160°C

3. April, 13.30

Der Tag beginnt gut. Ich gehe in die Küche und heize den Backofen auf 250°C vor. Da meine Füße heute nicht ganz so klamm sind, lassen sich die Hausschuhe leicht abstreifen. Ich bin zufrieden. Ich öffne die Ofenklappe und lege einen Hausschuh hinein. Die Hitze verteilt sich gleichmäßig, das Thermostat zeigt bereits 160°C an.

14.00

Jetzt ist der Hausschuh richtig knackig. Das freut mich. Ich prüfe wiederholt die Konsistenz. Nix zu meckern. Ich nehme die Küchenzange und hole den Schuh heraus.

16.00

Am Bücherregal zaudere ich, nehme dann einen Band Goethe zur Hand und lenke meine Schritte wieder in die Küche. Der Duft von gebratenem Hausschuh schlägt mir entgegen. Ich wende mich dem Gefrierfach zu, öffne die Klappe und lege den Goethe hinein. Bei minus 18°C wird der Werther bestimmt schön hart.

18.00

Ich bin mir sicher, heute was geschafft zu haben. Es könnte nur hier und da noch effizienter werden.  

9 Kommentare

  1. Ich prüfe wiederholt die Konsistenz. Koexistenz. Noch wurden die Stingers nicht geliefert. Kassam noch bei Kassandra. Die Zukunft voll im Kommen. Bei dreihundert Grad beginnt das Eisen vom Wasser zu träumen, bei sechshundert von Titan als Gitter, bei neunhundert schließlich vom Streit des Großvaters mit dem Sohn seiner Erde. Ich verabschiede mich von mir selbst. Ab tausend tritt das Pantoffeltier in einen neuen Aggregatzustand über. Das Plasma von innen wird zur Höhle von außen. Der Herd verlässt die Horde und verwandelt sich. Aus den glühenden Resten wird ein Rest an Erinnerung. Wenn auch er verlischt, schaue nach oben. Das bist alles – nicht du.

  2. Für das jeweilige persönliche Vermögen, einen über das Profane hinausgehenden Humor zu empfinden, sind mehrere Aspekte der Persönlichkeit, der Begabung und auch der Intelligenz verantwortlich. Die befreiende Komponente eines humorvollen Herangehens auch an Krisen- und Konfliktsituationen wird selbst von seriösen Wissenschaftlern mittlerweile für eindeutig lebensverlängernd gehalten.

  3. Der Sozius ist tot, es lebe die Sozialpädagogik. Nachtasyl, nicht unter fünfzig Cent. Auf Heller und Pfennig: alles abgeschafft, damit die frei fließenden Gewässer durch nichts mehr aufgehalten werden mögen. Schwanensee – totalitäre Kunst (die dürfen nicht reden…

  4. Was gibt es zu bedauern an Untergängen, Übergängen und Fortgängen ? Höchstens das eigene Unvermögen, mit dem Gedanken leben, lachen und wirken zu können, daß „alles fließt“, daß „das Böse der Thronsitz des Guten ist“.

  5. Ich geh doch bei minus 18°C nicht vor die Tür. Schon gar nicht nackt. Die Kordeln an meinem Wendeüberzug legen schon im Hausflur Eisfäden an. Eine schöne Bescherung. Normalerweise ziehe ich um diese Uhrzeit meine Kleider ab. Es lockt das dicke Federbett. Draußen nackt bei minus 18°C fühlt sich vielleicht anders an, eine prickelnde Erfahrung, doch auch Betten können kalt sein und kalt bleiben.

  6. der tag beginnt gut. ich stelle mir den schnee vor. schaufle den backofen voll. realisiere einen einzigen echten unterschied. geschafft, heute brauch ich hier nich mehr zu wischen

  7. Nein, dies war kein guter Tag. Der Backofen blieb kalt, das Eisfach zu. Der Hausschuh klebte am Fuß, dort, wo er hingehörte, der Göthe stand steil im Regal.
    Und als die Temperatur im Zimmer auf wenig unter 20°C fiel, stand und lag alles immer noch so da, wie ich es am morgen vorgefunden hatte.

  8. Der Ofen ist eine Kapsel für Reisen in ferne Bereiche. Gänse und Enten, Puten und Fische tauchen ein ins Innere des Menschen. VERWANDELT KEHREN SIE WIEDER

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