Triade

Ich bin der Liebhaber,
Chronist der gebrochenen Herzen,
koste vom unerschöpflichen Wein der Lust
jeden noch so bitteren Tropfen –
Ich bin trunken vor Schmerz.

Ich bin der Verlorene,
Prometheus gleich an den Fels geschlagen,
doch nur die Ahnung eines Funkens
auf den Lippen und die offene Brust
noch jedem Geier dargeboten.

Ich bin der Souffleur der Zeit
in diesem Kammerspiel der Tauben.
Immer im Schatten der Bühne,
muss ich Herr der Untertitel
und des Nichtgesagten bleiben.

Doch ich bin hier,
bin immer hier.

Flo
Kurzvita Jahrgang 1985 Nach dem Abitur zunächst Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Essen. Danach eine knapp zweijährige Odyssee durch den Niedriglohnsektor; schließlich Studium zum staatl. anerkannten Sozialarbeiter. Seitdem in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe tätig.

6 Kommentare

  1. gegeben mein auge. sieh diesen punkt am horizont – ort deiner träume. heb deinen hintern in die luft und setz dich in bewegung. beweg dich, hopp-ah. gesetzt, du hast etwas vergessen: erinner dich und lass nicht zu, dass es veräußert werde. meine rab-raby-rabbs halten dich auf dem laufenden, falls die pause dich dürstet nach ihr. Gesetzt, du siehst die ferne endlich vor dir: verschluck die nicht und lass dich nicht verschlucken. Schluck einfach, wie du sprichst, und -. Dreh dich nicht um, nach mir. Nach Ihnen, Freund ferne.
    Dies ganze zweimal noch, dann sehen wir uns wieder. Verlass die Linie, auf der die Träume spuren. Zweimal! Musst du sie verlassen. Der Rest ist Atmen, ewiger Kampf gegen die Leere. Der Lungen. Raum, innen wie außen. Liung, long-long

  2. geliebter – sieger – schausteller im rampenlicht – und er ist nicht – der vorhang fällt – ist nicht und wär so gern der herr der ungesagten zeilen – applaus – nachhaus – so tödlich wie ein sturz ins off – nix wein und lust und geier – nur leere schüssel — so ein richtig gutes soufflè dagegen – zart und locker – von luftiger größe – was für eine kunst – welch ein genuss

  3. Nicolas hatte gewartet. Er hatte, zitternd, im Trenchcoat, es war zu kalt für die Jahreszeit und regnerisch, gewartet. Das Wasser lief ihm in den Kragen. Er würde sich verkühlen. Seine Gesundheit war zart, wir wussten es. Auch wir froren in unseren dünnen Blue-Velvet-Kleidern und hassten unsere klimpernden Armbänder, von denen es tropfte, und die feucht und kalt an unseren Handgelenken klebten. „Wenn Nicolas irgendwo hier draußen ist, er wird sich den Tod holen. Ganz bestimmt, Louise. Seine Gesundheit ist so zart.“ Die Angesprochene nickte und wickelte sich fester in ihr Regencape. Ihre Lippen waren längst hautfarben, wasserfesten Lippgloss kannte sie nicht. Das Licht der Laternen schien grünlich, vermutlich eine Spiegelung durch den Regen. „Sollen wir bleiben oder sollen wir ein Taxi nehmen?“ „Bleiben, Louise, bleiben. Nicolas‘ Halsweh soll meines sein.“ Ein Satz voll Überzeugungskraft. Dennoch suchten Louises Augen nach einer Telefonzelle. In etwa 300 Metern Entfernung, an einem Zaun, der plakatiert war, entdeckte sie eine. Shell Beach.

    Nicolas Verve sprach mit dem Portier. Er habe ein Zimmer, er sei mit seiner Band hier, die hätten sein Geld verspielt und auf seine Kosten verschiedenes geraucht, sich betrunken. Ordentlich. Er sei so nüchtern. Und kalt sei ihm. Sehen Sie nicht das Sauwetter. Er, Nicolas Verve im Trenchcoat, im Jean Paul Gaultier-Anzug, ohne Schirm. „Erwarten Sie nicht zwei Damen?“ „Nein. Meine Angebetete hat mich soeben verlassen. Die Frau, die auf meiner Platte singt.“ „Was?“ „Ja sie. ‚Goodbye‘. Sie kennen sie.“
    Sie. Wir kannten sie nicht. Ihr Gesicht war eine black box, aufgefüllt und gefüttert mit denen fremder Frauen, in Nicolas‘ Film, seinen Videoclips, auf dem Plattencover. Wir liefen durch den Regen, zwei Paar High-Heels auf dem nassen Pflaster, in die Telefonzelle, deren Tür sich kaum noch schließen ließ. Louise hob den Hörer von der Gabel. Wenn sie jetzt ein Freizeichen hörte, wäre das ein Glücksfall. Nicolas in fremden Betten, in fremden Pyjamas, allein im Pyjama – ohne Pyjama, mit fremden Frauen. „Hör auf mit den Geschichten, Louise.“ Ich wandte mich zur Seite und sah durch die regennasse Scheibe der Zelle das Plakat. Ein schlanker Mann, hoch gewachsen. Im 40er Look. Welcome to Shell Beach.

  4. Nicolas, mein Schneeglöcken. Das hatte ich geschrieben. Mein Schneeglöckchen, und es im dictionary nachgeschlagen. Schneeglöcken, weil er im Spätwinter Geburtstag hatte, zur ihrer Blütezeit. Und weil seine Haut ebenso weiß war, so weiß wie – jetzt hatte ich es gefunden – as white as a snowdrop in the early spring.

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