oktoberblue

wie spät ist es
der nordwind kennt keine grenzen
kalt ist mir
innen und außen

der herbst liegt
auf dem trottoir
in den blicken trüben sich
die farben eines ganzen jahres

frühsommer wäre schön
ein bisschen geld
fürs vergnügen
und ein wochenende am see

mit dir
wenn du da wärst
und mich lieben würdest
wie in den tagträumen

Christa Issinger
geb. 1963 in Brixen (Südtirol), wohnhaft in Natz-Schabs, ein Sohn. Veröffentlichungen in versch. Anthologien und Literaturzeitschriften, 2014 und 2022 Preisträgerin des Hildesheimer Lyrikwettbewerbes, Autorin des Buches: Die Liebe ist nicht rot.

3 Kommentare

  1. Liebe Christa,

    das Gedicht beginnt mit den herbstlichen Veränderungen in der Natur und endet mit der Klage einer unerfüllten Liebe, die bereits in der ersten Strophe angedeutet wird: „kalt ist mir“.

    Schön die Metapher: „Der Herbst liegt/auf dem Trottoir“. Nicht ganz gelungen scheint mir die Formulierung „In den Blicken trüben sich/die Farben eines ganzen Jahres“, hier stören mich die „Blicke“. Warum nicht „Die Farben eines ganzen Jahres trüben sich“?

    Die dritte Strophe drückt das Ahnen nach Wärme, nach dem Sommer aus, unausgesprochen das Sehnen nach dem Beisammensein mit dem ersehnten Geliebten.
    In der vierten Strophe endlich wird deutlich, warum dem Ich kalt ist innen und außen: Der Geliebte ist nicht nur körperlich entfernt, sondern es ist in Wahrheit ein Geliebter aus Liebestagträumen.

    Ich finde das Gedicht gut komponiert, du vermeidest Kitschiges, das Ich ist eine Frau von heute, die lieben will, aber nicht kann, weil der Richtige noch nicht da ist oder sich nicht für das Ich interessiert. Schön gemacht, Christa.

    Lieben Gruß, Antigone

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