Im Vektorraum [4, 1, 1]

Vers la fin d’une nuit, au moment idéal
Où s’élargit sans bruit le bleu du ciel central
Je traverserai seul, comme à l’insu de tous,
La familiarité inépuisable et douce
Des aurores boréales.
Houellebecq, Die kontrahierenden Operatoren

Es begann mit einer einfachen Bewegung. War es jenes Hin- und Her einer pinselhaarigen Bürste, gefärbtes Schweinehaar in ehrenhafter Erhöhung der Nützlichkeit eines ansonsten ausschließlich zum Verzehr bestimmten intelligenten Wesens, die als späte Erinnerung an den Rüsselblick des Hungers jene Gewohnheit zu ersetzen hatte, deren feuchte belebende Wirkung darin bestand, dass die Zunge einer Schnüffelmaske die Füße des Herdenführers mit dem Rachentau des auf die Verdauung dieser Welt spezialisierten Innenraums einer Grenzbestimmung zwischen fremden und körpereigenen Eiweißstrukturen benetzte und daraufhin aller Staub, wie die Reste des entropischen Prozesses zwischen unten und oben genannt werden mögen, von der Oberfläche der in sich gekehrten Organansammlung verschwand, die selbst wiederum ihr Bild im Nervenzittern der Pixel eines sogenannten Sehfeldes fand, das dem gemeinsamen Untergrund des einen und des anderen, Kreisform mit zwei Löchern, aufs Haar glich. Blickte man aber von oben auf diese Bewegung, so wurden Richtungen unterscheidbar. Der Punkt, an dem sie sich treffen würden, ist Teil des Horizonts, jener Linie, hinter welcher der Himmel im Meer versinkt. Hinter dieser Linie öffnet sich ein Raum, den keines Menschen Auge je erblicken kann, ohne dass die Füße ihre eigene Existenz vergessen und mit ihr allen Staub und alle Feuchtigkeit, die ihnen auf den langen Wegen zwischen dem Hier und dem Horizont zu begegnen pflegen. Dieser Raum ist ideal: er besteht aus Punkten, unendlich kleinen Nichtigkeiten, so wie sie ein Leben im Ganzen ausmachen können und dabei dennoch eine Richtung aufzeigen. Einen Vektor eben, das gedachte Ganze eines annähernd nichtigen Lebens zwischen der universalen Dachkonstruktion mit dem Namen Himmel und einem dunklen, aber nicht unerreichbar fernen wasserbedecktem Grund.

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

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