Beijings Magistralen / nachts

Mondtrunken wandert das Auge vom Himmel
auf die immergleiche Zeitwüste
aus Stein / wo die Menschen sich
im Zaubern versuchen / in Wolkenkratzern
Höhe erklimmen / ihren Rausch
in Quadern & Quadraten austoben

Wüst liegt die Stadt / Öde weitet die Pupillen
betonsperrig rahmt der Horizont die Welt
unübersehbar zerfließend ins Grau der Moderne

Wo kann ich bleiben / innehalten vom Wandern
mein trunkenes Gebet hinausschrein
zum Schweigen bringen das gute Gewissen
welches als Mondaug in jedem Himmel wohnt
gütig / zwinkernd / von Weisheitsfalten
umrandet / Vater du / trauriger Vater

Theodor Holz
geb. in Dresden im Herbst 1989, hab die Wendewirren mit der Muttermilch aufgesogen, Pflastersteine wurden aus dem Bahnhofsvorplatz gerissen und flogen knapp an meinem Kinderwagen vorbei, meine Mutter konnte ihren Beruf als Jungpionierleiterin auf dem Albrechtsberg nicht mehr ausüben, sie nahm an einer Umschulung zur Altenpflegerin teil, während ich brav die Kreuzschule besuchte.

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