Schwermut

In den Wäldern
fällt die Zeit
vom Geäst.
Ich fange sie
mit meiner Kleidung
und trage schwer
an deiner Stimme,
die noch immer
in den Tagen ruht.

Am Abend wasche ich
den Stoff mit deinem Schweigen
im großen Fluss.

Sigune
1981 in Filderstadt geboren; Diplom-Studiengang Literaturübersetzen in Düsseldorf; Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; unter den Preisträgern beim 5. Brüggener Literaturherbst (2014), beim Kempener Literaturwettbewerb und beim Badener Lyrikbewerb zeilen.lauf (2015).

11 Kommentare

  1. Die Zeilen gefallen mir mit der Zeit immer mehr: sie sind traurig, tieftraurig. Und still.
    Heute jedoch stoße ich leicht an zwei Dingen an: aus „meiner Kleidung“ würde ich „meinem Kleid“ machen und den großen Fluss am Ende vielleicht sogar streichen. So schwebt denn das große Schweigen über allen.

  2. Wer meint, in den Wäldern sei alles beim Alten, ist schon lange nicht mehr dort gewesen.
    Und ansonsten: Ist es nicht peinlich, eine Verschlimmbesserung abzuliefern?
    Dann doch lieber schweigen…

  3. Ich denke, beide Änderungen sind mögliche Varianten – ob nötig, bin ich mir noch nicht sicher.
    Danke auf jeden Fall für die Anregungen.

    Ich glaube, der zweite Kommentar ist eher eine spontane Antwort / Inspiration und nicht als Verbesserung gedacht, jedenfalls habe ich es so gelesen.

  4. Liebe Stefanie, der Gestus Deiner Polemik (Entgegnung des Kommentators drei auf Kommentar zwei) sagt mir: in Deinem Kopf ist noch alles beim Alten. Mach‘ mal weiter so. Dann werden wir hier bald wieder viel

    SPAAAAß

    miteinander
    haben

  5. Übermut

    In den Kühlschränken
    steigt der Dunst
    bis unters Eisfach.
    Ich atme ihn
    durch den Mund
    ein und röchele
    leicht, du sagst
    immer wieder hier
    riecht es nicht

    Gut: keine Ironie
    wie sonst, wenn
    du mich in/auf
    den Arm nahmst.

  6. Beim Tasmanischen Tiger zweifeln die Forscher noch. Bei anderen Arten sind sie sich sicher: Sie sind gar nicht ausgestorben. Immer wieder werden Tierarten entdeckt, die es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Die Wissenschafft spricht dann vom „Lazarus-Effekt“. Viele dieser „Überlebenden“, vom Kurznagelkänguru bis zum Antarktischen Seebären, wurden rein zufällig gefunden.

  7. Ja, sie warten alle, versteckt in den Wäldern, in den Tälern, hinter deinem Sofa. Die Mammute. Die Dinos. Sind alle noch da. Sie haben uns erkannt. Sie verstecken sich vor uns. Sie haben ja auch allen Grund dazu. Warten, dass wir uns bessern. Manchmal schicken sie die Spinnen vor. Kleine Spione. Um nachzusehen.

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