Life-Unterhaltung (forts. 1)

„Diese Arsch-Sprache hatte so eine Art Darm-Frequenz. Traf einen direkt in den Unterleib, so als müsste man gleich aufs Klo. Sie wissen schon, wenn der alte Dickdarm einen in die Rippen stößt, man bekommt so ’ne Art inneres Frösteln und weiß, dass man eigentlich nur noch loslassen muss? Also diese Sprache schlug einem direkt auf den Unterleib, ein blubbernder, dichter, träger Klang, ein Klang, den man riechen konnte.“

(Ebd. Hamburg 2011 S. 165f. Copyright München 2009)

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

3 Kommentare

  1. Herr Zhenja, darf Ich Ihnen einen Magen-Darm-Tee reichen? Der hilft mir jedenfalls immer sehr gut. Und, um Ihre verätzten Geruchsnerven zu beruhigen (oder riechen Sie etwas gern an Scheiße? Soll es geben, soll es geben…): Der Tee duftet nach Laven- äh- nach Fenchel. Und Kümmel.

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  3. Wie du ein Festival überstehst, ohne zu kacken
    August 28, 2015 11:20 AM
    Von Wendy Syfret

    Solange die Menschheit unseren Planeten bevölkert, verspürt sie beim Hören basslastiger Musik übermäßig großen Drang, ihren Darm zu entleeren — was uns direkt zum größten aller Feinde des Festivalgenusses führt: die Scheiße. Musikfestivals könnten idyllische Orte unendlicher Zufriedenheit sein, aber ihre Toiletten sind ohne Ausnahme Folterkammern. Es ist damit getan, dass sich nach dem Schließen der Tür apokalyptischer Gestank in deine Nasenflügel bohrt, sie erfordern außerdem gymnastische Höchstleistungen, willst du deine Kleidung nicht dem direkten Kontakt mit eigener oder fremder Kacke aussetzen. Die fatale Todessternsituation bei einem Festival: Irgendwann wird diese Turnübung unausweichlich wie das Ende einer Klopapierrolle oder die Käsesahnetorte bei einem Aoki-Set. Die Kombination aus Bier, Drogen, Tanzen und unhygienischen Food-Trucks verstärkt den Freiheitsdrang deines in Eigenproduktion gefertigten Biomülls gnadenlos, ein Entkommen vor dem Dixi-Dämonen scheint unausweichlich. Aber ist das wirklich so?

    Was wäre, wenn es Möglichkeiten gäbe, die braune Bestie zu zähmen? Unsere Vorfahren haben sich ihrer verdauten Nahrungsmittel einfach in der Natur entledigt, eine Möglichkeit, die irgendwann zwischen Steinzeit und Errichtung von Currywurstständen verloren gegangen ist. Wir können uns aber nicht mit dem momentanen Status zufriedengeben, die Zeit ist gekommen, den nächsten Schritt in der menschlichen Evolutionsgeschichte zu vollziehen. THUMP geht voran, wir legen den Grundstein für die Schaffung einer unbefleckten, heiteren Festivalwelt fernab von schweißtreibenden Hindernisläufen zum Vorhof der Kanalisation. Wir haben ein Konzept entwickelt, dass es Menschen erstmals ermöglichen soll, auf einem Festival nicht zu kacken.

    Verstopfung ist das Ziel

    Das Leben ist ein ewiger Kampf zwischen Verstopfung und Dünnschiss. Bevor du stirbst und als Riesenpython wiedergeboren wirst, bist du fast ausschließlich und in erster Linie auf der Suche nach dem perfekten Aggregatzustand deines Schisses irgendwo zwischen der Festigkeit von Haselnusskernen und der von veganer Bolognesesauce (aber die schlechte, quasi der erste Versuch). Wir wollen uns auf einem Festival der ersten Alternative so weit wie möglich annähern, um Dixi-Demütigungen zu vermeiden.

    Wenn du die geistige Reife eines Zwölfjährigen überschritten hättest—wovon wir nicht ausgehen können, sonst würdest du das hier gar nicht mehr lesen—wären dir die wichtigsten Grundlagen zur Vermeidung von Dünnschiss bekannt:

    Lass dein Essen nicht in der Sonne stehen und vermeide unter allen Umständen Milchprodukte. Außerdem solltest du keine Nahrung zu dir nehmen, die so lecker aussieht, dass du sie sofort verschlingen möchtest. Das sollte schon mal reichen, um einen fahrlässig hervorgerufenen Ausschlag in Richtung Bologneseschiss zu vermeiden, aber das ist nur die halbe Miete. Die eigentlich knifflige Aufgabenstellung ist es, eine nachhaltige Verstopfung hervorzurufen. Wir haben diverse Gastroenterologen bemüht, damit wir dir eine medizinisch abgesicherte Anleitung zur Verlängerung der Stuhlgangintervalle präsentieren können. Vielleicht überrascht es dich nicht: Fast alle von uns kontaktierten Experten haben sich beharrlich geweigert, uns eine solche Schissvermeidungsstrategie auszuarbeiten. Als wir endlich jemanden gefunden haben, der uns Auskunft darüber geben wollte, wie du deinen Dickdarm dazu bekommst, mit dir im Sinne der Schissfrequenzverlängerung zusammenzuarbeiten, hat er darum gebeten, ihn mit falschem Namen zu zitieren.

    „Alles, was dein Körper will, ist kacken—er liebt das“, sagt Dr. Shitvago. „Durch Stuhlgang werden nicht nur Abfallprodukte deines Essens aus dem Körper befördert, sondern auch alte Zellen und abgestorbene Teile der Darmwand.“ Wir haben das als unterschwellige Missbilligung unseres Ansinnens verstanden, aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen; weshalb wir noch einmal nachgehakt haben. Und? „Bei einer gesunden Person werden Verstopfungen durch Diäten und Stress hervorgerufen.“

    Falls du, während du diesen Text ließt, eine Abscheu gegenüber deinem eigenen Körper entwickelst, hast du schon halb gewonnen— das mit dem Stress kannst du dann schon mal abhaken. Vergegenwärtige dir diesen Artikel einfach nach jedem Festival-Gig und dein Hormonhaushalt zieht auch den letzten Tropfen Flüssigkeit aus der braunen Sauce. Der größte Feind in deinem Dickdarm ist jetzt: Essen.
    Scheiße (Volumen) = Nahrung x Zeit

    Versuche, so wenig wie möglich zu essen. Bedenke, dass du wahrscheinlich Unmengen von MDMA schmeißt, deshalb sollte das kein allzu großes Problem sein. Wenn du etwas anderes konsumieren musst als bunte Pillen, wende dich vornehmlich Nahrungsmitteln mit vielen Fasern zu (zum Beispiel Obst und Gemüse). Damit erreichst du, dass weniger „Rückstände“ produziert werden. Zu einer solchen Diät raten Ärzte, wenn sie es mit Patienten zu tun haben, die mit partieller Darmverstopfung kämpfen und so weniger Abfall (also Kot) produzieren sollten. Scham und die Angst vor schlimmen Gerüchten werden deinen Darm beim Festival ganz gut abdichten, somit sollte diese Low-Residue-Diät genau das Richtige für dich sein. Wenn du dich daneben an Brot aus raffiniertem Getreide und andere Getreideprodukte wie Pasta hältst und dich außerdem noch von Kartoffelbrei, Bananen, Eiern, Hackfleisch und harten Lollies ernährst, dann wird dich das am Leben halten und gleichzeitig ein Minimum an Scheiße produzieren. Kurz gesagt, iss wie das depressive Hipstermädchen, das dir in jedem Restaurant die Stimmung verdirbt.
    Nimm Drogen, die dicht machen

    Kaffee und Amphetamine schieben den fäkalen Zug wie ein ICE-Elektromotor durch deinen Verdauungstrakt, deshalb solltest du in Erwägung ziehen, deinen Ecstasykonsum während des Festivals zu pausieren. Wenn du aus ideologischen, politischen oder anderen Gründen nicht auf Drogen verzichten möchtest, wären in diesem Fall Opiate die Mittelchen der Wahl. Der direkteste Weg, die Schotten dicht zu machen, ist jedoch Codein. Mit Codein kannst du dein Verdauungssystem quasi einfach zu Hause lassen, es findet bei dem Festival nicht mehr statt. Runde dazu deine Drinks immer mit einem Schuss Hustensaft ab. Der nicht ganz zu vernachlässigende Haken dabei ist aber, dass du mit dieser Taktik nach dem Einschlafen einen Pimp C bekommen könntest und auch alle anderen Körperfunktionen Feierabend machen. Auf die Frage, ob du deinen Schiss bei diesem Verlauf mit ins Jenseits nimmst und wenn ja, wie es dort mit den sanitären Anlagen aussieht, wollte der Arzt das Interview abbrechen, wir haben dann schnell das Thema gewechselt.
    Der ganzheitliche Ansatz

    Wenn dir die Vorschläge hier oben alle zu banal sind und du auf der Suche nach einem extravaganten, ganzheitlichen Ansatz bist, aktiviere deine körpereigenen Stoffe für das Projekt Spaßvermehrung ohne Darmentleerung. Deine Hormone können einiges leisten, wenn es darum geht, demütigende Dixi Shits zu vermeiden. Wie schon oben erwähnt, führt Stress zu Verstopfung. Das rührt aus evolutionsbiologischer Sicht daher, dass unsere Vorfahren sich beim Abkacken sicher fühlen mussten. Wenn sie sich in einer gefährlichen Situation sahen, war es für Höhlenmenschen von Vorteil, so lange nicht scheißen zu müssen, bis die Gefahr vorüber war. Logisch eigentlich. Diesen Mechanismus kannst du dir heute noch zunutze machen.

    Versuche dir also bei einem Festival vorzustellen, dass das nächste Krankenhaus unendlich weit weg ist, dass die tausenden anderen Festivalgäste hinter deinem Rücken über dich reden und dass deine Eltern insgeheim schwer von dir enttäuscht sind und ihrem Ruhestand gelassener entgegensehen könnten, hätten sie dich nie in die Welt gesetzt.

    Solltest du danach immer noch scheißen wollen, ignoriere es einfach. Je länger du dich dem Toilettengang verweigerst, desto mehr Flüssigkeit entzieht dein Dickdarm seinem Inhalt, was zu einer höheren Kotfestigkeit führt, die wiederum das Kacken erschwert. Nun, es ist nicht gerade ein schöner Gedanke, sich einen fäkalen Butt-Plug heranzuzüchten, aber die Methode ist zumindest effektiv. Es kann jedoch auch zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Blähungen kommen, wenn du deinen kleinen Stinker zu lange drinnen behältst. In besonders schlimmen Fällen könntest du etwas verwirrt werden oder ins Delirium fallen. Der wirklich worseste Worst Case wäre die Manifestation des oben erwähnten Butt-Plugs, eine so genannte Koteinklemmung. Dann erwartet dich möglicherweise ein monströser Dünnschiss oder Inkontinenz, was gewissermaßen das eigentliche Projekt sabotiert.
    Unboxing

    Wir skippen jetzt ein paar Tage nach vorne. Du und dein Arschloch, ihr habt das Festival unbefleckt überstanden und es ist an der Zeit, die Verdauungsmaschine wieder anzuschmeißen. Versucht jetzt nicht, die widerspenstige Knolle gegen ihren Willen einfach an die frische Luft zu setzen. Damit würdet ihr ziemlich sicher Hämorrhoiden im Enddarm kultivieren. Fang stattdessen einfach wieder mit den Dingen an, die du während des Festivals vermieden hast: Kaffee und Bier helfen, die Situation wieder zu entspannen, aber auch Sport und leichte Abführmittel können einem Wohlfühl-Kackerlebnis förderlich sein. Wenn der Passagier dann immer noch nicht von Board gehen will, musst du dir einen Einlauf geben lassen, hilft auch das nicht, bleibt nur noch die digitale Darmausräumung. Falls du nicht zufällig gefragt hast, was „digital“ in diesem Fall heißt — keine Ahnung, denn die Behandlung ist eigentlich sehr analog (höhö). Bei diesem Verfahren zieht ein Arzt dir mit seinen Händen den hartnäckigen Fäkalzapfen aus dem Arsch. Als ich unseren anonymen Gastroenterologen gefragt habe, wie er reagieren würde, wenn er das bei einem eigentlich gesunden Festivalgast machen müsste, den er davor gewarnt hatte, antwortete der Arzt: „Der Eingriff könnte dann schon etwas ruppiger werden.“

    Jetzt liegt es nur noch an dir! Bist du bereit, Übelkeit, Krämpfe, Blähungen, Inkontinenz, Hämorrhoiden, Koteinklemmung und innere Verletzungen in Kauf zu nehmen? Dann steht diesem Projekt nichts mehr im Wege. Es sollte dann wirklich klappen, ein ganzes Festival ohne einen einzigen Kackvorgang zu überstehen. Viel Erfolg!

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