Ich lasse die Hügel hinter mir : vor mir
liegst du mit deinen Wellen & Bächen : im Regen
des Worts verstummst du : ächzend
ein Berg : auf dem der Wein reift
laß uns trinken : du schüttelst
die Schafherde ab : alle Felle
fallen zu Boden : wir stürzen
die Falle schnappt zu : gefangen
sind wir frei : wir haben
nur uns & unsere unendlichen
fließenden Landschaften
Wohin strebt der Fluss, wenn überall nur noch Wasser ist?
Stürz nicht ab in diesen nebelnassen Tagen, leg mir deinen Rücken an den Leib, lass die Winde durch die Bäume jagen und die Blätter fallend klagen, ich werd sein ein warmes Weib.
Was hilft das Gewissen : wenn es zur Stärkung
textiler Hüllen bedarf : die halbe Nacht
hält es uns ab : uns zu erkennen
kommt die Morgenstund : schon geht es
rund : Vorwände lösen sich auf
Vorhänge : Vorhäute fallen
nur ein vulkanisiertes Textil behütet uns
vorm Ausbruch : eilig
vorm Gehen : blickt Aug ins Auge
damit zum Frühstück : nachher
das Gewissen unsichtbar als Drittes
am Tisch sitzt & den unvermeidlichen
Apfel verspeist
„Lüg mich doch nicht an, du hast mit ihm geschlafen, ich sehs doch, die Betten sind zerwühlt!“ Baron Morast schwitze vor Pein und die Wut stocherte in seinen Eingeweiden. Frau von Morast, die eben nur ein sanftes Rascheln mit dem Papiertüchlein erzeugt hatte, fing wie auf einen Trompfetenstoßkommando an zu heulen, indem sie das Tüchlein hoch riss, laut zu wimmern begann und sich augenblicklich schnäuzte. Ja, Eduard war der bessere Liebhaber, er wühlte Laken und Daunenkissen auf, während sie gemeinsam den Akt vollzogen. Was mit ihrem Gatten nur selten möglich gewesen war, Eduard tat es mit Verve und Hingabe.
Erinnerst du dich, für uns warn die Amouren,die Räuber und die Huren,nachts alle unschuldig.
Welle Verve und Warmes Weib, Huren Häute Hindernisse, zwischen vor und nach, wie du die Worte auch würfelst, in der RAUNACHT wächst dir das Fell.
Der Dichter Francis Ponge hat dafür den ingeniösen (leider nur en francais funktionierenden) Neologismus „sexprimer“ vorgeschlagen, der dartun soll, dass es über Sexualität poetisch so zu handeln gilt, wie Liebe selbst, in ihrem Vollzug, sich ausdrückt – „s’exprimer“, d.h. Wörter, Sätze, Verse paaren, durchdringen, reimen, überschreiben, übersetzen sich wechselseitig, „machen Liebe“ mit rein sprachlichen Mitteln, finden sich zu hamonischen Klangereignissen zusammen oder konterkarieren einander in wüster Dissonanz.
Gefangen, sind wir frei. Hinter Göschwitz in der Stadtmauer, flackern Kerzen und flackern. Das Licht, unmerklich nur: verschoben. Ins Rot erst, ins Blau. Kurz vor dem Eintauchen ins Neue, Anflug Schweiz, Propeller wie Triebwerke, Triebe aus Luftstämmen, unter denen es durchrauscht. Um dahinzubrausen. Zwanzig Kilometer weiter breitet sich der Nebel über alles hin. Die Schilder als einzige Spur. Versanken tief im Rücken. Bis nach Hause nur das Vibrieren der Sitze auf ihren Federn. Skeptiker, achtziger Jungs mit elektronischem Schlag, weit aufgerissene Augen. Die Tische finden keine Ruhe mehr. Dahin.
Da hin, da hin
ab wann ist land festland?