Existenz II

Vertraut mit allem Gleichmut dieser Welt,

lebst du so hin, der Zorn des Uhrschlags schweigt.

Du raffst, was irgend nur vom Tische fällt.

Das Dasein hat dir gründlich was gegeigt.

Ganz unbemerkt stirbt dieses Leben dir.

Und wenn du dich dann fragst, was gestern war,

steigt vage hoch in dir die Lebensgier,

und du begreifst: Du bist nur Inventar.

Antigone
Weder gewesene Pionierleiterin, Mitglied des Politbüros oder gar Geliebte des Staatsratsvorsitzenden (wie hier vermutet), sondern schlichte DDR-Bürgerin, nunmehr für 18 Milliarden DM zusammen mit 17 Millionen DDR-Bürgern zwangsweise verkaufte Bürgerin des Staates BRD. Hanna Fleiss: geb. 1941, wohnhaft in Berlin, Veröffentlichungen: zwei Gedichtbände "Nachts singt die Amsel nicht" und "Zwischen Frühstück und Melancholie" sowie in zahlreichen Anthologien und im Internet.

9 Kommentare

  1. den titel würd ich ändern: „hartz4“.
    aber jetzt krieg ich bestimmt wieder was drauf, weil man doch das hier nicht kommentieren darf…vielleicht stimmt ja die weihnachtsstimmung milder.

  2. Wer sagt denn, dass du nicht kommentieren darfst? Nur halb gelesen?
    Dein Vorschlag ist auch nur halb durchdacht. Unterm Thema Hartz IV wäre das Gedicht viel zu eng gefasst, die gegenwärtige Repression betrifft doch alle Gebiete des Lebens, greift in das gesamte Lebensgefühl ein.

  3. Was anderes soll man pubertierenden Knäblein denn eigentlich anderes mitteilen? Sie verstehen doch noch nicht mal sich selbst, wie könnten sie die Situation auf dem Frankfurter Hauptbahnhof dann noch verkraften? Übrigens, blödeln kann ich allein, dazu brauche ich eure Plattform nicht.

  4. In irgend einer Weise hängen wir alle in und an der Pubertät. Im Schreiben zeigt sich das wahre Alter einer Person. Und das ist veränderlich. Vielleicht ist „Inskriptionen“ die Vereinbarung einer scheinbaren Unvereinbarkeit: Die von altehrwürdigem Ernst und dem kindlich-pubertären Drang nach Un-Sinn? Gebt dem blog noch eine Chance und lasst das scheinbar Unvereinbare bestehen…

  5. es gibt wesen, die treiben ihr unwesen. unwesentliche eben. oft auch zäh, bis wesentliches überdeckt scheint. aber das ist das wesen des netzes, darin verfängt sich allerlei, man soll wohl lernen damit umzugehn. oder soll ich sagen: zu umgehn.
    am besten geht das hier mit wesens-ART.

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