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  1. Er war Nicolas Verve. Ich hatte seinen echten Namen einfach nur verkehrt und ein paar Buchstaben dazu getan. Einige musste ich auch weglassen, manche waren rein klangliche Analogien, so wollte es das Gesetz. Es braucht neben kombinatorischer Aleatorik schon etwas Fantasie, um ein gelungenes Pseudonoym zu erzeugen. Um dem Protagonisten nebst seinen Eigenarten einen statthaften Namen zur Seite zu stellen. „Er wird eines Tages seine falsche Identität entdecken. Und auch deine. Das World wide web scheint uferlos, aber dein Name ist so selten, du hast ihm Briefe geschrieben, er hat die Adresse deiner Eltern, die immer noch gültig ist – er wird dich finden, wenn er es will. Wenn seine beiden Kinder groß sind und seine Frau ein Sabbatjahr von ihm nehmen wird. Dann wirst du sprachlos vor ihm stehen. So wie er geartet scheint, fordert er Rechenschaft – auch von dir. Warum willst du soweit gehen?“ Ich führte das Glas zum Mund und schluckte den letzten Rest Apfelsaft hinunter. Ein lauwarmes Rinnsal rollte in meinen Magen. „Louise, das ist es ja. Ich will, dass er…“ Die Türglocke schnitt den Satz ab. Louise musste aufstehen und öffnen, da ich keine Anstalten machte, mich zu erheben. Sie bat den Fremden herein, der etwas in der Hand hielt. Ich war zu kurzsichtig, um sein Gesicht zu identifizieren. Ich sah nur Konturen, vermutete, dass er einen Trenchcoat trug, hellhäutig und groß gewachsen war. Dass es eine Täuschung war. Seine Stimme war leise, etwas heiser, fast flüsternd, und er sprach nur zu Louise, reichte ihr etwas, das wie ein Umschlag aussah. Die Tür öffnete und schloss sich abermals, als der Gast die Wohnung verließ. Louise kam zu mir in die Küche. „Schade, dass du deine Kontaktlinsen nicht auf hattest. Du hast gerade wirklich etwas sehr Schönes verpasst.“ „Der Briefträger. Ja, Louise. Es war die Sequenz No. 5. Du hast gut gespielt. Louis und Louise. Ideen kommen, wenn man zu lange auf sie gewartet hat. Der Junge war erst siebzehn und sein Vater…“ Louise hielt mir den Mund zu. „Du hast Sahne im Gesicht, meine Liebe. Komm, mach dich sauber. Zum Frühstück Kuchen mit Schlagsahne, dazu Apfelsaft. Du bist doch nicht bei Trost.“ Eine Papierserviette fuhr über meinen Mund und ich ließ es geschehen.

  2. Eines Tages stand es vor ihrer Tür, das Kaninchen. Dr. M. hatte es offenbar doch aus seinem Hut gezaubert. Es stand vor ihr, und es schiss Dukaten!

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