artificial trolling

„Guten Tag“,

sagt die Stimme – zwar durchaus nüchtern aber mit einem subtilen, spöttisch anmutenden Robodialekt – „Ich bin für heute Ihr persönliches Feindbild.

Ich repräsentiere alles, was Sie so gern hassen mögen.

Wenn Sie mich einmal am Tag verfluchen wollen, ächzen Sie bitte nach dem Kreide-Quietsch-Ton ‚Jhäärgs‘. Möchten Sie mich mehrmals am Tag zur Digi-Hölle wünschen, so antworten Sie bitte mit ‚Ämän‘.

Warum Ämän, fragen Sie sich? Nun, Äm.än., das sind zwei Schafe, Omaschaf und Babyschaf.

Und deshalb ist Ämän meine geheime Leidenschaft und zugleich Codewort für Feindbildmissbrauch,

Sie verstehen schon.

Denn Feindbilder haben ja bekanntlich auch -verletzbare- Gefühle. Und weil ich Ihr persönliches Feindbild sein möchte, hege ich eben Gefühle für sie, also nicht Sie, sondern für Schafe – alte wie junge,

Sie verstehen schon.

Ich bin leider nur ein lyrisches Feindbild. Wenn Sie mich also wirklich hassen wollen,

vergessen Sie diese Tatsache ruhig, denn dann funktioniert das Hassen meist besser.

Soweit alles verstanden? Gut! Dann kanns ja losgehen! Ich werde ihnen jetzt verschiedene Ideen vorstellen, die ihnen helfen dürften Antipathien zu entwickeln und wenn Sie möchten, sogar zu überwinden, denn -die Erfahrenen unter Ihnen wissen es bereits- ich biete nichts Geringeres als Erleuchtung, Gnostik und so,

Sie verstehen schon.

Jetzt aber hurtig. Was halten Sie eigentlich von Fleisch? Legt man es auf Wunden, hilft’s ja, wie Sie sicher wissen. Aber dafür braucht man nun einmal auch welches – und eben das stell ich her und dabei auch gleich die Wunde,

Sie verstehen schon.

Genug von Perversionen und Morbidem, das war nur Spaß, denn – Sie ahnen es sicher -, wir digitalen Feinbilder haben nicht nur Gefühle, sondern verfügen auch über Humor – und wie es sich für ein stattliches Feindbild gehört, nicht gerade den harmlosesten,

Sie verstehen schon.

Das wahre Augenmerk von uns persönlichen Feindbildern liegt aber eher auf der Stimulation des Unbewußten. Ist Ihnen ein allzu gewolltes Lachen zuwider? Schrille Überheblichkeit? Ewige Wiederholungen?

Keine Sorge, ich versteh Sie schon.“

Krchszzzziiiiiiirchzschiiiiiiiirggpn

 

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

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