Oxyrhynchos

Was schimmert dort so golden
Unterm Licht? Ist es
Ein Vogel, Flug-
Gestalt an eines fernen Ufers
Märchenhafter Küste?
Tönende Himmelskehle?
Ein neuer Wolkenbruder, Schwester
Späten Abends vor den Toren dieser Stadt?
Nein,
Ein Fischlein ist’s, das seine Schuppen
Zur Sonne hin geöffnet hat

***

Zwischen den Schuppen
Liegt der Wald
Dieses Leibes verborgen:
Geh hinein,
Du wirst alles
Finden, finden das
Was du immer gesucht hast
Und alles andere auch

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

3 Kommentare

  1. Sätze, die an Jugendstilornamente erinnern, die wie einzeln gemeißelte Bilder stehen. Illustrationen. Ein Insekt, in Stein konserviert. Er zeigt uns eine Liebe, die so konservativ ist, dass sie sogar den Zeitraum überdauert, wo sie nur in der Fantasie eines einsamen weiblichen Kopfes existiert.

  2. „Liegt der Leib dieses Waldes verborgen“ – lauter Masten, die auf dem Urgrund ihres Lebens hin- und her schwanken, ein Buch voller Witze – so viele Buchstaben, und kaum ein gelingender Satz mit Sonnenauf- und -untergang.

  3. Dank für den Fisch, Wolkenbruder, hat mich begleitet bis ans Meer auf einem Flederwisch Papier in meiner linken Hosentasche so golden noch gestrahlt daß Schiffer ihren Kurs verfehlten um mein Haar.

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