Nun bin ich hier. Die Flamme springt auf, wird hoch und schlank, dürstet nach Wachs und nach Licht. Die Blume verströmt ihren Duft, auf der Fensterbank die Erinnerungen, Schalen, Gehäuse. Ein Hafen. Ein Vater, ein Fluß. Vor dem Fenster die Nacht. In der nassen Kälte schimmernd das Glasdach der Post, Laternen wie Flammen hintereinander am Weg. Über quer stehenden Häusern der weite Himmel, tief grau, schwarz, wo er sich an Dächern und Fassaden abzeichnet. Dazwischen ein heller, blaugrauer Fleck, ungewiß, ob durch die Spiegelung im Fenster oder durch Wolken verursacht. Im Glas verlaufen die Wände. Eine Baskenmütze auf der einen, ein alter Kalender auf der anderen Seite.
Bilder der Stadt, die noch unvermittelt nebeneinanderstanden, sich formten, aufstiegen, wieder versanken. Das weite Grün eines Parks, flach, die großen Bäume in der Ferne. Herbstsonne. Wolken, die immer dichter wurden. Das Unterholz, mit schwammigen Pilzen im hohlen Innern des Baumstumpfs. Plötzlicher Regen. Der anschwellende Sturm, der an den Ästen reißt, Zweige abbricht, achtlos, wie mutwillige Kinder. Blätter, die sich erhoben, davongetragen, oder niedergeweht von schwankenden Bäumen in den Fluß regneten. Ein Wirbel zwischen Kleingartenkolonien und dem Waldstück, auf den Weg stürzende Äste, abgerissen von einer Windgewalt, prasselnd im nächsten Moment, auf den Kies geschlagen. Dazu Regen, in kaum spürbaren Tropfen.
Die Villen am Rand des Parks auf dem morgendlichen Weg. Dunkel. Fassaden von Häusern, alt, wie alt? Hunde, in gestrecktem Lauf, den Atem vorm Maul.
Die Kutsche, die auf der Straße auftaucht, fern noch, Pferdegetrappel, das unwirklich klang, sicher hatte er sich getäuscht. Ein aufgerissener Himmel am Straßenende, über den Häusern. Ein Horizont, der das Ende der Welt zu sein schien, dieser Welt. Das Getrappel kam näher. Auf dem Kutschbock der Mann im grauen Mantel. Scheu lief das Pferd, den Autos voran, blieb hinter ihnen zurück.
Vollmond, der groß zwischen den verlaubten Wegen aufschien, zwischen den Ästen, den Schäften der Bäume. Ein Wald in der Stadt. Knackendes Unterholz, wenn ich die Wege verließ. Krähen in den Bäumen. Oder kreisend.
Hafen des Zimmers, in der fremden Stadt. Spiegelnder Widerschein, die Kerze im Fenster, das aufspringende Licht. Kälte des Raums. Der kleine Kachelofen. Das schmale, lange Zimmer. Und das Haus. Das alte, unsanierte Haus.
(2002/2025)