Sie betrat die Kneipe gegen acht. Ihr Freund würde erst in einer halben Stunde hier eintreffen. Bis dahin wäre genügend Zeit, in Ruhe eine Zeitung zu lesen. Ihr Blick schweifte durch den Raum auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen. Die Kneipe war ziemlich voll. Nur dort hinten in der Ecke sah sie einen Tisch mit vier Stühlen, von denen drei leer waren.
Ohne lange zu überlegen ging sie zu dem Tisch am Fenster und fragte den dort Sitzenden:
– Entschuldigung, ist dieser Platz noch frei?
– Bitte.
Eine einladende Geste wies flüchtig auf den Platz zu seiner linken, doch was sie in diesem Augenblick wahrnahm, war etwas ganz anderes: Zwei Mandelaugen mit leicht gegeneinander verschobenen Pupillen erstrahlten in einem seltsamen Blau, das einen leichten Brummton von sich gab, so als würde die Erde vibrieren und mit niedrigfrequenter Schwingung durch sie hindurch klingen.
Sie stand wie erstarrt und lauschte in den Kneipenlärm hinein, indes ihr Gegenüber seinen Schreibblock beiseite rückte und eine halbleere Kaffeetasse behutsam an die rosigen Lippen führte. Sie setzte sich mühsam auf den Stuhl und versuchte sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. Sie fixierte aus den Augenwinkeln die gelenkigen Finger, die nun wieder übers Papier zu gleiten begannen, sie atmete unhörbar durch die Haut ihres geschockten Körpers, aus und wieder ein – so leise wie der Schlaf eines Unsichtbaren in seiner tiefsten Phase.
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Ein Körper ist das höchst komplizierte Ganze einer Gruppe von Körperteilen. Jedes einzelne Teil ist in der Lage sich zu bewegen, vorwärts wie rückwärts, doch nur in jenem Maße, wie der Körper seinen Teilen Bewegungsfreiheit einräumt. Diese Freiheit ist ewiger Teil seiner Konstitution. Insofern ist auch die Freiheit ein Körperteil, wenn auch ein ideales. Sie ist die Null, ohne die kein Körper er selbst sein kann – die eine einzige Eins, ohne die es keine Null gibt, sie ist die Eins in der Null.