Spiegeldialog
Du bist feist
geworden auf dem Fixierbett
des guten Willens
wähnst du dich sicher – und fett,
gefressen von deinen Fesseln.
Dein Gesicht, ein Mosaik
aus geplatzten Idealen.
Man verliert sich darin
wie in den Schmuddelgassen
einer Vorstadt – B o h è m e.
Ab und an schnallen Sie dich
los und du jonglierst müde
mit deiner Gesinnung, doch
die meiste Zeit liegst du da
mit sedierten Bewusstsein
Ab und an gießt du ein paar Tränen
über deine Narrenmaske,
dass sich die Farben verlaufen
und selbst das ehrlichste Gefühl
darin umkommen möchte.
Manchmal möchte man…
…dein Bild in Scherben legen.
spieglein spieglein – an die wand
begibst du dich in meine hand …
Ich konnte genau elf Gongschläge zählen. Warum hatten wir noch nichts zu essen bestellt? Es verlangte unsere schmalen Körper nach einem üppigen Mittagsmahl. Auf der anderen Straßenseite zeigte sich wieder das Militär. Zwei, drei Soldaten, in braunen Uniformen. Ich tippte Leonore auf die Schulter, die in der Sonne eingeschlafen war. Seit zwei Tagen hatte sie sich zu trinken geweigert. Nicht einmal Leitungswasser aus Valiser Gläsern hatte sie angenommen. Mit Kopfschütteln hatte sie sich wieder dem Fenster zugewandt, vor dem pausenlos die Bauarbeiter hämmerten, ganze Bataillone von Bauarbeitern, kräftig gebaut und mit wenig Geist. Durch die Doppelverglasung der Fenster war das Hämmern der Pressluftbohrer zwar nur gedämpft zu vernehmen, doch allein die Ahnung dieser Straßenszene war mir unangenehm. „Daniel hat mich angesehen wie ein Giftpilz in Unterröcken. Und nur, weil ich ihn gebeten hatte, die Briefe an …“ Ich machte eine unwirsche Handbewegung in Richtung Fenster. „Leonore. Vergiss Daniel.“
nachdem ich aus der pubertät herausgekommen war, träumte ich nur noch im plusquamperfekt.
die schmalen körper wandelten fade zwischen den übriggebliebenen bürgerhäusern entlang. manchmal schlief leonore im gehen ein. der sonnenstrahl, der durch das einschussloch im sandstein fiel, weckte sie, und sie fiel hin. ein fußknöchelleiden.
wer bist du?