große kunst

(für w.s.)

vielleicht ist auch alles ganz anders
ganz klar und weniger selten

vielleicht ist es einfach
dieses mädchen in nahaufnahme
die einen knopf an den mantel näht

das studiopersonal läuft zusammen
seht ihr das auch diese finger
diese bewegung und das schmale
handgelenk von wo kommt das
bild

was für aufmerksam versunkene blicke
welch hüpfendes herz in der mitte
woher kommt das denn

was für füße diese drehung der hüfte
welch anmutiger ernst beim
einfädeln des garns
diese augen

geht da ganz nah ran und
haltet das bild

zieht eine kopie und
stellt das sofort ins netz

das muss man
gesehen haben

das muss man
sehen

eisenhans
Martin Jankowski: geb. 1965 in Greifswald, lebt in Berlin. Songs, Gedichte, Essays, Erzählungen, Roman. Zuletzt göttliches vergnügen auf erden und kosmonautenwalzer (Lyrik, beide aphaia Verlag 2014).

10 Kommentare

  1. Man siehts und ist beglückt. Doch immer bleibt die Frage:
    Ist SIE nun eine Künstlerin ? Oder ist sie nur das Objekt im Auge des KÜNSTLERS ?
    Der Cro-Magnon-Mensch hat wunderbare Bilder an die Wände seiner Höhlen gemalt, ohne das Wort KUNST überhaupt zu kennen.

  2. heiliger zeilenkasten. die einen schleudern schlempe. die andern kappen stante pede die dimensionen ihrer eignen texte, mit der replik im onkelton. da möchte man doch gleich wieder zuklappen. klapp. an. aus.

  3. einst machten sie sich lustig über die wahren werte als die kleinen in der küche der alltäglichkeiten. hier pflegen sie sie nun selbst. sie sind paradox! sie halten distanz zum gegenstand. aber sind sie damit nicht auch schon ein klassisches paradigma?

  4. seit gestern mittag sinniere ich über ihren letzten kommentar. und werde fast senil darüber. machten sie sich beherzt einen schulhofspaß und zogen den kleistschen kommentar durchs nadelöhr… das ist fein gearbeitet. merkwürdig, wie zwischen den zeilen immer der wunsch nach bedeutung wie dünne luft aufsteigt…

  5. nach bedeutung zählt nicht. es zählt, was envogue ist. der stumme diener gibt vor, das publikum rennt. ganz gleich ob avantgarde oder minutiöser realismus. denn zum selbstdenken und erfahren beim thema „kunst“ steht den meisten doch kinder küche, adipositas oder adhs im weg.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert