Erinnerung [2, 1, 1]

Und überall siehst du das Bild
Der glücklichen Begegnung vor dir;
Ein Bild, das dich am Ziele zeigt:
Dem sich dein ganzes Suchen neigt.
A.S. Puschkin, Eugen Onegin (Kap. 3, 15. Abschn.)

Die Vorstellung von der Einheit zweier Gruppenstrukturen war eine Sehnsucht nach Verschmelzung: So wie die Bewegung der Fingerkuppen entlang eines lyrisch gestimmten Saitenraums nebeneinander in der Luft hängender Tiersehnen eine zunächst unüberschaubare, eine ornamentale Formung jenes Gebildes bewirkt, das schon dem winzigen, geschützt in einer Bauchhöhle schwimmenden Wesen als Glucksen unbekannter Gegenstände vor dem inneren Auge Zukunft atmender Intuition steht, ganz als sei die Sichtbarkeit der Welt eine Dauer verheißende Ewigkeitsfunktion kreisender Flüssigkeiten und ihre Spur im Wasser sich stetig verändernder Materie der Weg zum Bei-sich-Bleiben der Knotenform, die kein Herz je kalt lassen wird, so steht die Vorstellung vom Glück ohne Ende in der Pflicht, sich selbst als das zu erkennen, was die Grenzen der Raumbezirke einem Gebilde von der Beschaffenheit des Menschen als Aufgabe stellen, will er seine als Haut manifestierte Isolation in den Drei-Kelvin-Weiten der endlos strahlenden Welt jemals überwinden – und sei es auch nur für einige seltene Augenblicke von der Dauer eines Akkords oder der Ewigkeit jener Erlebnisse, die in den verschiedensten Sprachen in der charakteristischen Gestalt eines Prozesses erscheinen, der die Bezeichnung sterben trägt.

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

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