Venedig

die Schlauen sind fort : die Kaufleute
& Generäle : Kramhändler zieren
Gassen & Plätze : Damenschuhe
klappern : Amerikaner suchen vergeblich
nach ihren Wurzeln : Kinder : in Gruppen
angereist : singen längst vergessene
Schlager : ein Murmeln : das nachhallt
hörbar über dem Schlagen der Wellen
bringt die hautkranken Häuser zum Bersten

wie räudige Katzen : ausgesetzt : streift man
herum : dies ist ein Ort : man fühlt sich
zusammengehörig : in Weltsprachen plaudernd
über Bellini : verläßt man eilenden Schritts
die Galerie : heitert sich auf im Café
ich streune umher : höre Schreie & Schritte
nachhallen : folge den Herren in braunen
oder blauen Mänteln : besitzergreifend
schmiegt sich Arm um Arm

im Schaufenster blitzen Gesichter auf
man dreht den welterfahrnen Kopf
gegen das Tag für Tag gleiche Angebot
Wurst & Salat : man urteilt & schreitet
zum nächsten Sklavenmarkt : in der Hoffnung
alles muß weitergehen : einst stemmten
die Bauleute Steine als Bollwerk ins Meer
sie starben & andre vollendeten ihr Werk
einst hörte man den Nachhall der Hämmer

Federico Palatino
geb. 1949 in Frankfurt als Sohn eines Stempelfabrikanten geboren, der seinen Sohn zu Ehren Goethes auf den Namen „Federio“ taufen ließ – nomen est omen.

Ein Kommentar

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert