ein 28. märz
liebste virginia. vor 80 jahren hast du geträumt. von der „immunität“. davon, fern von reibungen zu existieren. außerhalb der reichweite der pfeile zu sein; genug zum leben haben, ohne um schmeicheleien und erfolg zu buhlen. herrin deiner zeit sein.
9 jahre später warst du tot. bist in den fluss gestiegen. gründe gab es genug. gibt es immer. die welt ist aus den fugen. zu allen zeiten. und zu allen zeiten wagt es wer, trotzalledem, zu singen und zu bleiben.
was wohl das immunsystem dazu sagt. richtig, es dreht auf. da wird entsorgt und entkeimt. der körper revolutioniert sich selbst. alles wird neu. vorausgesetzt, man folgt dem reinigungsritual und nimmt biosamennahe astronautennahrung zu sich. da fliehen auch die rollen und die tannenbäume weg vom leibe.
Frau Kurzmann ordnete die Vasen neu an. „Kopfhaut, meine Liebe, Kopfhaut. Wir streuen uns Rosenblätter auf die Kopfhaut, um die Hirnströme anzuregen, nicht wahr, nach neusten neurologischen Erkenntnissen verwöhnen die Rosendüfte auch das Kleinhirn, so dass verstärkt Dopamin ausgeschüttet wird …“
unzensiert.
„Virginia Woolf schreibt Tagebuch, spontan und unzensiert. Ein Zettelkasten: der Streit mit dem Dienstmädchen, die neue Dauerwelle. Das Licht über den Hügeln, Besucher, Konzerte, ein Nachmittag im Park.“
untemperiert.
http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/tagebuecher4-r.htm