Die Stadt ist eine Wärmeskulptur [1, 1, 1]

für Igor

Wie wir es geschafft haben, diesen Baumstamm heranzuschleppen, ist mir immer noch ein Rätsel. Der verhaltene Druck auf der rechten Schulter reicht nun hinab bis zur Hüfte. Das Feuer singt – Novembersauna, und oben ein Himmel aus Samt. Das Bächlein plätschert durchs Dunkel, die Sterne glitzern golden aus ihrem ätzenden Rauch hervor. Schweigen. Und durch den ersten Akkord schneidet die Kadenz eines Hüstelns. Der Bogen hebt sich bis über die Augen, Finger marschieren übers Griffbrett – wie viele Saiten sind es hier? Aus der Senkrechten aber kippt der blecherne Dom dorfgeborener Orgelpfeifen in die nächtliche Weite des Sehfeldes, am Mund vor dem  Feuer beginnen ausgefranste Windschläuche durch die  Zeit zu tanzen, flackernd & seltsam vibrierend, die dazugehörige Lunge aber muss sich bis zur Venusgrube geweitet haben. Kam danach je wieder ein Morgen? Wenn das Licht in die Welt einbricht, steht der Mensch allein im Wald und versucht, sich an das Dunkel zu erinnern.

Wie geht es dir heute?

Georg ist mittlerweile zwei Tode älter – ich bin noch so wie ich bin,  und du – tanzende Finger auf glücklichem Steg – bist wieder weit weit weg.

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

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