goldgelben Licht, durch eine kaum spürbaren Brise sanft gestreichelt, wiegt sich wissend; bald wird es Nacht.

Kerzen flackern, als blassrosa Marmorduft zu den glänzenden Körpern im Bade spricht: heiligt das Wasser, in seinen Wirbeln und Wogen bricht sich, stets im Fluss, immer und immer wieder die Zeit, verschmilzt, atmet Fläche, versinkt.
Säule, Spiegel, Schräge: der Raum, gefaltet, in plätscherndes Tappsen getaucht; wie im Tanze runden sich die Ecken, wird weich der Stein, und wärmt sich alles Kühle im Feuer der Augenblicke, da tiefschwarze, unendlich geweitete Pupillen, fragend und versichernd zugleich, die Nacht willkommen heißen.

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

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