nachts

Mitten in der Nacht erwachte ich und hatte das deutliche Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Vielleicht war es die Stille. Kein Auto war zu hören, kein Krakeelen von späten Passanten, selbst das Licht der Straßenlampen drang spärlicher als sonst durch die Vorhänge. Ich starrte eine Weile ins Dunkel des Zimmers und versuchte zu verstehen, was mich geweckt haben könnte. Dann sah ich die Umrisse des Kissenbergs neben mir. Kein Atemgeräusch war zu hören. Asja war nicht im Zimmer. In der Wohnung herrschte vollkommene Stille.
Ich stand auf und ging in die Küche. Alles war dunkel, nur der Kühlschrank summte plötzlich. Auch im Badezimmer war niemand. Ich trank kühles Wasser aus dem Wasserhahn. Ich schaltete das Licht erst in der Küche und dann im Wohnzimmer an und wieder aus. Ich lauschte angestrengt in die schweigende Nacht. Nichts. Keine Asja, keine Nachricht. Es war unwahrscheinlich, unwirklich, nicht zu erklären.

eisenhans
Martin Jankowski: geb. 1965 in Greifswald, lebt in Berlin. Songs, Gedichte, Essays, Erzählungen, Roman. Zuletzt göttliches vergnügen auf erden und kosmonautenwalzer (Lyrik, beide aphaia Verlag 2014).

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert