Skylarking (Flucht und Wiederkehr XX)

Da Menschen des Stromes aus ihren konditionierten Träumen erwachen, ist der junge Tag noch gehüllt in den Leib der Nacht; doch rufen Trommeln aus dem fernen Tempel, die Kontinuität des Seins und der Zeit zu ehren. Die Fellachen hoffen auf Verkündigung des heliakischen Aufgangs – der Rückkehr des Sirius nach siebzig Tagen – und mit ihr, nährender Milch gleich, des reichen Schlammes ihrer Felder.

Kahle, geschminkte Priester vibrieren in Trance, andere verteilen eine starke Tinktur des blauen Lotus. Es ist kalt, gemurmelte Gebetsformeln perlen wie Tau aus Kehlen, da mehr und mehr Versammelte sich übernatürlichen Gesängen ergeben, die nun wie Honig aus dem Inneren des Heiligtums fließen, ja zu tanzen scheinen. Nach und nach, ähnlich einer kollektiven, hypnotischen Verwandlung, invertiert ihr Bewusstsein von Alltag und Überlieferung. Dann, kurz vor der Morgendämmerung, beginnt  der Tempel, die Ankunft der Götter verheißend, magisch zu glühen.

Die Hohepriester, kundig des mittels mystischer Symbolik kodierten Wissens der Anderweltentränke, architektonisch hervorrufbarer Tonfrequenzüberlagerungen, wie auch jener elektrischen Effekte unterschiedlich leitender Baumaterialien oberhalb riesiger, unterirdischer Wasserkavernen, treten nun, verliebt in die eigene Allmacht und als Halbwesen gekleidet, flüchtig im Halbschatten tausender Jahre auf.

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

5 Kommentare

    1. Nicht hierher gehört vielleicht:
      1. Geschichte reimt sich?
      2. Karneval!
      3. Die Musik, die Musik!
      4. Das Blut lüstert
      rot rot rot rot
      lebend; starrt
      braun braun
      tot

    1. Fragt die Altruistin .

      https://youtu.be/Kl5fohd5jps?t=1435 (der Soundtrack zum Text zum Bild)
      https://en.wikipedia.org/wiki/File:Metamorphosis_of_Narcissus.jpg

      Narcissus, in his immobility, absorbed by his reflection with the digestive slowness of carnivorous plants, becomes invisible. There remains of him only the hallucinatingly white oval of his head, his head again more tender, his head, chrysalis of hidden biological designs, his head held up by the tips of the water’s fingers, at the tips of the fingers of the insensate hand, of the terrible hand, of the excrement-eating hand, of the mortal hand of his own reflection. When that head slits when that head splits when that head bursts, it will be the flower,
      the new narcissus,
      —Salvador Dalì

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