Altaussee

Du warst noch einen atemzug von mir entfernt. Es regnete. Der see lag in wolken, die berge im grau. Eine plätte trieb auf dem wasser. Wir gingen seite an seite bis zum hinteren ende des sees, wo sich der wildbach aus dem Toten Gebirge herunter stürzt. Von dort sieht man bei gutem wetter über dem dorf das bergmassiv und den gletscher in der ferne. Ich sah in der kalten luft deinen atem, der ganz warm war vom schnellen gehen. Erst jetzt sprachen wir. Auch von dem beinhaus drüben in Hallstatt, wo sie die schädel der toten aufgeschichtet und mit bauernmalerei bunt verziert hatten. Und von den ausgrabungen weiter oben im tal. Auf dem rückweg kamen wir an dem marterl vorbei. Die luft unserer atem vermischte sich mit dem regen, unsere stimmen vermischten sich mit den wellen.

Die Hintere Sandlingalm lag verlassen, die Vordere zeugte vom bergsturz. Manchmal bewegt sich liebe wie salz, manchmal wie ein turbidit. Das felsgrau des Tressensteins unterschied sich nicht vom grau der wolken. Die berge sind nichts für einen fremden.

Werner Weimar-Mazur
geb. 1955 in Weimar; aufgewachsen in Karlsruhe; Studium der Geologie; lebt in Waldkirch im Breisgau; schreibt Lyrik und Prosa; Teilnehmer der ersten Lesung des Lyrikpreises München 2013; Haupt-Preisträger des Athmer-Lyrikpreises 2013; Preisträger (Jurypreis) des Hildesheimer Lyrik-Wettbewerbs 2012; Teilnehmer (Endrunde) beim Preis "Irseer Pegasus 2003; Veröffentlichungen (Printmedien): 2012 Lyrikband "hautsterben" in der Reihe Lyrik der Gegenwart, Edition Art Science, Wien und St.Wolfgang / Österreich (ISBN 978-3-902864-11-6); 1995 Lyrikband "Tauch ein - Gedichte 1970-1994" im Waldkircher Verlag, Waldkirch im Breisgau (ISBN 3-87885-301-7); 1995-2013 zahlreiche Gedichte in Zeitschriften und Anthologien, unter anderem in "Ostragehege", Dresden, "Federwelt", München, "Dichtungsring" Bonn, "Krautgarten, St. Vith / Belgien, "500GRAMM", Bonn, "Inskriptionen", Erata / Leipziger Literaturverlag, "Levure littéraire", "Dulzinea", "Wort_Zone", "Erostepost"; derzeit Arbeit an einem Roman; Mitglied im Literaturforum Südwest e.V. (Literaturbüro Freiburg), in der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., Weimar, und in der Literarischen Gesellschaft Scheffelbund e.V. Karlsruhe

Ein Kommentar

  1. das fremde

    das fremde sagt, etwas an dir
    ist seltsam, mir unbekannt.
    das fremde im gegenüber sagt:
    ich errege aufmerksamkeit
    und schneide deine haare.

    ihre sätze sind
    der saft einer zitrone.
    der geruch ihrer schale
    zwischen egoschmuck & teilen,
    gleichzeitigkeit.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert