walisische nächte (zweiter gesang)

zwischen den häusern spazierten
menschen neben zebras und antilopen
auf der suche nach einer wasserstelle
dürsteten alle nach wissen
am grunde des meeres
bewegten sich träume im trilobitengang
vorwärts

zeichneten starenschwärme und bienen
flugbilder an den himmel
im kommen und gehen
unterschieden sie sich
nicht

von irgendwoher drang gesang
in die gassen und hinterhöfe
eines faulen sonntagnachmittags
roch es nach gewürzen nach fisch
gedünsteten kräutern
gebratenem gemüse und fleisch
ich folgte den blicken der mädchen
aus augen wie karseen
die jemand liegen gelassen hatte
zwischen häusern einer stummen vorstadt
und fernen dörfern eines felsengebirges am horizont
schwappten verse über die dächer
in einer fremden sprache
im rauch der kamine
stiegen die wörter hinauf in die wolken
eines plötzlich unbekannten himmels
streifte deine hand eine wegwarte
die aufblühte zwischen den heimwehen
nach dem letzten frühlingsmond

wir übten uns in asche
schlenderten polizisten im einsatz
durch lyrische städte
streiften bargänger auf der suche
nach einem whiskey
on the rocks unten am fluss
bei den mädchen
im mondschein
wiegte das wasser die planken
gegen die kaimauer drückte ich dich
meine hand ruhte aus
auf deiner brust
der atem der möwen
spiegelte sich im licht
dein heller hals
legte sich in die gesänge der nacht
und blieb [in den quecksilberträumen]

Werner Weimar-Mazur
geb. 1955 in Weimar; aufgewachsen in Karlsruhe; Studium der Geologie; lebt in Waldkirch im Breisgau; schreibt Lyrik und Prosa; Teilnehmer der ersten Lesung des Lyrikpreises München 2013; Haupt-Preisträger des Athmer-Lyrikpreises 2013; Preisträger (Jurypreis) des Hildesheimer Lyrik-Wettbewerbs 2012; Teilnehmer (Endrunde) beim Preis "Irseer Pegasus 2003; Veröffentlichungen (Printmedien): 2012 Lyrikband "hautsterben" in der Reihe Lyrik der Gegenwart, Edition Art Science, Wien und St.Wolfgang / Österreich (ISBN 978-3-902864-11-6); 1995 Lyrikband "Tauch ein - Gedichte 1970-1994" im Waldkircher Verlag, Waldkirch im Breisgau (ISBN 3-87885-301-7); 1995-2013 zahlreiche Gedichte in Zeitschriften und Anthologien, unter anderem in "Ostragehege", Dresden, "Federwelt", München, "Dichtungsring" Bonn, "Krautgarten, St. Vith / Belgien, "500GRAMM", Bonn, "Inskriptionen", Erata / Leipziger Literaturverlag, "Levure littéraire", "Dulzinea", "Wort_Zone", "Erostepost"; derzeit Arbeit an einem Roman; Mitglied im Literaturforum Südwest e.V. (Literaturbüro Freiburg), in der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., Weimar, und in der Literarischen Gesellschaft Scheffelbund e.V. Karlsruhe

11 Kommentare

  1. Schön. Nur das „gegen die Kaimauer drücken“ finde ich als Frau hart, gewaltsam, kalt und zudem unangenehm. Geht nicht: „an der kaimauer du, meine hand ruhte aus…“ ? Da kann ich mir doch auch so einiges drunter vorstellen…

  2. man könnte?

    „…
    im mondschein
    wiegte das wasser die planken
    gegen die kaimauer (drückte ich?)
    meine hand ruhte aus
    auf deiner brust

    aber, es sollte hart und gewaltsam, brutal, ja, alkohol ist im spiel, quecksilberträume sind giftig, die see / der fluss ist rau, männer sind es, nehmen keine rücksicht, hafenviertel … ich werde das überdenken müssen, sich in asche üben verheißt schon nichts gutes.

    danke für den kommentar und die hinweise, ich weiß

  3. Na gut. Dann eben auf die brutale Tour. Aua, schreit mein Rücken. Liegt wohl daran, dass er keine zwanzig mehr ist und stets auf weichen Perlen gebettet war. Hafenhuren haben ein Kreuz, das trägt..

  4. Das kommt davon, wenn man in Geo und Bio nicht aufpasst… dann kriecht man eben weiter rum wie so ein Trilobit.
    Ich gebe zu: Es ist nicht Allgemeinbildung. Schau doch mal in den guten alten Brockhaus. Oder beweg die Finger auf der Tastatur…

  5. Wirft

    im Krebsgang vorwärts
    eine Kugel! gen
    Himmel

    fängt ihren
    Körper mit zwei
    Menschen

    auf und dann, dann
    wiederholt’s, wider
    Punkte – von innen

    (betrachtet)

  6. O-gott. Das “gegen die Kaimauer drücken” finde ich als Boxer zu hart, gegem die Regeln, heiß und deswegen unangenehm. Geht nicht: “an der kaimauer du, meine hand ruhte aus…” ? Da kann ich mir dann so einiges drunter vorstellen. „In deinem Gesicht“…

  7. Maximal drücken der Wind oder die Wellen ein Schiff oder ein Boot gegen die Kaimauer. Und das ist schon gefährlich. Sehr gefährlich.

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