junizorn

(protonymer gebetsentwurf)

der morgendliche wunsch nach einem beben
alles ist gut doch etwas namenloses fehlt
die delospermae spreizen sich im licht
und gliese 581 c ist noch nicht bereit

ich möchte was ganz anderes erleben
das gras ist immer grüner anderswo
es ist doch ziemlich freundlich dieses fließen
woher die sehnsucht nach dem großen beben

eisenhans
Martin Jankowski: geb. 1965 in Greifswald, lebt in Berlin. Songs, Gedichte, Essays, Erzählungen, Roman. Zuletzt göttliches vergnügen auf erden und kosmonautenwalzer (Lyrik, beide aphaia Verlag 2014).

3 Kommentare

  1. a) herjeh, ist das „freundlichen fließen“ bitter!
    b) der wellenschläge wärens g’nug – wer will schon einen tsunami?
    c) wer mit 20 nicht revolutionär, ist mit 50 reaktionär.
    d) den möcht ich sehn, der beim beben mit weiten armen staunt und lacht.

  2. der eigne fluss in starre. dann muss ein donnerbeben her.

    wenn ich im zelt aufwache, habe ich nie solche gedanken. weil da nichts freundlich fließt. nur völlig reglos liegt. der see vor mir. er wartet. (und es ist wirklich saukalt). daß ich spring. das gibt ein riesen beben. auf der oberfläche.

  3. anderes erleben.

    die erste kleidermotte der saison ist da
    geradewegz unter die zimmerleuchte
    aus dem schlafzimmerschrank.

    draußen schwüle düfte, es hilft
    der mottengleiche kreiselkompass
    hin zum altkleidercontainer.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert