„Ich glaube, Tante Viola hat eine Seite, an einer ihrer Flanken, aus ihrem Kleid, herausgeschnitten, eine Seite, die mich nicht mag. Sie redet zu mir und zugleich zeigt sie, dass sie mich übersieht. Onkel Albert ist froh über den nicht existierenden Skandal, diese Leerstelle, die nicht nur leer blieb, sondern im Antlitz ihrer entkleideten Banalität uns nun bereitwillig Jahr um Jahr dem Alter entgegen treiben lässt. Wir sind schon Kunst – für Nachfahren, die es chi-chi finden, uns wieder zu entdecken.“
Vyvyan stellte den Gartenstuhl, vom Nachbarn bei Nacht schnell entwendet und am nächsten Morgen grün lackiert, auf den Balkon.
Albert und Viola hatten den größten Teil des Zyklusses gekauft, Privat- und Familienkunst, Privat-und Familienbesitz, das petrifizierte Leben. Sie setzten sich nieder, Esther, Vyvyan, Eduard, Miranda, ein Quartett aus einem altmodischen Brettspiel, blieben ihnen fremd.. Es schien vorhersehbar, nicht veränderbar und war doch nichts dergleichen. Albert und Viola, das schiefe Stück einer Torte essend, diskutierten die Preise.
Eduard erzählte noch manchmal Professor Ehrenberg davon, der jetzt einen neuen Schüler hatte und Eduards Doktorarbeit längst in die zweite Auflage gebracht hatte.
„Schreiben Sie Ihre Kritik über das Idyll. Sie können das, ohne zu verzweifeln. Sie beginnen einfach mit dem Satz, Idyllisches macht mich nervös, und skizzieren virtuos die Darstellung eines mit Schafwolken beklebten Himmels. Sie tanzen für unsere Studenten Walzer mit ihrem Freund, erleichtern ihnen jede Form der Lebensführung, führen andere aus ihrer Enge.“
Der Professor sprach jetzt am Telefon mit Eduard so viel, wie er mit Vyvyan niemals Worte gemacht hatte. Er kam das Quartett an einem Wochentag im Kurpark besuchen, er hatte Benzin in die Luft geschleudert und verbrannt, Frösche und Igel überfahren. Sein silberner Audi 80 konnte selbst Tante Viola keinen bewundernden Blick entlocken. Schmerz und Leid waren zu einer grotesken, lächerlichen Plattheit geronnen, gleich den überfahrenen Tieren auf den Straßen. Sie atmeten auf und tranken ihren schwarzen Tee.