Pferdemist

Und wieder einmal bringen wir den Kreiselkompass in Position und blicken gelassen der Wiederkehr des Immergleichen ins Gesicht. Gestern Abend sind wir mit dem Fahrrad in dünner Straßenbeleuchtung ums Karree gefahren, erinnerten uns dabei an den Dresdner Autor Jens Wonneberger und sein Buch aus den Nullerjahren, mit dem es ihm gelang, aus seiner Schreibkrise eine Milieuskizze zu machen – was durchaus der Quadratur des Kreises entspricht. Uns hingegen gelingen statt eleganter Kreise meist nur holprige Vielecken. An diesem Abend konnten wir zwar die Umpositionierung des Altkleidercontainers in unserem Stadtviertel dafür verantwortlich machen – doch nachdem wir eine Weile gekreiselt oder besser gevieleckt waren, vorbei an blauen Tonnen, Lastwagenanhängern mit Bauschrott und Altglasbehältern, kam es uns am Ende unserer Odyssee doch so vor, als hätten wir zu Hause Malefitz gespielt. Bei diesem Spiel zählen nicht so sehr gründliche Information, elegante Geschicklichkeit oder weise Voraussicht – sondern mehr die richtige Augenzahl auf dem Würfel zum richtigen Zeitpunkt und eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit, die dem Glauben an eine höhere Ordnung entspringt. Denn der Altkleidercontainer stand ganz genau da, wo wir ihn nicht mehr erhofft hatten. Fröhlich entledigten wir uns der Last und kreiselten nach Hause. Und wie es beim Malefitzspielen nun mal so ist, gab es auf dem Heimweg einige Widrigkeiten – diesmal zeigten sie sich in Form von Mücken, die an unserer Gesichtshaut abprallten. Nun ja, wem und warum erzähle ich das. Die Überschrift ist weit entfernt davon, einen Bezug zu meinem Text aufzuweisen. Wahrscheinlich habe ich wieder einmal etwas geschrieben, das Mist ist. Doch Pferde sind immerhin gut zum Rennen am Maitag, und somit kann ich guten Gewissens behaupten, ich habe die Wiederkehr des ewig Gleichen gewahrt, alle Leser rechtzeitig vorgewarnt und werde es jetzt unbesorgt einstellen.

3 Kommentare

  1. für dich! hast du mir nicht kürzlich gesagt, ich sollte mal ausmisten? ordner a – weg damit! sagtest du. luft schaffen. mutter meint, wenn ich mich mancher kleider nicht bald entledige, kämen die motten rein. und motten möchte ich nun wirklich nur als doktor auf dem papier haben. erstaunlich, was so passiert, wenn nichts passiert…

  2. nun, wem erzählen sie das, werte frau kleist? einer handvoll leserschaft anscheinend, die verrückt ist nach gaga-methaphorik. doch auch kleinvieh macht mist, wie hier schon häufig festgestellt. oder neudeutsch: interessant ist der gossip drumherum! doch lassen sie mich die quadratur ihres fahrradkreisels beenden, denn dem temporären fußballfieber verfallen, bin auch ich geneigt, eine spielpause in diesem maleverf(l)i(x)tzten blog einzulegen. sehen wir uns zum zieleinlauf in l.e.?

  3. kreisel und vieleck. die laufen ja wenigstens halbwegs rund. rund wie der ball. was aber wenn man ein dreieck ist. kopf über kante kopf über kante kopf über kante. eigentor.

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